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Fall 7: Stirnnarbe als Störfeld

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In der Anfangszeit meiner Migränebehandlungen kam eine Mutter mit ihrem 10-jährigen Sohn in meine Praxis. Mindestens zweimal in der Woche musste der Junge wegen Migräneanfällen von der Schule nach Hause gehen. Das Ganze seit seinem Skateboard-Sturz vor sechs Monaten. Er war bei diesem Sturz auf die Stirn gefallen und hatte dort seither eine etwa 5 cm lange Narbe. Während der Schulferien hatte er regelmäßig bis zu sechs Wochen keine Migräne. Seine Mutter ging daher davon aus, dass der Schulstress wohl die Ursache für sein Leiden sei. Die Tatsache, dass die Migräne erstmals zwei Wochen nach dem Sturz auftrat, hielt sie für Zufall.


Mein Vorschlag, das Nächstliegende zu tun und das potentielle Narbenstörfeld neuraltherapeutisch durch Unterspritzen mit Procain zu entstören, fand bei der Mutter wenig Anklang. Zumal der Junge schon bei dem Gedanken an eine Spritze in die Stirn ängstlich das Gesicht verzog. Ich behandelte ihn mehrere Male osteopathisch und mit Laserakupunktur, doch weder die Häufigkeit noch die Intensität der Migräneattacken besserten sich. Jetzt gelang es mir die Familie zu überzeugen, dass es notwendig war, die Narbe zu entstören. Die Mutter meinte, es könne eigentlich nicht an der Narbe liegen, da diese ja auch in den Ferien da gewesen sei, er aber trotzdem in dieser Zeit keine Migräne hatte. Sie ließ sich dennoch auf den Versuch ein. Die Narbe bereitete ich mit einem schmerzlindernden Pflaster vor. Tapfer biss der Junge unter Tränen die Zähne zusammen, während ich die Narbe unterspritzte. Daraufhin war das Kind zwei Monate migränefrei. Nach einem erneuten Anfall wiederholten wir die Behandlung sofort noch einmal. Danach traten keine weiteren Anfälle mehr auf, wie mir die Mutter neun Monate später bestätigte. Das Narbenstörfeld war ausgelöscht.


Was war nun die Erklärung dafür, dass der Junge während der Schulferien, trotz des Narbenstörfeldes, keine Migräne hatte? Die Erklärung liefert hier wieder das Fassmodell. Wenn das Fass der sich addierenden Ursachen überzulaufen droht, entlädt es sich in einer Migräneattacke. Solange das Fass aber nur halb voll ist, passiert gar nichts. Der Körper besitzt eine wunderbare Kompensationsfähigkeit. Ist das Fass aber ganz voll, genügt schon eine Kleinigkeit, wie z. B. ein Wetterwechsel, um es zum Überlaufen zu bringen. Beim Entleeren des Fasses spielt es nun keine Rolle ob wir oben oder unten Volumen abzapfen. Wenn es halb leer ist, kompensiert der Körper die Belastung wieder problemlos alleine. Der Schulstress füllte offensichtlich schon vor dem Sturz die eine Hälfte des Fasses. Das hinzukommende Narbenstörfeld auf der Stirn im Bereich des 1. Astes des Trigeminusnervs, der ohnehin eine wichtige Rolle in der Migräneentstehung hat, füllte die andere Hälfte. In den Ferien reichte das Narbenstörfeld alleine nicht aus, das Fass zu füllen, weshalb trotz der Narbe keine Migräne auftrat. Dies ist auch die Erklärung dafür, dass manchmal unterschiedliche Therapeuten mit unterschiedlichen Therapieansätzen zum gleichen Ergebnis kommen können.

Der Migräne-Detektiv

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