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1.1.3 Die psychologische Galaxie der Zeit

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Wie gewohnt, beginnen wir mit einer Definition, um zum ersten Mal gemeinsam in die dritte Zeitgalaxie aufzubrechen. „Psychologie ist eine empirische Wissenschaft. Sie beschreibt und erklärt das Erleben und Verhalten des Menschen, seine Entwicklung im Laufe des Lebens und alle dafür maßgeblichen inneren und äußeren Ursachen. Der Begriff stammt aus dem Griechischen, nach dem ursprünglichen Sinn von Psyche eigentlich Atemkunde oder Lebenslehre, üblicherweise jedoch mit Seelenkunde wiedergegeben, im Englischen dagegen study of the mind.“ (Wikipedia 2009, http://de.wikipedia.org/wiki/Psychologie)

In Sinne dieses Buches steht das Erleben von Zeit im Rahmen der Gefühlswelt im Mittelpunkt. Wir sprechen in der Regel von Zeitwahrnehmung oder Zeitgefühl. Als begleitende Bilder der psychologischen Galaxie bieten sich der Bauch, das Herz und unser Gehirn an. Neben der biologischen Zeit (wie Naturzeiten, Körperzeiten) existiert also auch eine geistige Zeit, die stark mit unserer Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Konzentration, Bewegung und unseren Gefühlen verbunden ist.

Zeit verläuft nicht nur linear und gleichmäßig im Takt, wie es uns die Uhrzeit vormacht. Wir können Zeit auch dehnen und stauchen, so dass sie uns wie eine Ewigkeit erscheinen kann oder wie im Fluge vergangen ist. In der psychologischen Zeit-Galaxie herrscht also ein subjektives Zeitempfinden und wir haben die Möglichkeit das Tempo unseres Zeiterlebens selber zu beeinflussen und zu gestalten. Dabei spielen sowohl innere als auch äußere Faktoren eine Rolle, die wir später noch einzeln und ausführlich beleuchten. Außerdem darf der noch zu erwartende Blick auf die bewusste und unbewusste Seite unserer Gefühle und Stimmungen Ihre Neugier auf mehr wecken.

In der psychologischen Galaxie existieren manchmal sogar weder Raum noch Zeit. Zu erleben ist das bei Aufgaben, die unsere Aufmerksamkeit und Konzentration durch ihren Schwierigkeitsgrad und unser Interesse optimal fordern. Bezeichnet wird dieses Phänomen auch als Flowgefühl. Andererseits ist auch bekannt, je hektischer und schneller wir unser Leben durch eine hohe Mobilität und Flexibilität gestalten (quantitative Galaxie), umso stärker entsteht in uns ein Gefühl der Zeitnot. Außerdem haben wir das Gefühl, dass die Zeit besonders schnell vergeht, wenn viel passiert. Sobald Ruhe und dadurch Langeweile aufkommt, entsteht dagegen ein Gefühl der Ewigkeit. Unser Gehirn gewöhnt sich schnell an ständige Reize und Unruhe, wordurch wir dann ungeduldig werden oder sogar negative Gefühle in reizarmen Zeiten entwickeln. Sich länger auf eine einzige Sache zu konzentrieren, erfreut unser Gehirn bald nicht mehr. Gut, dass es Handys, E-Mails usw. gibt, denn dann haben wir ja wenigstens einen guten Grund, uns der aktuellen Situation zu entziehen, wenn es auch in einen Teufelskreis führt. In der Medizin sprechen die Menschen in diesem Zusammenhang von Hyperaktivität oder dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Sie können dann direkt zu Medikamenten greifen, um schnell wie bisher weitermachen zu können (so gehen wir mit unserer Zeit in der quantitativen Galaxie um) oder zeitaufwendiger an den Ursachen arbeiten. Eine spezielle psychologische Maßnahme ist der immer populärer werdende Weg ins Kloster, um Entspannungstechniken zu lernen oder ein Schweigeseminar zu besuchen. Hier ist nicht ausgeschlossen, dass Sie all-inclusive Ihre Sinne wieder schärfen (d.h. besser hören, riechen, schmecken können).

Zum Ende dieses Abschnittes führt uns unsere erste Erkundungsreise in die psychologische Galaxie noch einmal zur einführenden Definition zurück. In ihr ist die Entwicklung als ein Aspekt hervorgehoben. Für unseren Zusammenhang besteht die Parallele, dass unser Lebensalter unser Zeitempfinden beeinflusst. Jugendliche empfinden Zeit als deutlich langsamer als Erwachsene. Sie warten in der Regel noch wesentlich stärker auf die verschiedensten Dinge (z. B. Erwachsen werden) als Erwachsene und haben deutlich weniger Verpflichtungen (Dinge im Alltag zu erledigen). Eine weitere psychologische Erklärung lautet, dass Zeit an unseren Erinnerungen gemessen wird. Je mehr Erinnerungen wir haben, je größer die Vergangenheit wird, je älter wir werden, umso schneller vergeht für uns die Zeit.

Zusammenfassend sind für die dritte Galaxie folgende Punkte hervorzuheben:

 In der psychologischen Galaxie stehen Zeitwahrnehmung und Zeitempfindungen im Vordergrund.

 Der subjektive Charakter der Zeit kennzeichnet diese Galaxie.

 Das Denken und Handeln wird stark durch bestehende Gefühle und Stimmungen geprägt.

 Die wesentlichen Voraussetzungen und Bedingungen in der psychologischen Galaxie sind unsere Sinne und unsere Wahrnehmung (so kann z. B. der Verlust von Sinneswahrnehmungen und/oder Schäden am Gehirn zu gravierenden Einschränkungen oder dem vollständigen Verlust des Zeitempfindens führen).

Die Kunst des Timings

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