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1.1.2 Die qualitative Galaxie der Zeit

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Wie bereits in die quantitative Galaxie starten wir auch in die qualitative mit der genaueren Klärung des Begriffes: „Qualität (lat.: qualitas = Beschaffenheit, Merkmal, Eigenschaft, Zustand).“ (Wikipedia 2009, http://de.wikipedia.org/wiki/Qualit%C3%A4t). Qualität kann sich dann aus der Summe dieser Teile ergeben oder aus ihrer jeweiligen Bewertung. Dabei braucht der Blick nicht außen hängen zu bleiben sondern schließt alles im Inneren mit ein.

Als Symbole der qualitativen Galaxie dienen die Welle oder der Rhythmus, um zu unterstreichen, dass es innerhalb der Qualität auch ein auf und ab gibt und diese nicht immer auf einem gleichen Level existiert. Die Leitgedanken eines qualitativen Zeitumgangs lauten:

 „Alles zu seiner Zeit.“

 „Wenn die Zeit reif ist.“

In der qualitativen Galaxie stehen die Eigenzeit oder die eigenen Zeiten einer Sache, Aufgabe oder eines Lebewesens, im Vordergrund. Etwas passend machen, was nicht passt, wird in den einzelnen Sternbildern nicht zu finden sein. Stattdessen bestimmen ein Denken und Handeln, die davon ausgehen, dass es unterschiedliche Zyklen, Rhythmen und Pole gibt, zwischen denen Schwankungen existieren, die überall zu finden sind. Hier ein paar Beispiele, um dieses Naturgesetz der qualitativen Galaxie zu verdeutlichen:


 Tag und Nacht

 Ebbe und Flut

 Plus und Minus

 Gesundheit und Krankheit

 Leben und Tod

 An- und Entspannung

 Hoch und Tief

 Erfolg und Misserfolg

 die Jahreszeiten

 Biorhythmen/Leistungskurven

Es ist ein bekanntes Phänomen, dass wir zwar unsere Atmung immer weiter beschleunigen können, dadurch allerdings immer flacher atmen (reine Brustatmung), was ab einem gewissen Punkt trotzdem zu Sauerstoffmangel und zum Umkippen führt (das sogenannte Hyperventilieren). Das Gleiche ist mit unserem Herz möglich. Es immer und immer schneller schlagen zu lassen, führt irgendwann dazu, dass trotzdem nicht mehr Blut transportiert wird. Ähnliches wird für den Computer behauptet, der häufig als Sinn- und Vorbild für Schnelligkeit und Multitasking-Fähigkeit gilt. Dabei arbeitet er, eher sequentiell versetzt als gleichzeitig und dabei so rasend schnell, so dass es uns wie parallel erscheint. Sogar Auszeiten soll sich ein Computer gönnen. Ohne die käme ein Leistungssportler in seinem Training nicht weiter. Leistungsfähigkeit und Schnelligkeit der Muskeln entstehen nicht alleine dadurch, dass ich rund um die Uhr trainiere. Stattdessen ist unter anderem das ideale Verhältnis zwischen Ruhe- und Entspannungszeiten einerseits und Belastung und Training andererseits entscheidend. Bezeichnet wird es als Superkompensation:

Ist die Regenerationsphase zwischen Trainingsbelastungen zu groß, geht der Trainingseffekt wieder verloren. Wird hingegen zu viel oder/und zu intensiv trainiert, hat der Körper nicht genügend Zeit zur Regeneration und das Leistungsniveau sinkt ab (Übertraining).

Ziel ist nun, durch richtige Abstimmung von Trainingsbelastungen und Regeneration die Leistungsfähigkeit zu steigern und ein Übertraining zu vermeiden.“ (Wikipedia 2009, http://de.wikipedia.org/wiki/Superkompensation)

So prägt den Zeitumgang in der qualitativen Galaxie ein Leben nach den folgenden Weisheiten, die übrigens auch in der psychologischen Galaxie gut bekannt sind :

  „In der Ruhe liegt die Kraft“ (Sprichwort).

 „Ich habe keine Zeit, mich zu beeilen.“ (I. Strawinsky)

 „Dem Geduldigen laufen die Dinge zu, dem Eiligen laufen sie davon.“ (asiatische Weisheit, Urheber unbekannt).

 „Alles wirklich Wertvolle lässt sich nicht kaufen. Es wird uns geschenkt.“ (P. Friebe)

 „Man kann nur gut leben, indem man oft genug nicht macht, was man sich vornimmt.“ ( E. Canetti)

In der Zeitmanagement-Literatur finden sich in diesem Sinne Schlagwörter wie Entschleunigung, Simplify und Downsizing oder der Leitspruch „Wenn du es eilig hast, mach langsam.“ Till Eulenspiegel und der kleine Prinz können gerne als Vorbilder dienen. Ihre Zeitintelligenz wird gerne mit folgenden Beispielen beschrieben:

 Till Eulenspiegel empfiehlt einem Kutscher, lieber langsam zu fahren, um schneller am Ziel zu sein. Erst nachdem die Achse durch Schlaglöcher gebrochen ist, versteht ihn auch der Kutscher.

 Der kleine Prinz nach Antoine De Saint-Exupéry beantwortet die Frage, was man mit der durch durststillende Pillen eingesparten Zeit anfängt, auf seine Weise. Er würde die Zeit nutzen, um gemählich zum Brunnen zu gehen und genussvoll ein Glas Wasser zu trinken.

Wen die „Entdeckung der Langsamkeit“ weiter interessiert, dem empfehle ich den gleichnamigen Roman von Stan Nadolny. Wer gerne mit dem Medium Film reisen möchte und weitere Anregungen zum quantitativen und qualitativen Umgang mit Zeit sucht, besorge sich „Moderne Zeiten“ von Charles Chaplin oder die Verfilmung von „Momo“ nach dem Buch von Michael Ende. Wer jetzt schon ein paar praktische Anregungen wünscht, der probiere oder trainiere folgende Verhaltensweisen im Sinne eines qualitativen Zeitumgangs:

 Langsam und ohne Ablenkungen oder Unterbrechungen essen. Die Weisheit des Dalai Lama „Wenn ich Tee trinke, trinke ich Tee.“ könnte den Genuss steigern, die Verarbeitung fördern und die Menge reduzieren.

 Slow Food entdecken, statt ständig auf Fast Food zu setzen. Recherchieren, wer oder was Slobbys sind.

 Statt der kürzesten und schnellsten Fahrstrecke sich eine angenehme, schöne wählen und auf keinen Fall andere überholen.

 Sich in die längste Schlange am Schalter oder der Kasse stellen, statt die kürzeste und schnellste zu suchen.

Zum Abschluss fasse ich die wesentlichen Punkte noch einmal zusammen:

 In der qualitativen Galaxie stehen Rhythmus und Eigenzeiten im Vordergrund.

 Grenzen, Schwankungen, Wellenbewegungen, Zyklen und Pole charakterisieren diese Galaxie.

 Das Denken und Handeln ist geprägt vom Prinzip „Weniger ist mehr“, eine Besinnung auf das Wesentliche, die Orientierung an naturgegebenen Gesetzmäßigkeiten und Weitsicht (eher mittel- und langfristiges Denken und Handeln als kurzfristig orientiertes).

 Die wesentlichen Voraussetzungen in der qualitativen Galaxie sind Langsamkeit, Ruhe und Wartezeiten, die oft eng mit einer hohen Intensität und Tiefe verbunden sind.

Die Kunst des Timings

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