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1.3 Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor den Gefahren

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In der ganzen Welt weisen Forscher, Wissenschaftler, Ärzte, medizinische Fachverbände, Fachgesellschaften sowie Gesundheitsorganisationen seit Jahren auf die Gefahren täglicher mentaler Stressbelastungen eindringlich hin. Studien zeigen, dass die Wahrscheinlichkeit zu erkranken bei stressbelasteten Menschen im Vergleich zu denjenigen ohne Stressbelastungen deutlich höher liegt. Auch dann, wenn Menschen bereits erkrankt sind, ist der Verlauf der Erkrankungen mit mentalen Stressbelastungen deutlich schlechter. Das Risiko dafür, ein schwerwiegendes Ereignis wie einen Schlaganfall, einen Herzinfarkt, ein Nierenversagen, eine Depression oder einen Burnout zu erleiden, steigt unter diesen Bedingungen überproportional stark an.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) geht davon aus, dass Stressbelastung bereits der Risikofaktor Nr. 1 für die Gesundheit ist oder es in der nahen Zukunft werden wird und warnt seit Jahren vor diesen Gefahren. (Quelle: World Health Organisation Congress, 2003)i.

Das Risiko, die Schäden und die Anzahl der an „Stresskrankheiten“ leidenden Menschen liegen noch deutlich vor Herzerkrankungen, Krebserkrankungen oder Diabetes mellitus. Dies ist beeindruckend, besonders vor dem Hintergrund der sich explosionsartig entwickelnden kardiovaskulären und metabolischen Erkrankungen. Gleichzeitig werden die Menschen mit mentalen Stressbelastungen und den daraus folgenden Erkrankungen immer jünger. Die sich abzeichnende Zukunft ist wenig positiv: Die Zahl der Betroffenen steigt von Jahr zu Jahr dramatisch an.

Nicht nur bereits chronisch Erkrankte sind von Stressbelastungen besonders häufig betroffen, es trifft immer mehr auch scheinbar völlig gesunde Menschen, die ohne weitere Risikofaktoren, scheinbar aus heiterem Himmel, einen Infarkt oder ähnliche schwerwiegende Ereignisse erleiden.

Ein mögliches Beispiel hierfür könnte der plötzliche Herztod des Tierpflegers Thomas Dörflein aus Berlin sein, der im Alter von 44 Jahren tot in seiner Wohnung aufgefunden wurde. Der sensible Pfleger des Berliner Eisbären war lange in den Schlagzeilen und auf den Titelseiten großer Berichterstattungen. Jedoch im Beruf und Privatleben lebte er eher zurückgezogen. Bei seinen Kollegen galt er als ruhig, freundlich, manchmal etwas wortkarg. Den Medienrummel um ihn und den kleinen Bären hatte er nie recht nachvollziehen können. Für ihn war Knut in erster Linie eine berufliche Aufgabe und dennoch ein wichtiger „Bezugspartner“. Alles lief zur besten Zufriedenheit, bis die Zoo-Direktion aus Sicherheitsgründen den direkten Kontakt zu Knut unterbinden musste. Besonders die anstrengende Zeit im Rampenlicht der Öffentlichkeit und die neue Situation, die Verantwortung für Knut abgeben zu müssen, dürften Dörflein zugesetzt haben. Wie reagieren Menschen, wenn sie keine Verantwortung mehr haben dürfen und sich die Lebenssituationen plötzlich gravierend ändern? Wie verkraften Menschen die Situation, überall in den Medien präsent zu sein, plötzlich eine öffentliche Person zu sein? Was geht in den Menschen vor, die heute noch im Rampenlicht stehen und dann plötzlich das Gefühl haben, keine Aufgabe mehr zu haben? Dieser Fall und ähnliche Verläufe sind letztendlich keine Einzelfälle.

Darüber hinaus zeigen die aktuellen Forschungsergebnisse immer genauer, wie die durch Stress induzierten krankmachenden Prozesse im Detail, auf zellulärer Ebene, in unserem Körper ablaufen.

Ärzte, Internisten und Kardiologen kennen die Gefahren und Krankheiten, die aus mentalen Stressbelastungen hervorgehen können, nur zu gut aus den eigenen Praxen.

Ein typisches Beispiel aus dem Alltag: Ein Mensch regt sich auf, ärgert sich oder gerät in Wut. Das Herz steht unter mentalen „Stress“-Belastungen, es ist nicht mehr im normalen Rhythmus. Es schlägt oft spürbar schneller. Was ist geschehen? Es gibt am Herzen spezielle steuernde Zentren, die für den gleichmäßigen Herzschlag verantwortlich sind. Diese den Herz-Rhythmus steuernden elektrischen SignalImpulse sind unter Stress-Situationen oft gestört. Unter dem Einfluss der vermehrt ausgeschütteten Stresshormone und des veränderten sympathischen/parasympathischen Nervensystems gerät das Herz in einen schnelleren und unregelmäßigen Rhythmus. Dies ist in der Arztpraxis einerseits gut messbar, andererseits spüren Patienten diese Symptome auch am eigenen Leib. Stress-Situationen belasten und schädigen das Herz stark. Je öfter dies am Tag geschieht, desto schlechter ist es für denjenigen. Neue Daten zeigen auch sehr eindrucksvoll, dass bereits einzelne Belastungssituationen das fatale Ereignis eines Infarktes auslösen können. Jede Stress-Situation reduziert die Gesundheit und richtet Schäden an. Auch dies ist für viele Menschen unbekannt und neu. Zu oft glauben Menschen noch immer, dass die alltäglichen Stressbelastungen für sie harmlos sind und dass sie ihnen nichts ausmachen können.

Was am Herzen noch geschieht

Zusätzlich pumpt das Herz auch noch gegen einen höheren Druck und damit einen höheren Widerstand der Blutgefäße des gesamten Körpers an. Denn unter Stress wird mehr Blut in der gesamten Körpermuskulatur wie der Arm- und Beinmuskulatur benötigt. Der Mensch wird durch diese Reaktionen während der Stress-Situationen immer wieder für den möglichen anstehenden Kampf oder die nötige Fluchtreaktion mobil gemacht.

Das Problem am Herzen entsteht vor allem dann, wenn die zur Verfügung stehende, den Herzmuskel versorgende Sauerstoffmenge nicht mehr ausreicht, um den erhöhten Bedarf des arbeitenden Herzmuskels zu decken. Jetzt nimmt die Gefahr zu, denn unter Sauerstoffmangel leiden die Herzmuskelzellen und arbeiten nicht optimal. Die konkrete Gefahr besteht darin, dass unter diesen Situationen schmerzhafte Angina-Pectoris-Attacken ausgelöst werden können oder ein akuter Herz-Infarkt entsteht. Ein zusätzliches Risiko verursacht der erhöhte Blutdruck im gesamten Körper, der oft über Stunden erhöht bleibt.

Langfristig verschlechtern solche Stress-Episoden die Arteriosklerosegefahr erheblich. Die Gefäßfunktion verschlechtert sich deutlich, zusätzliche Ab- und Auflagerungen in den GefäßInnenwänden stören die gesunde Gefäßfunktion und bilden in kurzer Zeit lebensbedrohliche Plaque. Hierfür verantwortlich sind zum Beispiel auch die stark zunehmenden und vermehrt auftretenden Entzündungsprozesse in den Gefäß- und Herzmuskelzellen. Diese richten zusätzlichen Schaden an. Am Herzen wird Gewebe geschädigt und die Herzleistung wird zusätzlich reduziert.

Manche Kardiologien haben diese Zusammenhänge bereits erkannt und Konsequenzen gezogen. Sie gründeten eine neue Forschungsrichtung innerhalb der Kardiologie und nennen diese die Psychokar-diologie. Sie sind der Überzeugung, dass psychosoziale Belastungen zu Infarkten, Arteriosklerose, Bluthochdruck, der koronaren Herzerkrankung und/oder Diabetes mellitus (etc.) führen können. Auch sie beschäftigen sich nun sehr intensiv mit diesem Thema und weisen nach, welche Folgen aus Stressbelastungen hervorgehen können. Sie gehen davon aus, dass neben den etablierten Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Bewegungsmangel, hohen Cholesterinwerten, Diabetes mellitus usw. Stressbelastungen einen zusätzlichen negativen Einfluss haben können.

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