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Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 17. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]
[Stempel: Lagezimmer]

34 Ausfertigungen, 22. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 25

I) Politische Übersicht:

a) Im Reich: Es liegen keine besonderen Meldungen vor.

b) Übrige besetzte Gebiete:

Chef der Einsatzgruppe Belgrad meldet: In der Nacht v. 13.7.41 auf den 14.7.41 wurde von kommunistischer Seite der Versuch unternommen, zwei Brücken in der Nähe von Obrenovac sowie den Eisenbahnviadukt bei Ritanj zu sprengen. Außerdem wurden mehrere Telefonleitungen durchschnitten. Größerer Schaden ist durch die Sabotageversuche nicht entstanden. 10 führende Kommunisten aus dem Ort Obrenovac wurden erschossen.

II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Der Befehlshaber der Sipo u. d. SD Krakau meldet:

a) Einsatz im ehem. russ.-Polen: Entsprechend der mir auf Grund meines FS-Antrages erteilten Genehmigung habe ich aus Angehörigen der Sipo und des SD im Generalgouvernement Einsatzkommandos bezw. Einsatztrupps zur Erfüllung Aufgaben sicherheitspolizeilicher und SD-mäßiger Art in dem Generalgouvernement gegenüberliegenden neubesetzten Raum des ehem. russ.-Polen gebildet. Die Kdos. bezw. Trupps haben über die alte sowjetrussische Grenze die ihnen zugewiesenen Standorte bezogen und ihre Tätigkeit aufgenommen. Die bezogenen Standorte sind folgende: EK Lemberg mit Trupps in Lemberg, Tarnopol, Drohobycz und einem fliegenden Trupp. EK Brest mit Trupps in Brest, Pinsk, Luzk, Rowno, Kowel, Rawa-Ruska. EK Bialystok mit Trupps in Bialystok, Nowogrodek, Baranowicze, Grodno. Für die notwendige zusammenfassende usw. Tätigkeit besteht ein kleiner Stab unter meiner Führung in Lemberg. Verbindungsmöglichkeit nach Lemberg und zu den einzelnen EK besteht in Ermangelung einer FT-Anlage nur über Kurier Radom bezw. Lublin (Kdr. d. Sipo u. d. SD).1

b) Lage im ehem. russisch-Polen: Einstellung zu Sowjets allgemein ablehnend. Anti-bolschewistische Tendenz. Verwaltung: Bürgermeister in den Städten restlos, auf dem Lande größtenteils eingesetzt. Nach Äusserungen des Unterstaatssekretärs Kundt Verwaltungsaufbau wie folgt: 5 Gebietskommissare und 5 Stadtkommissare (beide in Personalunion) in Rowno, Luzk, Tarnopol, Lemberg und Drohobycz. Gebiets-und Stadtkommissare sind Hoheitsträger des Reiches. Bevölkerung kann Verwaltungsstellen bis zum Leiter eines Kreises (Oblast) einnehmen. Wirtschaftliche Lage: Lebenswichtige Betriebe, mit Ausnahme der Gebiete, wo geordneter Rückzug der Russen möglich (Drohobycz-Boryslaw), wenig zerstört. Tätigkeit im allgemeinen im vollen Umfange aufgenommen. Versorgung mit Lebensmitteln vorerst sichergestellt. In Städten unzureichend (Brot und Fleisch), Lebensmittel aber wider Erwarten vorgefunden. Ansätze des Marktverkehrs, Bauern liefern fast nur im Tauschhandel. Von Zahlungsmitteln fast ausschließlich deutsches Geld gefragt, Rubel ungern genommen, da Ausserkraftsetzung erwartet. Betrieb der Ladengeschäfte ruht fast vollkommen. Landwirtschaft: Feststellung überall erfolgt. Saatenstand nach russischen Verhältnissen mittel bis gut, mit Ausnahme der Gehöfte, wo größere Kampfhandlungen stattfanden. Kulturelle Gebiete: Besuch der Gottesdienste äusserst stark. Kirchen machen Ansprüche auf frühere Besitzungen (Klöster und Güter) geltend. Vereinzelt Genehmigung seitens der Wehrmacht. Nach bisheriger Übersicht von Sowjets nichts verschleppt. Einsetzung von komm. Verwaltern und Vereinbarung mit Sonderbeauftragtem des Reichserziehungsministeriums, Hofrat Watzke. Von einzelnen Volksgruppen Wunsch nach eigener Presse. Für Ukrainer auf hies. Veranlassung Rechnung getragen durch Herausgabe einer politisch farblosen ukrainischen Tageszeitung in Lemberg. Sonstige Zeitungen sowie Parteiorgane (Bandera-Gruppe) Herausgabe unterbunden. Volksgruppen: Volksdeutsche melden sich laufend. In Bialystok bisher 10 Familien. Angeloaka bei Lemberg volksdeutsches Dorf mit ca. 91 Familien. Bei jüdischer Bevölkerung Rückkehrerstrom in größere Städte festzustellen. Auftreten zunächst zurückhaltend und ängstlich, jetzt trotz schärfster Maßnahmen z. T. herausfordernd frech. Versuche im Wirtschaftsleben zu verbleiben, angeblich unentbehrlich. Bildung von Judenräten im Gange. Einführung des Armbindenzwanges erfolgt. Polen versuchen sich loyal aufzuspielen. Widerstandsgruppe bereits in Erscheinung getreten (Lemberg). In Lemberg sehr viel polnische Intelligenz vorhanden. Weißruthenen vielfach zurückhaltend. Intelligenz wenig vorhanden, daher voraussichtlich zur Aufbauarbeit wenig brauchbar. Spannungen zwischen Polen und Weißruthenen bereits bemerkbar.

c) Stimmung unter der ukrainischen und polnischen Bevölkerung: Die Stimmung unter ukrainischer Bevölkerung ist im allgemeinen als gut zu bezeichnen. In den letzten Tagen macht sich jedoch immer mehr die radikale Propaganda der Bandera-Gruppe bemerkbar. Ansässige Bevölkerung verurteilt das Treiben der Bandera-Gruppe. Die Unabhängigkeitspropaganda dieser Organisation nicht ohne Wirkung. Streben nach Verselbständigung macht sich in allen Kreisen, vor allem aber unter der ukrainischen Stadtbevölkerung bemerkbar. Die polnische Bevölkerung zweifelt im allgemeinen nicht an einem Sieg der deutschen Truppen. Ferner beschäftigt die Polen, ähnlich wie die Ukrainer die Frage, ob dieses Gebiet einem evtl. ukrainischen Staat zugeteilt oder ob es ein Bestandteil des Generalgouvernements wird.2 Polnische Intelligenz in ihrer Feindseligkeit den Deutschen gegenüber den Polen im Generalgouvernement keinesfalls nachstehend, versucht mit allen Mitteln die deutschen Stellen von ihrer angeblich positiven Einstellung zum Reich zu überzeugen. Allgemein wird krampfhaft alles unternommen, um die wahre deutschfeindliche Einstellung zu tarnen, und wie man sich in diesen Kreisen des öfteren ausdrückt, an die „friedliche und geschichtliche Zusammenarbeit der Deutschen und Polen zu österreichischer Zeit“ anzuknüpfen. Der eigentliche Einfluß der Widerstandsbewegung kann jetzt noch nicht übersehen werden. In Lemberg selbst ist sie jedoch bereits durch Herausgabe und Verbreitung von zwei illegalen Flugblättern in Erscheinung getreten.

d) Propaganda der OUN-Bandera-Gruppe: Gesamte propagandistische Tätigkeit der Bandera-Gruppe erfolgt nach einem festen und wohl durchdachten Plan. Nach der Proklamation der „ukrainischen Landesregierung“ in Lemberg wurden entsprechende Unabhängigkeitskundgebungen auch in anderen Städten der ehem. poln. Wojwodschaften Lemberg, Tarnopol und Luzk durchgeführt. Die Bandera-Gruppe hat sogen. Propagandatrupps aufgestellt, die unmittelbar nach der Besatzung durch deutsche Truppen in jeder größeren eroberten Ortschaft sofort sogen. Unabhängigkeitskundgebungen abhalten und örtliche Selbstverwaltungsorgane einsetzen. Ferner wurden Plakate, Flugblätter und z. T. auch illegale Zeitungen verbreitet, in denen die im Lemberger Sender bekanntgegebenen Aufrufe (Proklamation der ukrainischen Landesregierung) zur Veröffentlichung gelangen und ausschl. für die OUN bezw. Bandera-Gruppe Propaganda gemacht wurde. Das Erscheinen von OUN-Zeitungen, die ohne Genehmigung herausgegeben wurden, ist von hier unterbunden worden. Die von der Bandera-Gruppe gleich in den ersten Tagen nach der Einnahme der Stadt Lemberg für sich beschlagnahmten ca. 20 Druckereien wurden der Benutzung durch die Bandera-Gruppe entzogen. Bandera-Gruppe tritt überall als die angeblich vom Reich zur Organisierung des ukrainischen Lebens beauftragte politische Gruppierung auf.

Meldungen der Einsatzgruppen A–C liegen nicht vor.

Einsatzgruppe D: Standort Piatra Neamt.

EK 10a Standort Belzy: Das Kommando 10a hält sich in Belzy auf. Die Zerstörungen erweisen sich umfangreicher als man zunächst angenommen hatte. Eine Anzahl Brände wurden von rumänischen Soldaten plan-und ziellos angelegt. Gewisse Teile der Bevölkerung sind in die Stadt, die vor ihrer Einnahme etwa 60000 Einwohner, davon etwa 32000 Juden hatte, zurückgekehrt. Disziplinlosigkeit rumänischer Truppenteile, die rücksichtslos plünderten, und das Fehlen einer geordneten Aufsicht führten dazu, daß sich die hier verbliebene Zivilbevölkerung, insbesondere die Rumänen in großem Umfang an der Plünderung beteiligten und aus den verlassenen Häusern herausholten, was nicht nietund nagelfest war. Um darin eine Besserung zu erreichen, wurde der rumänischen Polizei, die mit einem Kommando aus Jassy eingetroffen ist, die Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit gestattet. Sie entsendet Streifen zur Bekämpfung des Plündererunwesens und führt die notwendigen polizeilichen Maßnahmen im engsten Einvernehmen mit dem EK durch. Sie enthält sich aber entsprechend einer gegebenen Anweisung jeder Tätigkeit auf politischem Gebiet. Es ist mit dem Eintreffen eines von Jassy entsandten rumänischen Bürgermeisters zu rechnen. Für die Zwischenzeit werden die Verwaltungsgeschäfte von einer dazu geeigneten Persönlichkeit, die mit dem EK in Verbindung steht und von der Stützpunktkommandantur mit der Wahrnehmung der Geschäfte beauftragt worden ist, geführt. Schon vor dem Eintreffen der Stützpunktkommandantur konnten vom Kommando verschiedene vorbereitende Maßnahmen für die Wiederöffnung der Versorgungsbetriebe in die Wege geleitet werden, die nunmehr von der Stützpunktkommandantur fortgesetzt werden. Es haben in den vergangenen Tagen und Nächten wiederholt erhebliche Ausschreitungen rumänischer Soldaten gegen Juden stattgefunden. Die Zahl der dabei getöteten Juden ist nicht feststellbar, dürfte aber mehrere Hundert erreichen.3 Am Abend des 10. Juli hatten rumänische Militärbehörden etwa 400 Juden jeglichen Alters und Geschlechts zusammengetrieben, um sie zur Vergeltung für Angriffe auf rumänisches Militär zu erschießen. Es war dabei zu bemängeln, daß die technischen Vorbereitungen für die Durchführung des Planes unzulänglich waren. Auf Wunsch des Kommandeurs der 170. Inf.Division beschränkte sich der rumänische Befehlshaber im letzten Augenblick auf die Erschießung von 15 männlichen Juden. Die rumänische Polizei sammelt die arbeitsfähigen Juden und nimmt sie in Bewachung. Diese Juden werden im übrigen zu Aufräumungs-und Reinigungsarbeiten herangezogen. Auf Wunsch des Kommandeurs der 170. Inf.Division wurden vorgestern etwa 70 Geiseln, deren Zahl auf 200 erhöht werden soll, festgenommen, um die Truppe gegen eine Wiederholung hinterlistiger Angriffe, wie sie sich mehrfach ereignet hatten, zu sichern. Da erneut ein deutscher Militärkraftwagen in einem Vorort von Belzy beschossen worden war, erfolgte eine Erschießung von 10 Geiseln.4 Sämtliche führenden Staats-und Parteifunktionäre sind flüchtig. Die Überprüfung verschiedener Ukrainer, die sich in der hies. Gefangenensammelstelle befinden, ergab, daß sie sämtlich ohne jede Begeisterung in den Krieg gezogen sind und die Deutschen als Befreier erwarten. Es ist ihnen beim russischen Militär gesagt worden, daß sie von den Deutschen im Falle ihrer Gefangennahme erschossen werden würden; sie waren aber auf Grund der ihren Vätern, die im Weltkriege deutsche Kriegsgefangene waren, zuteilgewordenen Behandlung der Überzeugung, daß das nur Lügen der roten Machthaber seien. Auch aus anderen Quellen ist bekannt geworden, daß die Ukrainer sich in größeren Mengen von der aktiven Teilnahme am Kampf gegen den deutschen Vormarsch fernhalten.

III) Militärische Ereignisse: Keine Meldungen.

Verteiler:

RFSS und Chef der Deutschen Polizei

Chef der Sicherheitspolizei und des SD

Chef der Ordnungspolizei

Alle Amtschefs

Gruppe II D–SS-O’Stubaf. Rauff

Gruppe III B

Gruppe VI C

IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

IV E, IV E5

IV A 2

IV A 4 (Reg.Rat Schulz)

Einsatznachrichtenführer (Reg.Rat Paeffgen)

Pol.Rat Pommerening

IV-Gst.

IV A l d (5 Reserve)

Aus:BAB, R 58/214


1 Vgl. Curilla: Die deutsche Ordnungspolizei, S. 860–866; Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien, S. 57 f.

2 Zum wachsenden ukrainisch-polnischen Gegensatz: Tadeusz Piotrowski (Hrsg.): Genocide and Rescue in Wołyn´. Recollections of the Ukrainian Nationalist Ethnic Cleansing Campaign against the Poles during World War II, Jefferson-London 2000; Timothy Snyder: The Causes of Ukrainian-Polish Ethnic Cleansing 1943, in: Past and Present 179(2003), S. 197–235; Grzegorz Motyka: Der polnisch-ukrainische Gegensatz in Wolhynien und Ostgalizien, in: Chiari: Die polnische Heimatarmee, S. 531–547; Frank Grelka: Zur Transformation des polnischen Nationalstaates in einen kolonialen Rassenstaat. Die Nationalitätenpolitik der deutschen Besatzungsbehörden in Ostpolen 1941–1944, in: Młynarczyk: Polen unter deutscher und sowjetischer Besatzung, S. 253–279.

3 Belzy wurde am 9.7.1941 endgültig von der Roten Armee geräumt. Nach Sichtung der Lage meldete das SK 10a: „Nach auseinandergehenden Angaben 50–80% der Bevölkerung Juden; letzte Zahl aber wahrscheinlich zu hoch gegriffen. Von diesen die zionistisch eingestellten Elemente russischerseits nicht besonders wohlwollend behandelt. Die anderen dem Vernehmen nach Anhänger des Rätesystems, z. T. in einflußreichen Stellungen. Dieser Personenkreis – dazu auch viele reiche Juden – ebenfalls geflohen.“ Es kam zu umfangreichen Exzeßtaten durch die rumänische Soldateska in der Stadt. Diese Ausschreitungen kanalisierten im folgenden das SK 10a, die deutsche 170. ID u. insbesondere die seit 15.7. vor Ort agierende FK 810 unter Oberstlt. Ulrich von Coler, die auf „Geiselerschießungen“ setzten; vgl. Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 146ff., 163ff.

4 Am 16.7.1941 fand eine Besprechung mit dem Ic AOK 11, Major Ranck, statt, bei der der VO der EG D, Stubaf. Josef Gmeiner, diesem „als vom Chef der Sicherheitspolizei den Einsatzgruppen zugeteilte Aufgaben“ benannte: „Zerschlagung des Kommunismus. Politische und wirtschaftliche Befriedung des Landes.“ Ranck wiederum „ersuchte noch die Möglichkeit zu erwägen, ob gegen die von den Rumänen durchgeführten unsachgemäßen und sadistischen Exekutionen von den Sonderkommandos in geeigneter Form eingeschritten und verhindert werden könnten“, Besprechungsprot. mit Ic AOK 11 v. 16.7.1941, BA-MA, RH 20–11/488. Zu Gmeiner: Geb. 1904, 1923 Bund Oberland u. Teilnehmer am Hitler-Putsch, Jurastudium, danach selbständiger Rechtsanwalt, 1934 SS, 1935 NSDAP, 1938 als Reg.ass. zu Stapo-Stellen Neustadt/Weinstraße, dann Karlsbad, Dez. 1939 Leiter Stapo-Stelle Dessau, 1940 Stubaf., 1941 EG D, Okt. 1941 Leiter Stapo-Stelle Karlsbad, 1943 Ostubaf., 1944/45 Chef Stapo-Leitstelle Karlsruhe, dann KdS Baden/Elsaß, 1947 vom Britischen Militärgerichtshof zum Tod verurteilt, 1948 hingerichtet; BAB, BdC, SSO Josef Gmeiner; BAL, ZK: Josef Gmeiner; Michael Stolle: Die Geheime Staatspolizei in Baden. Personal, Organisation, Wirkung und Nachwirken einer regionalen Verfolgungsbehörde im Dritten Reich, Konstanz2001, S.199f., 286f., 353f.

Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941

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