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Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 18. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]
[Stempel: Lagezimmer]

34 Ausfertigungen, 23. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 26

I) Politische Übersicht:

Aus dem Reich und den besetzten Gebieten liegen keine besonderen Meldungen vor.

II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Stapoleit Tilsit meldet, daß sie bisher bei der Säuberungsaktion jenseits der ehemal. sowjetrussisch-litauischen Grenze insgesamt 3302 Personen liquidiert hat.

Einsatzgruppe A: Standort Pleskau.

Die 18. Armee greift weiter in Estland an. Zum Flankenschutz der nach Petersburg vordringenden Panzergruppe Höpner ist ein Korps der 18. Armee nach Osten abgedreht, da die Russen teilweise mit Elitetruppen einen Durchbruch bei der SS-TV-Division und der 8. Panzer-Division versucht haben. Mit dem Fall von Petersburg ist frühestens in 3–5 Tagen zu rechnen. Mit der auf Petersburg angesetzten Panzergruppe Höpner ist der Einsatz der Sicherheitspolizei durch Besprechung mit Ic, Chef des Stabes und Generaloberst Höpner vereinbart. Danach werden den vordersten Teilen der Einmarschdivision nach einem im einzelnen aufzustellenden Plane Kommandos der Sicherheitspolizei beigegeben. Da die Vorauskommandos EK 1a und EK 1b bei der 18. bezw. 16. Armee nicht entbehrlich sind, zieht die Einsatzgruppe alle nicht unbedingt in Kowno und Riga benötigten Kräfte vom EK 2 und EK 3 zum Einmarsch nach Petersburg in Pleskau zusammen. Von hier aus gehen sie zu den Divisionen. Nach Eroberung von Petersburg nehmen diese mit der voraussichtlichen Befehlsstelle der E-Gruppe in Petersburg, Sowjethaus, Verbindung auf, um die zentrale Steuerung der sicherheitspolizeilichen Arbeit zu gewährleisten.

EK 1b meldet: Das Einsatzkommando 1b rückte am 9.7. nach Rositten vor. Die Gebäude des NKWD, der Polizeitruppe und der KP wurden durchsucht. Das Gebäude der NKWD wurde am 5.7. teilweise zerstört. Das gesamte Material ist restlos vernichtet. Im Gebäude der Polizeitruppe wurden Verzeichnisse über die Angehörigen der Polizei sowie über die für die Polizei bezw. NKWD tätig gewesenen Agenten vorgefunden. Das Material wurde sichergestellt. Vor dem Eintreffen des Kommandos hatte der jetzige Polizeipräfekt Matsch Material über die kommunistische Partei in seinem Amtsgebäude sichergestellt. Das Parteigebäude ist durch die Kommunisten stark beschädigt worden. Verwertbares Material wurde nicht mehr vorgefunden. Die lettische Hilfspolizei wurde beim Einmarsch der deutschen Truppen gegründet. Sie besteht zur Zeit aus früheren lettischen Polizeibeamten und aus Leuten des früheren nationalen Selbstschutzes. In Rositten besteht die Hilfsdienstpolizei aus 120 Mann, die durch 30 Mann aus Riga verstärkt wurden. In der Provinz sind in den einzelnen Ortschaften Einheiten von 30–80 Mann vorhanden, die zum größten Teil gut bewaffnet sind. Die Waffen haben sie meist den Bolschewisten abgenommen. Die Lage in der Stadt und der näheren Umgebung ist ruhig. Für Ordnung sorgt der Polizeipräfekt Matsch. Die führenden Kommunisten sind aus der Stadt geflohen. Die Lage in der Provinz ist ebenfalls ruhig. In den Wäldern halten sich noch einzelne abgesprengte Teile von Roten und einheimischen Kommunisten auf, die jedoch keine größeren Aktionen unternehmen. Organisierte Überfälle sind nicht festgestellt worden. Ab 12.7. werden die umliegenden Ortschaften und Wälder systematisch nach Rotarmisten und einheimischen Kommunisten durchgekämmt. In den Ortschaften sind Aufrufe erlassen worden, in denen bekanntgegeben wird, daß die Bevölkerung sämtliche Waffen und Kriegsmaterial sofort abzugeben hat. Wer den Aufrufen zuwiderhandelt, wird erschossen. Die Polizeitrupps haben die Anweisung erhalten, führende Kommunisten in das Gefängnis in Rositten einzuliefern. In einzelnen Ortschaften haben sich Banden unter kommunistischer Führung gebildet. Es handelt sich um ansässige Russen altgläubiger Konfession. Diese Altgläubigen sind die direkten Nachkommen von den in der Zarenzeit aus Rußland nach den baltischen Randstaaten verschickten kriminellen Verbrechern. Sie sind bei den Letten nicht beliebt, da sie als Räuber und Diebe bekannt sind. Die Altgläubigen sind seit jeher stark kommunistisch orientiert und waren während der Kommunistenherrschaft zusammen mit den Juden das tragende Element der kommunistischen Partei. Ein Teil dieser Altgläubigen und vor allem die junge Generation hat sich nach dem Einmarsch der deutschen Truppen zu Banden zusammengetan. Die Leitung dieser Banden haben aktive Kommunisten übernommen. Diese Banden versuchen, die einheimische Bevölkerung zu terrorisieren. Die Polizeihilfstruppe wurde angewiesen, die führenden Köpfe und die Geistlichen der Altgläubigen dem Einsatzkommando zu übergeben.1 Der größte Teil der Juden ist beim Einmarsch der deutschen Truppen nach Rußland und in die umliegenden Wälder geflüchtet. Die Brandstiftungen in der Stadt rühren zum größten Teil von den Juden her. Beim Einzug der deutschen Truppen wurden ungefähr 60 führende Letten vollkommen verstümmelt vorgefunden. Daraufhin wurden 80 Juden liquidiert. Der Polizeipräfekt Matsch hat die Liquidierung der Juden übernommen. Mit der Leitung der örtlichen Kriminalpolizei wurde der frühere lettische Untersuchungsrichter Alexander betraut. Er untersteht direkt der Sicherheitspolizei. Er wurde angewiesen, aus den früher tätig gewesenen lettischen Polizeibeamten fähige Leute herauszusuchen und diese dann mit kriminalpolizeilichen Aufgaben zu beauftragen.

Einsatzgruppe B: Standort Minsk. Es liegen keine Meldungen vor.

Einsatzgruppe C: Standort Zwiahel.

Die bereits vor dem deutsch-sowjetrussischen Krieg im Generalgouvernement durch illegale Flugblätter mehrfach in Erscheinung getretene UNKA2 hat in Lemberg ein neues Flugblatt in Umlauf gebracht. Auffallend ist, daß im Flugblatt die eigenen Anhänger zur Mitarbeit mit Melnik aufgefordert werden. Das Flugblatt ist von einem gewissen Federowicz unterzeichnet. Ukrainerfrage im altsowjetischen Gebiet von Zwiahel-Shitomir: Bis zum einfachsten Kolchosbauer Bekenntnis zum Ukrainertum festgestellt, Sprache etwas russisch durchsetzt. Ältere Bildungsschicht, die sehr schwach ist, hat altrussische Vorstellungen, jedoch heute auf ukrainische Entwicklung eingestellt. Jüngere Generation spricht ein sehr gutes Ukrainisch. Partei und Komsomol bestand aus Russen und Juden. Ukrainer, Deutsche und Polen durchweg parteilos und oppositionell. Religiös eingestellt, feiern insgeheim die kirchlichen Festtage. Seit Einmarsch der deutschen Truppen öffentliche religiöse Versammlungen mit starker Beteiligung der Jugend.3 Kirchen zerstört oder als Lagerräume eingerichtet. Durch Flucht der Juden und Kommunisten Stadt Zwiahel fast menschenleer. Ukrainische Initiativgruppe (ältere Leute) von 20 Mann organisiert. Selbstverwaltung. In den Kollektivwirtschaften Schwierigkeit, da 1) lebendes Inventar, 2) Maschinen verschleppt und 3) Leiter der Kollektivwirtschaft geflüchtet sind. Es fehlt nicht an Ukrainern, die auf dem Lande den Bauern Arbeitsanweisungen geben können, wenn man ihnen Aufträge erteilt und kommissarische Leiter einsetzt. Es wird versucht werden, Volksdeutsche einzusetzen. Unerläßlich ist jedoch der Aufbau einer positiven ukrainischen Arbeitspropaganda. Den Bauern interessiert auch im altsowjetischen Gebiet die Frage des Privateigentums. Ukrainischer Führungskreis ist sich jedoch darüber klar, daß Übergangslösung unerläßlich. Heuernte bis jetzt nicht eingebracht. Getreidevorräte nicht vorhanden. Ernteaussichten gut. Entscheidend aber rasche Organisation der landwirtschaftlichen Arbeit. Ukrainer durchaus arbeitswillig, sie warten jedoch auf Anweisungen. Deutschtum im altsowjetischen Gebiet: Vernehmung von Kriegsgefangenen und Erkundigungen bei der ortsansässigen Bevölkerung ergaben, daß im Raum von Shitomir noch eine größere, zahlenmäßig noch nicht zu schätzende Anzahl von Volksdeutschen lebt. Die seinerzeitige Aussiedlung nach dem Osten hat den größten Teil erfaßt. Der Rest lebt verstreut in den Dörfern. Bisheriger Gesamteindruck überraschend günstig. Trotz Terror und Russifizierung (seit 1934) deutsche Sprache und Art ganz gut erhalten, auch bei den jüngeren. Ehemals deutsche Dörfer kolchosiert und mit Russen (nicht Ukrainern) durchsetzt. Durch Eingliederung in Kolchose sind auch die Deutschen wie die übrige Bevölkerung wirtschaftlich als auch physisch, jedoch nicht psychisch heruntergekommen. Haltung im Augenblick freundlich, aber reserviert. Die meisten können den politischen Wandel noch nicht begreifen. Es wurden zwei volksdeutsche Überläufer als Hilfspolizeibeamte angestellt. Der eine ist als Lehrer sowohl im Schwarzmeer-als auch im Wolgagebiet gewesen und ist der Meinung, daß alle Deutschen, mit Ausnahme weniger Kommunisten, die Befreiung freudig begrüßen. In Taurien und Wolgagebiet Russifizierung seit 1934. Besonders hart wurden die reichen Mennoniten mitgenommen. Der Frage des Rußlanddeutschtums wird besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Bisheriger Eindruck ist der, daß man einen verhältnismäßig hohen Prozentsatz positiv einsetzen kann.4

Einsatzgruppe D: Standort Piatra-Neamt. Es liegen nur Standortmeldungen vor.

III) Militärische Ereignisse:

Heeresgruppe Süd:

Feind leistet teilweise hartnäckigen Widerstand besonders bei den Angriffsspitzen bei Machnowka und Kasatyn. Vor der Nordgruppe der linken Armee noch zäher Feindwiderstand mit starker feindlicher Artl.-Tätigkeit und Bomben-und Tiefangriffe der roten Flieger. In Bessarabien hat eine rumänische Armee im Vorgehen auf Kischinew Boden gewonnen. Weiter nördlich wurde nach einem Angriff mit großen Geländeschwierigkeiten, Verminung und drückender Hitze Orhei genommen. Nördlich des Dnjestr sind beim Angriff gegen die Stalin-Linie 2 Korps an verschiedenen Stellen bis 15 km Tiefe in die Stellungen eingedrungen. Hierbei wurden erreicht: Jaltuschkop–Podlesayj–südwestlich Bar– Wolkowitzy–Letitschew. Die Panzergruppe steht im Kampf um Machnowka-Kasatyn und Belopolje, das genommen wurde. Weiter ostwärts wurde bis Belaja-Zerkow vorgestoßen, um das noch gekämpft wird. An der Front vor Kiew, die laufend verstärkt wurde, nur Aufklärungstätigkeit. Rückwärtige Teile der Panzertruppe sichern die Brücken am Abschnitt ostwärts Korostyschew und bei Shitomir.

Heeresgruppe Mitte:

Eine einheitliche Führung ist nicht zu erkennen, teils zäher Widerstand, teils kämpfend ausweichend, teils Flucht. Panzerarmee durchbrach die Feindfront an mehreren Stellen. Eine Gruppe erreichte Tschernigow (75 km nordostw. Rogatschew), eine andere die Gegend westl. Tschautzy. Kavallerie stieß bis in die Gegend ostw. Star. Bychow vor. Weiter nördl. erreichte eine Pz.Div. Mstislawl. Eine mot. Div. nahm nach hartnäckigem Kampf den Südteil von Smolensk. Die linke Gruppe erreichte mit einer Div. Duchowechtschina, stieß mit einer anderen bis 15 km südwestlich Bjeloj vor, steht mit rückwärtigen Teilen bei Hikulini und durchschnitt mit anderen Teilen ca. 80 km nordostw. Witebsk–Uswjaty. Bei der linken Armee wurde nach erbittertem Kampf von Süden und Norden Polozk genommen. Der Feind leistete in der mit modernen Kampfanlagen befestigten Brückenkopf-Stellung erbitterten Widerstand.

Heeresgruppe Nord:

Feind leistet vor Front der Panzergruppe einheitlichen Widerstand, insbesondere am rechten Flügel bei Schimsk richteten starke Gegenangriffe gegen Soltzy und weiter nordwestl. wobei er 2 Panzer-Div. einsetzte. Vor dem rechten Flügel der linken Armee setzte der Feind sich westl. Pskow nach Norden ab. In Estland hält er die allgemeine Linie Dorpat– Potsmaa–Väätsa–Vanamoisa. Die Panzergruppe mußte in der Gegend Soltzy vorübergehend zur Abwehr übergehen. Ein weiterer feindl. Angriff von Dno wurde durch rückwärtige Teile bei Borovitsi abgewehrt. Weiter nördl. wurde ein Brückenkopf nördl. Sabsk gebildet (Brücke zerstört). Andere Teile der Gruppe erreichten Ivanovkoje und sind weiter südwestl. im Vorgehen auf Gdov am Ostrand des Peipus-See.

Finnland:

Südostfront: Angriff Karelischer Armee schreitet fort. Nach hartnäckigem Widerstand mit linkem Flügel wurde Kangasjärvi genommen. Ostfront: Feind leistet vor gesamter Front zähen und geschlossenen Widerstand. Norden: Am Nordflügel wurden die Höhen 13 km ostw. Sapad-Liza erreicht, beiderseits Sapad-Liza wurden Gegenangriffe abgewehrt.

Verteiler:

RFSS und Chef der Deutschen Polizei

Chef der Sicherheitspolizei und des SD

Chef der Ordnungspolizei

Alle Amtschefs

Gruppe II D – SS-O’Stubaf. Rauff

Gruppe III B

Gruppe VI C

IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

IV E, IV E 5

IV A 2

IV A 4 (RR Schulz)

II A 1

II B

II B 3

Einsatznachrichtenführer (RR Paeffgen)

Pol.Rat Pommerening

IV-GSt.

IV A l d (5 Reserve)

Aus:BAB, R 58/214


1 Zu den religiösen Gruppen innerhalb der Volksdeutschen in der Sowjetunion: Irina Mukhina: The Germans of the Soviet Union, London 2007, S. 17–21.

2 Ukrainisches Nationalkomitee.

3 Jedoch gerieten die jeweiligen Volksgruppen in Shitomir auch in konfessionellen Konkurrenzkampf, so daß nach einem ersten Versuch, den ukrainischen Katholizismus in der Region unter Mithilfe deutscher katholischer Militärseelsorger zu stärken, dies als polnische Einflußnahme, ja Missionstätigkeit verstanden wurde. Dies hatte zur Folge, daß sich seitens der Ukrainer mehr antipolnische u. antirussische als antisemitische Ressentiments ausbildeten; vgl. Lower: Nazi Empire-Building, S. 42.

4 Die Mennoniten machten durchschnittlich etwa 10 % der rund 2 Millionen Volksdeutschen in der Sowjetunion aus, in der Ukraine allerdings 20 %. Dort waren sie seit dem frühen 19. Jahrhundert mit Privilegien des Zaren ausgestattet angesiedelt worden. In sowjetischer Zeit gehörten sie zu den Opfern der großen Hungersnot sowie der Deportationswellen nach Osten während der Jahre 1935, 1937/38 u. zuletzt 1941. Seit 1934 sandte die nationalsozialistische Hilfsorganisation „Brüder in Not“ Unterstützungssendungen. Die Empfänger gerieten jedoch gerade so ins Blickfeld des NKWD u. wurden in die Straflager von Murmansk bzw. Kasachstan verschleppt. In der Folge des Hitler-Stalin-Paktes gelang weiteren Shitomir-Deutschen – unter der Bezeichnung Wolhynien-Deutsche – die Ausreise. Die in der EM geschilderten Verhältnisse beziehen sich also auf den Rest der Zurückgebliebenen; Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 254ff.; Lower: Nazi Empire-Building, S. 15f., 166ff.

Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941

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