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Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 13. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]
[Stempel: Lagezimmer]

32 Ausfertigungen, 21. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 21

I) Politische Übersicht:

Im Reich und in den besetzten Gebieten ist nichts besonderes vorgefallen.

II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Einsatzgruppe A: Standort Riga. Es liegen keine besonderen Meldungen vor.

Einsatzgruppe B: Standort Minsk.

Augenblickliche Lage in den Kolchoswirtschaften des weißruthenischen Gebietes: Von Minsk aus ist es erstmalig möglich gewesen, eine eingehende Überprüfung der landwirtschaftlichen Betriebe im altsowjetrussischen Gebiete, die seit Jahren nach dem Kolchosbzw. Sowchossystem gearbeitet haben, auf ihre augenblickliche Betriebs-und Leistungsfähigkeit durchzuführen. Als erstes Ergebnis dieser Überprüfung konnte festgestellt werden, daß die Vorsitzenden der Kolchosen ebenso wie die Direktoren der Sowchosen in sämtlichen Betrieben abwesend waren. Zum Teil sind sie als kommunistische Funktionäre geflohen, zum Teil sind sie mit anderen Kolchosenmitgliedern zur Armee eingezogen. Der Fortfall der Kolchosvorsitzenden und der Sowchosdirektoren ist jedoch für die Betriebsfähigkeit der Betriebe als nicht entscheidend zu werten, da diesen, neben politischen Aufgaben, meist nur die Verbindung mit den Groß-Verteilungsstellen (Basen) und anderen Behörden oblag, während für den inneren eigentlichen landwirtschaftlichen Betrieb die sogenannten Brigadiers (Arbeitseinheitsführer) zuständig waren und zum grössten Teil auch heute noch anwesend sind. Zur rein führungsmäßigen Inbetriebsetzung der Kolchosen bedarf es nur der Einsetzung einer Autoritätsperson für mehrere Kolchosen, da von den Kolchosbauern nun eine Initiative von seiten der deutschen Verwaltung erwartet wird, der gegenüber sie verantwortlich sind und die den Befehl zum Arbeitsbeginn gibt. Eine eigene Initiative zu entfalten, fürchten sich die Kolchosbauern, insbesondere auch die Brigadiers, mangels Verantwortungsgefühls und angeblich aus Furcht. Hierüber erscheint schnellstens Aufklärung der Landbevölkerung durch Flugblätter notwendig, die gleichzeitig die Zuständigkeit der einzelnen deutschen Stellen klar herausstellt. Die Schädigung der Kolchosen und Sowchosen durch die Kriegshandlungen ist sehr unterschiedlich. Während Wirtschaften, die abseits der Strassen liegen, von Requisitionen und Plünderungen verhältnismäßig verschont geblieben sind, haben die Kolchosen und Sowchosen in der Nähe der grossen Strassen erheblich gelitten und zwar insbesondere hinsichtlich des Pferde-und Viehbestandes. Einmal sind von der Sowjetregierung mit Kriegsausbruch erhöht Pferdeeinziehungen und Schlachtungen grösseren Ausmaßes veranlasst worden. Ferner haben die rückflutenden roten Armeen geplündert, schliesslich ist von den deutschen Truppen wahllos und rücksichtslos requiriert worden. Gültige Requisitionsbescheinigungen konnten nicht festgestellt werden. Ebenso ist in den seltensten Fällen bezahlt worden. Diese Reduzierung der Viehbestände hat dazu geführt, daß eine normale Fleischversorgung der Stadtbevölkerung und der Truppen ohne schwerste Gefährdung der Substanz am Viehbestand ausgeschlossen ist. Das vorhandene Vieh kann, da genügend Futtermittel vorhanden, bestimmt den Winter über durchgefüttert werden. Nach Ansicht der Kolchosbauern verspricht die diesjährige Ernte über den Durchschnitt gut zu werden. Nach Reichsmaßstäben muss sie jedoch als stark unterdurchschnittlich, wenn nicht als Mißernte angesehen werden, was in erster Linie auf die ausserordentlich mangelhafte Bestellung und das schlechte Saatgut zurückzuführen ist.1 Die technische Durchführung der Ernte, welche in 3 bis 4 Wochen beginnen dürfte, kann als gesichert angesehen werden, unter der Voraussetzung, daß bis dahin in organisatorischer Hinsicht eine klare Führung geschaffen ist. Die Traktoren der einzelnen Stationen, von denen die Kolchosen betreut wurden, sind zum grössten Teil verschwunden, von der Roten Armee requiriert oder unbrauchbar gemacht. Bei den Sowchosen, die eigene Traktoren hatten, ist die Lage die gleiche.2 Ernteeinbringung mit vorhandenen Traktoren und Pferdebestand ist dennoch als möglich anzusehen. Dazu kommt, daß von dem weißruthenischen Stadtkommissar als Sofortmaßnahme die Rückführung der seit 1928 zwangsweise verstädterten Landbevölkerung auf das Land eingeleitet worden ist. Während die Stadt Minsk ernährungswirtschaftlich entlastet wird, werden der Landwirtschaft neue Arbeitskräfte zugeführt. Bauern stehen gleichfalls zur Ernteeinbringung bereit und sind durchweg arbeitswillig, erwarten nur Befehl. Insgesamt ist die Landbevölkerung den Deutschen gegenüber viel freundlicher eingestellt als die stumpfe verproletarisierte Stadtbevölkerung. Bei Kolchosbauern allgemeiner Wunsch, später eigenes Land zu erhalten. In Einzelfällen ist bereits Eigenland-und Viehverteilung nach willkürlicher Art versucht worden. Sie erklärten, die deutsche Verwaltung werde schon die richtige Lösung finden. Hauptsache Arbeit, Brot und Besserung der Verhältnisse. Bei vielen Kolchosbauern noch gute Erinnerungen an deutsche Leistungsfähigkeit und deutsche Verhältnisse aus den Erfahrungen des Weltkrieges. Die Einsatzgruppe wurde vom Oberstleutnant Ubrich als Beauftragten des Kriegsverwaltungschefs und vom Landesbauernführer Wagner aufgesucht.3 Oberstleutnant Ubrich hat den Auftrag, von Minsk aus die Landwirtschaft des gesamten weißruthenischen Gebietes zu organisieren und zu leiten. Mehrere Trupps von deutschen Landwirten, die als Sonderführer eingezogen sind, bereits zur Erfassung der Kolchosen und Sowchosen angesetzt. Weitere 100 Sonderführer im Anmarsch. Rücksprache ergab Übereinstimmung der Auffassungen. Bei der Erfassung der Kolchosen und Sowchosen werden von den Erfassungstrupps den neubestellten Kolchosleitern Ausweise ausgehändigt, um Rückhalt gegen unberechtigtes Requirieren zu geben.

Die Mitnahme von ca. 30 weißruthenischen Intelligenzangehörigen aus dem Generalgouvernement und den neuen Ostgebieten hat sich besonders nach dem Eintreten der Einsatzgruppe in Minsk bewährt und als eine unumgängliche Notwendigkeit erwiesen. Da der gesamte Verwaltungs-und Wirtschaftsapparat in Minsk beim Eintreffen der Wehrmacht völlig zerschlagen war, zeigten sich die hier tätig gewesenen Feldkommandanturen der Lage gegenüber ziemlich hilflos. Es wurde daher von der Einsatzgruppe aus die Einsetzung des Dr. Tumasch als Stadtkommissar betrieben, der als Vertreter von Dr. Schtuschors-Warschau bisher in Litzmannstadt tätig war und dort mit dem SD-Abschnitt in Verbindung stand. Dr. Tumasch sind 3 weitere zuverlässige Weißruthenen, die mit der Einsatzgruppe nach hier gekommen waren, beigegeben. Dr. Tumasch und seinen Mitarbeitern ist es gelungen, Verbindungen zu den wenigen ortsangesessenen und noch hier verbliebenen Mitgliedern der ehemaligen weißruthenischen Bewegung zu erhalten, die ab 1928 von den Bolschewiken systematisch verfolgt und zerschlagen wurde. Dr. Tumasch und seine Mitarbeiter sind bemüht, als vordringlichste Aufgaben die Ernährung der Stadtbevölkerung sicherzustellen, über ein Arbeitsamt die arbeitsfähige Bevölkerung wieder in den Arbeitsprozess einzuspannen und die seit 1928 unter bolschewistischem Druck zugewanderte Landbevölkerung wieder auf’s Land zurückzuführen. Ausserdem wird die beschleunigte Wiederinstandsetzung der Wasser-und Stromversorgung, ferner die Unterbringung der obdachlosen Flüchtlinge betrieben. Zur Bekämpfung der in der Stadt immer wieder entstehenden Feuerschäden ist die Aufstellung eines unbewaffneten weißruthenischen Feuerschutzes eingeleitet, der gleichzeitig vom Stadtkommissar für andere Zwecke verwendet werden kann. Es wird darauf hingewiesen, daß der Einsatz der Weißruthenen ausschliesslich auf dem Gebiet kommunaler Selbstverwaltung als unumgängliche Notwendigkeit erfolgte. Die Weißruthenen sind durch Belehrung seitens der Einsatzgruppe davon überzeugt, daß eine darüberhinausgehende politische Betätigung zunächst völlig unzweckmäßig ist. Zukünftigen Entscheidungen über das Schicksal der Weißruthenen ist somit keinesfalls vorgegriffen. Ebenso keinerlei Festlegungen der weißruthenischen Frage. Durch die von der Einsatzgruppe betriebene Einsetzung von Weißruthenen in der provisorischen Verwaltung sind neben den nachrichtendienstlichen Verbindungen Ansatzmöglichkeiten geschaffen, um erforderlichenfalls eine nationale weißruthenische Propaganda zwecks Absonderung des Weißruthenentums vom Großrussentum zu betreiben; insbesondere im altsowjetrussischen Gebiet ist das weißruthenische Selbstbewusstsein fast völlig erloschen, und das Weißruthenentum lebt in der breiten Masse der Bevölkerung nur in der Sprache weiter. Die feststellbare Ablehnung der Bolschewiken und damit Moskaus bietet gegebenenfalls bei geschickter Propaganda Ansatzmöglichkeiten zu einer stärkeren völkischen Absonderung der Weißruthenen.

In Minsk ist von den zuerst durchziehenden Truppen ein Zivilgefangenenlager errichtet worden, in dem nahezu alle männlichen Einwohner der Stadt untergebracht waren. Die Einsatzgruppe wurde gebeten, gemeinsam mit der Geheimen Feldpolizei das Lager durchzukämmen. Zur Entlassung gelangten bisher nur Personen, die sich einwandfrei ausweisen konnten und die weder politisch noch kriminell belastet sind. Der im Lager verbleibende Rest wird einer sorgfältigen überprüfung unterzogen und jeweils nach Maßgabe des Ermittlungsergebnisses behandelt werden. 1050 Juden wurden zunächst liquIdiert. Weitere werden täglich laufend zur Exekution gebracht. Hinsichtlich der noch im Lager verbliebenen Nichtjuden wurde mit der Liquidierung der Kriminellen, der Funktionäre, der Asiaten usw. begonnen.4 Ferner wurde ein Judenrat gebildet, die Einrichtung eines Ghettos und die äussere Kennzeichnung der Juden in die Wege geleitet.5 Die im Gefängnis Minsk untergebracht gewesenen Häftlinge wurden von den Bolschewisten entlassen, soweit es sich nicht um politische Gefangene handelte. Die politischen Gefangenen wurden von den Bolschewisten vor ihrem Abzug erschossen. Die Fahndung nach den entlassenen kriminellen Häftlingen ist eingeleitet.

In Wilna hat das dortige Einsatzkommando zunächst bis zum 8.7. 321 Juden liquidiert. Der litauische Ordnungsdienst, der nach Auflösung der litauischen politischen Polizei dem Einsatzkommando unterstellt worden ist, wurde angewiesen, sich an der Liquidierung der Juden zu beteiligen. Hierfür wurden 150 litauische Beamte abgestellt, die die Juden festnehmen und sie in Konzentrationslager schaffen, wo sie noch am gleichen Tage der Sonderbehandlung unterzogen werden. Diese Arbeit hat jetzt begonnen, und so werden laufend täglich nunmehr etwa 500 Juden u.a. Saboteure liquidiert.6 Ungefähr 460000 Rubel Bargeld sowie eine grosse Anzahl von Wertsachen, die den der Sonderbehandlung unterzogenen Juden gehörten, wurden als reichsfeindliches Vermögen beschlagnahmt und eingezogen. Das ehemalige Gewerkschaftsgebäude in Wilna wurde der DAF auf ihren Antrag sichergestellt, desgleichen die bei Banken auf Gewerkschaftskonten stehenden Gelder in Höhe von 1,5 Millionen Rubel. Die Festnahme von mehreren schwer vorbestraften, bewaffneten Räubern lässt darauf schliessen, daß in Zukunft mit dem Auftreten von Räuberbanden zu rechnen ist. Von litauischer Seite wurde dem Einsatzkommando Kenntnis davon gegeben, daß sich die in Wilna ansässigen Polen z. Zt. der Bolschewistenherrschaft in einer Gesamtstärke von 12000 Mann zu Wehrorganisationen zusammengeschlossen und Waffenlager angelegt hätten. Die Fahndung nach diesen Lagern ist eingeleitet. Die von der Einsatzgruppe und der Militärverwaltung eingeleitete Bereinigung der litauischen Selbständigkeitsbestrebungen im Wilna-Gebiet hat inzwischen weitere Fortschritte gemacht. Von der Militärverwaltung wurde nunmehr endgültig festgelegt, dass sämtliche politischen Fragen, insbesondere Schaffung einer Regierung oder eines Nationalkomitees bis zum Abschluss der Operationen zurückgestellt werden. Ebenso werden keine litauische Wehrmacht oder militärische Formationen geduldet. Dafür ist ein litauischer Aufbaudienst mit 3 Unterteilungen eingerichtet worden: a) Selbstschutzabteilung, b) Ordnungsabteilung, c) Arbeitsabteilung. Diese Abteilungen stehen unter deutscher Aufsicht und Anleitung, eine etwaige Bewaffnung wird von Fall zu Fall angeordnet. Bezeichnung „Polizei“ für die Ordnungsabteilung wurde von seiten der Einsatzgruppe abgelehnt, damit Polizeibegriff ausschliesslich für deutsche Formationen gilt.7 Die Auflösung der bisherigen litauischen politischen Polizei ist in Wilna ohne Schwierigkeiten vollzogen; einzelne geeignete Kräfte arbeiten im Auftrag des Einsatzkommandos unter Bezahlung durch das Stadtkomitee weiter. Die Versuche, durch Einschaltung der weißruthenischen Volksgruppe ein Gegengewicht gegen die überaus aktive litauische Bevölkerung zu schaffen, werden fortgesetzt. Militärverwaltung in Wilna hat den Einbau von Weißruthenen in das Stadtkomitee zunächst zurückgestellt. Es wird jedoch seitens der Einsatzgruppe die Notwendigkeit einer solchen Maßnahme beim Befehlshaber des rückwärtigen Heeresgebietes betont werden. Gleichfalls wird vorgeschlagen werden, daß der Wilnaer Sender auch weißruthenische Sendungen durchgibt. Die von der Einsatzgruppe geförderte Aktivierung der Weißruthenen stösst in Wilna an sich schon auf erhebliche Schwierigkeiten, da dort nur sehr wenige geeignete Führerpersönlichkeiten vorhanden sind und diese bezüglich ihrer volkstumsmäßigen Aufgaben recht unklare und unbrauchbare Formulierungen gebrauchen. Es ist daher von hier aus vorgesehen, ggf. intelligente Weißruthenen durch Vermittlung von Dr. Schtuschors, Warschau, für Wilna zu beschaffen. Durch ein nachrichtendienstliches V-Männernetz werden die einzelnen völkischen Gruppen im Wilnagebiet: Litauer, Polen, Weißruthenen in ihrer politischen Tätigkeit überwacht. Eine Reihe polnischer Geheimorganisationen, die sich während des Sowjetregimes im Wilnagebiet gebildet hatten, konnten erfasst werden und werden laufend überwacht. Eine antideutsche Betätigung konnte bisher nicht festgestellt werden. Durch Maßnahmen der Militärverwaltung ist jetzt die Lebensmittelversorgung Wilnas für 14 Tage gesichert. Das Stadtkomitee hat nach deutschem Muster eine Lebensmittelkartenverteilung durchgeführt. Auf Veranlassung der Militärverwaltung haben auch die ehemaligen litauischen Justizbehörden ihre Tätigkeit in beschränktem Maße wieder aufgenommen, um vor allem durch Schnellverfahren Verstösse gegen hygienische Verkaufsvorschriften, gegen Lohn-und Preisstopverordnungen zu ahnden, ferner zur Schleichhandels-und Wucherbekämpfung. In Wilna ist durch das Einsatzkommando IX umfangreiches Aktenmaterial im dortigen jüdischen Museum beschlagnahmt worden, das eine Niederlassung des zentralen Moskauer Instituts für jüdische Kultur darstellt.8

In Bialystok wurden ausser den 215 jüdischen und bolschewistischen Funktionären noch 35 NKWD-Agenten erschossen. Die Dienststelle des NKWD war völlig ausgebrannt. Lediglich in den Kellergewölben konnten noch verschiedene Listen sichergestellt werden. Die Exekutionen erfolgen in gleicher Stärke laufend weiter. Es hat sich gezeigt, daß der polnische Teil der Bevölkerung die exekutive Tätigkeit der Sicherheitspolizei durch Erstattung von Anzeigen gegen jüdische, russische und auch polnische Bolschewisten unterstützt. Die polizeiliche Sicherheit des Stadtbezirks sowie der umliegenden Ortschaften ist z. Zt. infolge Fehlens weißrussischer Polizeikräfte nicht ausreichend gewährleistet. Die Sowjets haben bei ihrem Einzug in Bialystok im Jahre 1939 alle Polizei-und Strafvollstreckungsbeamten nach Sibirien verschickt und die Exekutive mit einem neu aufgestellten Beamtenapparat ausgeübt. Dieser Apparat ist jedoch vor der Besetzung durch die Wehrmacht von den Russen durch Vernichtung aller Akten und Vorgänge und durch die Flucht der Beamten restlos aufgelöst worden. Es wird daher unter Heranziehung der weißruthenischen Kräfte und ehemals polnischer Kriminalbeamter eine Hilfspolizei gebildet, die dem Einsatztrupp in Bialystok sachlich unterstellt ist. In Grodno und Lida sind zunächst in den ersten Tagen nur 96 Juden exekutiert worden. Ich habe Befehl gegeben, daß hier erheblich zu intensivieren sei.9 Das Haus der kommunistischen Partei in Grodno wurde sichergestellt und das aufgefundene Material beschlagnahmt. Im NKWD-Gebäude konnte eine Kartei mit Lichtbildern erfasst werden; ferner wurden Fotos gefunden, die Aufschluss über die Mordarbeit der GPU geben, sowie Aufzeichnungen eines russischen Offiziers, aus denen einzelne Vorbereitungen der Sowjets zum Krieg erkennbar sind. Die Tätigkeit aller Kommandos hat sich zufriedenstellend entwickelt. Vor allem haben sich die Liquidierungen eingespielt, die jetzt täglich in grösserem Maße erfolgen. Die Durchführung der notwendigen Liquidierungen wird jedenfalls unter allen Umständen gewährleistet. In steigendem Maße zeigt sich, daß hinsichtlich der Erfassung von Widerstandsbewegungen, Partisanen, roten Funktionären, Juden die Hauptlast bei den Einsatzkommandos im rückwärtigen Heeresgebiet liegt, bedingt durch das allmähliche Auftauchen der in die Wälder und Sumpfgebiete Geflüchteten. Ein schnelles Vorziehen der Einsatzkommandos ausserhalb ihres Sicherungsdivisionsbereiches ist deshalb sachlich nicht zweckmäßig.

Von den Einsatzgruppen C und D liegen keine besonderen Meldungen vor.

III) Militärische Ereignisse: Keine Meldungen eingegangen.

Verteiler:

RFSS und Chef der Deutschen Polizei

Chef der Sicherheitspolizei und des SD

Chef der Ordnungspolizei

Alle Amtschefs I, II, III, IV, V, VI, VII

SS-O’Stubaf. Rauff

IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

IV E, IV E5

II A 1

Pol.Rat Pommerening

Reg.Rat Paeffgen

IV-Gst. (3 Stück)

IV A 1 d (5 Reserve)

Aus:BAB, R 58/214


1 Die deutschen Berechnungen des russischen Getreideüberschusses waren ebenso oberflächlich u. unzureichend wie die Kriegsvorbereitungen im Allgemeinen, da sie auf einer erheblichen Unterschätzung basierten. Zu den ernährungs-u. wirtschaftspolitischen Erwartungen u. Planungen deutscher Instanzen vor Beginn des „Unternehmens Barbarossa“: Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht, S. 64ff.; Christian Gerlach: Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg, Hamburg 1998; ders.: Kalkulierte Morde, S. 36ff.; Browning/Matthäus: Die Entfesselung der „Endlösung“, S. 347ff.; Alex J. Kay: Exploitation, Resettlement and Mass Murder. Political and Economic Planning for German Occupation Policy in the Soviet Union, 1940–1941, New York-Oxford 2006, S. 26 ff.; ders.: „Hierbei werden zweifellos zig Millionen Menschen verhungern“. Die deutsche Wirtschaftsplanung für die besetzte Sowjetunion und ihre Umsetzung 1941–1944, in: Transit – Europäische Revue 38, 2009, S. 55–77; ders.: Verhungernlassen als Massenmordstrategie. Das Treffen der deutschen Staatssekretäre am 2. Mai 1941, in: Zeitschrift für Weltgeschichte 11(2010), S. 81–105.

2 Die Politik der verbrannten Erde, welche die Rote Armee bei ihrem Rückzug anwandte u. hier erstmals von den EG bemerkt wurde, überraschte die Deutschen völlig; vgl. Klaus Segbers: Die Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg. Die Mobilisierung von Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft im „Großen vaterländischen Krieg“ 1941–1943, München 1987; Arnold: Die Wehrmacht und die Besatzungspolitik in den besetzten Gebieten der Sowjetunion, S. 158 ff.

3 Mit der Reorganisierung der Landwirtschaft im Besatzungsgebiet waren je nach Region u. Zeitpunkt unterschiedliche Instanzen vor allem der Wehrmacht u. der Zivilverwaltung beschäftigt; vgl. Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht, S. 87ff.; Gerlach: Kalkulierte Morde, S. 142ff.; zur weißrussischen Hilfsverwaltung: ebd., S. 196 ff.; Chiari: Alltag hinter der Front, S. 123 ff.

4 Zu den Exekutionen im dortigen Zivilgefangenenlager: Gerlach: Kalkulierte Morde, S. 503ff.

5 Zur Ghettoisierung der Juden in Minsk: ebd., S. 521 ff. Die Anordnung der FK dazu erging am 19.7.1941; NARB, 359–1–8. Die Einsetzung von Judenräten erfolgte durch Verwaltungsanordnung Nr. 2 Berück Mitte v. 13.7.1941; ebd., 393–3–42; grundlegend dazu: Shalom Cholawsky: The Jews of Bielorussia during World War II, Amsterdam 1998.

6 „Geheime Feldpolizei und Sicherheitsdienst (SD) wirken zusammen bei der Bekämpfung jüdischer Übergriffe. Sämtliche Juden sind durch Abzeichen gekennzeichnet. Eine große Zahl von Erschießungen hat bereits stattgefunden. Ich habe mit dem sehr loyalen Führer des SD, Obersturmbannführer Dr. Filbert, vereinbart, daß diese Erschießungen möglichst unauffällig stattfinden u. der Truppe verborgen bleiben“, Bericht über die Tätigkeit des Div.Stabes 403 in Wilna (undat./1941), BA-MA, RH 26–403/4a; vgl. Urteil LG Berlin v. 22.6.1962, BAL, B 162/14138; Kruk: The Last Days of the Jerusalem of Lithuania, S. 51 ff.

7 Die Befürchtungen der NS-Führung vor einer Verselbständigung nationaler Eigenständigkeitsbestrebungen artikulierten sich deutlich in Hitlers Ausführungen am 16.7.1941 vor führenden NS-Funktionären (Himmler war allerdings bei dieser Besprechung nicht dabei): IMG, Bd. 38, S. 86–94; Browning/ Matthäus: Die Entfesselung der „Endlösung“, S. 388 ff., 399 f.


Nr. 12: Angehörige der zur Einsatzgruppe C abgeordneten Kompanie des Reserve-Polizeibataillons 9

8 Bezieht sich wahrscheinlich auf die 1892 in Wilna gegründete Strashun Judaica-Bibliothek, deren Bestände später vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg im Gebäude des 1925 gegründeten Yidisher Visnshaftlekher Institut (YIVO) gesichtet u. ins Reich abtransportiert wurden; vgl. Kruk: The Last Days of the Jerusalem of Lithuania, S. 212ff. Die EG betrieben im Auftrag des RSHA ihre eigenen Archiv-u. Bibliotheksrequirierungen in der besetzten Sowjetunion.

9 Zu Heydrichs Kritik an der fehlenden Präsenz der EG in Grodno: Klein: Die Einsatzgruppen in der besetzten Sowjetunion, S. 321 f.; Browning/Matthäus: Die Entfesselung der „Endlösung“, S. 384.

Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941

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