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Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 16. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]
[Stempel: Lagezimmer]

33 Ausfertigungen, 23. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 24

I) Politische Übersicht:

a) Im Reich: Es liegen keine besonderen Meldungen vor.1

b) Im Generalgouvernement:

Kommandeur der Sipo u. d. SD Krakau berichtet: In Krakau wurde eine im Rotationsdruck hergestellte Zersetzungsschrift „Soldaten der Ostfront“ erfaßt, die durch die Post einem deutschen Arzt ins Haus zugestellt wurde. Die Schrift richtet sich an die Soldaten der Ostfront und versucht vor allem mit dem Hinweis darauf Stimmung zu machen, daß durch den Kampf mit Rußland das Kriegsende auf unbestimmte Zeit hinausgeschoben sei und die erwünschte Rückkehr in die Heimat wieder auf sich warten lasse. Der Krieg gegen Rußland wird als nicht notwendig bezeichnet, denn der Hauptfeind sitze in England, den man aber nicht angreife, im Gegenteil immer stärker werden lasse, während sich deutsche Soldaten in ganz Europa verbluten. Die Schrift ist gehalten, daß das Vertrauen des Soldaten zu seiner Führung untergraben werden soll. Unterschrieben ist die Schrift mit „Soldatenverband ‚Freiheit‘ der Ostfront“.

c) Übrige besetzte Gebiete: Es liegen keine Meldungen vor.

II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Einsatzgruppe A: Standort Riga.

EK 1b: Standort Dünaburg. Am 26. 6. wurde Dünaburg von den deutschen Truppen genommen. In den folgenden 2–3 Tagen ist der größte Teil der Stadt abgebrannt. Durch direkte Kampfhandlungen ist nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der Stadt beschädigt worden. Die Brände in den folgenden Tagen sind durch Brandstiftung entstanden. Die Russen haben vor ihrem Abzug einen Aufruf erlassen, in dem sie die Niederbrennung der Stadt ankündigten und dazu aufforderten. An der Brandstiftung selbst sind die Juden maßgeblich beteiligt gewesen. 5 Juden wurden in den ersten 3 Tagen auf frischer Tat gefaßt und sofort erschossen. Von den lebenswichtigen Betrieben ist das Elektrizitätswerk vollkommen ausgebrannt, während von den Wasserversorgungsanlagen nur die Reservoire und Wassertürme zerstört sind, so daß eine beschränkte Versorgung der Stadt mit Wasser möglich ist. Die Kanalisation ist in Ordnung. Die Bevölkerung war bis auf geringe Reste aus der Stadt geflüchtet. Es dürften sich z. Zt. etwa 8000 Personen wieder in der Stadt befinden. Es kommen laufend weitere Einwohner zurück. Die Haltung der Letten ist absolut positiv. Ihr Interesse ist nur darauf gerichtet, in Dünaburg wieder Zustände zu schaffen, die es der Bevölkerung ermöglichen, wenigstens die notwendigen Voraussetzungen zur Fristung des Lebens zu haben. Direkte politische Interessen konnten bisher nicht festgestellt werden. Die durch Zerstörung der Stadt bedingten Umstände sind absolut maßgebend für die Tätigkeit und das Interesse der führend hervorgetretenen Letten. Die Letten, einschließlich der führend Tätigen, haben sich bisher gegenüber den Juden vollkommen passiv verhalten und es nicht gewagt, gegen diese aufzutreten. In Dünaburg hatten bisher etwa 45000 Einwohner gelebt, wovon 50% Juden waren. Diese beherrschten die Stadt absolut. Bei Abzug der Russen verbreiteten sie das Gerücht, daß die Russen in Kürze zurückkommen würden. So kommt es, daß im Gegensatz zur aktiven Einstellung der Litauer die Letten nur zögernd darangehen, sich zu organisieren und Front gegen die Juden nehmen. Eine erhebliche Schwächung der Aktivität der lettischen Bevölkerung ist weiter dadurch eingetreten, daß die Russen in den letzten 14 Tagen vor Ausbruch des Krieges etwa 500 lettische Familien, die zur Intelligenz zu rechnen sind, ins Innere Rußlands transportierten. Seit dem 3.7. haben die Letten eine Stadtverwaltung und einen Polizeihilfsdienst aufgestellt. Die Leitung beider Organisationen hat der ehemalige lettische Hauptmann Petersons. Im PHD sind ehemalige Polizeibeamte, Angehörige der ehemaligen lettischen Armee und Mitglieder der ehemaligen Aizsargi-Organisation (Selbstschutz) erfaßt. Letzterer ist 1934 unter der Diktatur Ulmanis entstanden. Die einzelnen Mitglieder sollen aber nicht auf ihn eingeschworen gewesen sein. Der PHD ist inzwischen auf Initiative des EK hin straff organisiert worden. Die Stärke beträgt z. Zt. etwa 240 Mann. Es werden laufend weitere neue Männer dazu geworben. Sie stehen dem EK als Hilfspolizei zur Verfügung und machen auf den inzwischen eingerichteten 6 Polizeirevieren Dienst. Einige Angehörige sind für kriminalpolizeiliche und sicherheitspolizeiliche Aufgaben abgezweigt. Bis zum 7.7. haben die Letten, den größten Teil allerdings erst in den letzten Tagen, 1125 Juden, 32 politische Häftlinge, 85 russische Arbeiter und 2 kriminelle Frauen gefangengesetzt. Dies ist ein Ausfluß der Tatsache, daß den Letten durch die Tätigkeit des EK der Rücken gestärkt worden ist. Die Aktionen gegen die Juden gehen stärker weiter. Auf Anregung des EK werden z. Zt. sämtliche noch stehenden Häuser durch den Hilfspolizeidienst von Juden geräumt und die Wohnungen der nicht-jüdischen Bevölkerung zugewiesen. Die jüdischen Familien werden durch die Letten aus der Stadt vertrieben, während sie die Männer festsetzen. Die Lebensmittelversorgung ist insofern schwierig, als die Vorräte fast vollkommen verbrannt sind. Die festgesetzten männlichen Juden werden kurzerhand erschossen und in bereits vorbereiteten Gräbern begraben. Durch das EK 1b wurden bis jetzt 1150 Juden in Dünaburg erschossen.2

Über den Einsatz der Einsatzgruppe A berichtet der Einsatzgruppenchef A folgendes: Die 18. Armee am linken Flügel der Heeresgruppe Nord ist im langsamen Vorgehen nach Estland und hat mit den vorderen Teilen die Linie Pernau–Dorpat–Pskow erreicht. Die 16. Armee am rechten Flügel der Heeresgruppe Nord ist im Westteil nach Osten eingeschwenkt und hat die Linie Sebesh–Ostrow erreicht. Die 16. Armee soll den rechten Flügel der auf Petersburg angesetzten Panzergruppe Höpner decken. Mit Rücksicht auf die militärische Lage ist das Ziel der Einsatzgruppe A nunmehr der nördliche Teil des Baltikums, der Raum um Petersburg und Petersburg [sic]. Als wesentliche Ziele wurden daher gegeben: 1) EK 1a Estland mit den Städten Pernau, Reval, Dorpat, Narva. Das Kommando verbleibt bis auf weiteren Befehl in diesem Raum. 2) EK 1b der Raum südlich von Petersburg mit den Städten Pskow, Ostrow, Opotschka. Um den Einmarsch der Sicherheitspolizei zusammen mit den ersten Teilen der Armee sicherzustellen, habe ich am 10.7. mit der SS-T.-Division, die als eine der vorderen Divisionen über Nowgorod auf Petersburg eingesetzt werden soll, in Opotschka die Zuteilung eines Kommandos der Sicherheitspolizei vereinbart. Befehlsgemäß hat dieses Kommando am 12.7. die Division in Ostrow zu erreichen. Ich bemerke, daß die SS-T.-Division während dieser Tage in Sebesh und Opotschka in schwere Kämpfe verwickelt wurde. Von den beiden von mir mitgeführten PKW erhielt ein PKW Granatvolltreffer. Der zweite Wagen wurde stark zerschossen, jedoch kein Personenausfall.

Da Petersburg voraussichtlich in kürzester Frist fallen wird, begebe ich mich unmittelbar zur Panzergruppe, um das Vorziehen unserer Kommandos zu vereinbaren. Zur Vorbereitung für Petersburg ist folgendes veranlaßt: 1) EK 2 zieht die entbehrlichen Teile aus Libau, Windau, Schaulen und Mitau in Riga zusammen. 2) EK 3 zieht die entbehrlichen Teile aus Mariampol und Kowno in Dünaburg zusammen und verlegt unter Zurücklassung eines kleinen Restkommandos seinen Sitz alsbald ohne weiteren besonderen Befehl nach Rositten.3 Je nach der Lage werden EK 2 und EK 3 nach Petersburg vorgezogen. Der Gesamtplan besteht darin, den Raum der Heeresgruppe Nord mit weit vorgeschobenen Teilen möglichst im Zusammenhang mit den ersten Truppen zu befrieden. Sowie es die militärischen Operationen erlauben, werden die rückwärtigen Gebiete dann nachher erneut untersucht, durchkämmt und befriedet. Die vordersten Teile von EK 1a Sandberger stehen z. Zt. in Pskow, Fellin, Pernau und vor Dorpat, EK 1b Ehrlinger in Rosenow und Ostrow.4

Das Einsatzkommando 2 hat in Riga das gesamte Material gesichtet, sämtliche Büros durchsucht, die führenden Kommunisten, soweit erfaßbar, verhaftet und die eingeleiteten Aktionen gegen die Juden unter Leitung von SS-Stubaf. Barth5 [Batz] in hervorragender Weise weitergeführt. Es befinden sich z. Zt. 600 Kommunisten und 2000 Juden in Haft. Umgekommen sind in Riga durch Pogrome 400 Juden und seit dem Einrücken von EK 2 durch lettische Hilfspolizei, teilweise durch eigene Kräfte 2300. Die Gefängnisse werden in den nächsten Tagen vollends geräumt. Von EK 2 sind in Lettland ausserhalb Riga weitere 1600 Juden erledigt worden.6 Die politischen Verhältnisse sind nach wie vor ungeklärt. Die verschiedenen lettischen Gruppen haben sich endgültig zusammengefunden und versuchen, in Verbindung mit deutschen Dienststellen ihre Arbeit zu aktivieren, bis jetzt jedoch ohne Erfolg. Eine Klärung dieser Verhältnisse wäre sehr erwünscht, ebenso Weisung, in welcher Richtung die politische Entwicklung zu erwarten ist. Wegen der vordringlichen Regelung wirtschaftlicher Fragen wurde mit dem Höheren SS-und Polizeiführer und mit Dienststellen der Wehrmacht Verbindung aufgenommen. Regelung ist eingeleitet.

Einsatzgruppe B: Standort Minsk.

EK 8: Standort Baranowicze. Zieht langsam ein Vorauskommando nach Sluzk vor, das von EK 7b bereits überholt ist. EK 8 hat umfangreiche und nicht ungefährliche Aktionen gegen in Wäldern verborgene Funktionäre, Kommissare usw. durchzuführen. EK 9: Standort Wilna. Hat Befehl ein Vorauskommando nach Wilejka zu entsenden. Wegen eines kurzen Feuerüberfalles auf das Dienstgebäude der Sipo in Wilna eine Sonderliquidierung über die täglichen Liquidierungen hinaus vorgenommen.7 Sonderkommando Moskau wird am 16.7. in Bereitschaftsstellung nach Smolensk rücken, wenn Feindlage es gestattet. Die Durchkämmung der Stadt Minsk als Hauptstadt der weißruthenischen Bevölkerung hat umfangreiche Besprechungen und Vorschläge bei den übergeordneten militärischen Dienststellen und dergleichen notwendig gemacht. Minsk liegt jetzt zwischen dem Sitz der Heeresgruppe und dem Befehlshaber des rückwärtigen Heeresgebietes. Das Haus der Sowjets in Minsk, der Sitz der Regierung der Weißruthenischen Sozialistischen Sowjetrepublik, hat annähernd 900 bis 1000 Zimmer. Im Rahmen des bolschewistischen Staatsaufbaus hatte die Regierung fast ausschließlich verwaltungsmäßige Aufgaben zu erfüllen, wobei Fragen der Wirtschaft unbedingt im Vordergrund standen. Neun Zehntel aller Volkskommissariate bearbeiten wirtschaftliche Gebiete. Anweisungen und Richtlinien erhielten sie von Zentralstellen der kommunistischen Partei, der sie sich unbedingt unterzuordnen hatten. Die Volkskommissariate der BSSR sind lediglich als lokale Verwaltungsorgane anzusehen. Eine Sonderstellung nahm nur das Volkskommissariat für die Staatssicherung ein, dem auch eine hohe politische Bedeutung zukommt. Sonderstellung drückt sich auch darin aus, daß es nicht mit allen übrigen Kommissariaten im Regierungsgebäude, sondern in einem eigenen Haus untergebracht war. Dieses Haus ist ausgebrannt. Damit sind die für die Sicherheitspolizei wertvollen Akten vernichtet, wenn sie nicht vorher von NKWD-Funktionären aus Minsk verschleppt worden sind. Zahlreiche Stichproben im Hause der Sowjets haben bewiesen, daß sich in den Panzerschränken der einzelnen Volkskommissariate nur Akten der staatlichen Verwaltung befinden, die fast ausschließlich wirtschaftliche Gebiete behandeln. Systematisch durchsucht wurden die Akten des Rates der Volkskommissare der BSSR, der Zentralstelle der Regierung. Dabei stellte sich heraus, daß in verschiedenen Panzerschränken das Innenfach zwar verschlossen, aber leer war. Einzelne Panzerschränke waren ganz ausgeräumt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß dies planmäßig geschehen ist. Eine Stelle, an der diese vermutlich wichtigsten Akten verbrannt worden wären, ist nicht gefunden worden. Eine Durchsuchung der Kellerräume führte bisher zu keinem Resultat. Es erscheint ziemlich sicher, daß die wichtigsten Akten von der fliehenden Regierung mitgenommen wurden. Auf dem Hofe wurde ein Panzerschrank gefunden, der offensichtlich aus dem Fenster gestürzt worden war. Er enthielt die auf Weißruthenien bezüglichen Mob-Akten. Wichtigste wurden an AOK weitergeleitet, ein Teil, der aktuelle Bedeutung hat, der Feldkommandantur übergeben, Rest im Dienstgebäude sichergestellt. Übrige Akten des Rates der Volkskommissariate sind gesichtet und, nach Sachgruppen geordnet, in einem Raum des Dienstgebäudes gelagert worden, wo sie für eine spätere gründliche Bearbeitung bereitstehen. Auch sie beziehen sich hauptsächlich auf wirtschaftliche Gebiete. Ausgesondert wurden Akten, die sicherheitspolizeilich bedeutsam sind, besonders Listen der Regierungsmitglieder und ihrer Familienangehörigen, Angaben über Parteiarbeit der Staatsfunktionäre und ähnliches. Ausgesondert wurden auch die Akten, die für Wiederaufbau des weißruthenischen Gebietes unmittelbar Aktualität haben, und einige Akten, die von der Propaganda ausgewertet werden können.

Einsatzgruppe C: Standort: Zwiahel.

I) Allgemeine Lage bei Eintreffen: Obwohl die sicherheitspolizeilichen Einsatzkommandos jeweils mit den ersten Truppen vorgezogen wurden, gelang es in den meisten Fällen nicht, politische Sowjetfunktionäre festzunehmen oder Material zu erfassen. Offenbar ist der Rückzug gut vorbereitet gewesen. Das schriftliche Material ist weitgehend verbrannt. Überall wurden in den Höfen der NKWD-Dienststellen Gruben mit Papierasche in großem Umfange vorgefunden. Die vorhandenen technischen Einrichtungen waren völlig zerstört. In diesem Zusammenhang ist darauf hinzuweisen, daß die Wehrmacht gleiche Erfahrungen gemacht hat. Lediglich im Raum des Einsatzkommandos 4a wurde etwas Material gefunden und an das RSHA weitergeleitet. Die Bolschewisten haben ferner vor ihrem Abzug im Verein mit ortsansässigen Juden eine Anzahl von Ukrainern ermordet. Zum Anlaß nahmen sie in Lemberg einen Aufstandsversuch der Ukrainer am 25.6.41, die ihre Gefangenen zu befreien versuchten. Aus Lemberg sind nach zuverlässigen Mitteilungen etwa 20000 Ukrainer verschwunden, von denen mindestens 80% der Intelligenz angehörten. Die Lemberger Gefängnisse waren mit Leichen ermordeter Ukrainer vollgestopft. Nach vorsichtigen Schätzungen handelt es sich allein in Lemberg um 3–4000 Menschen, während der Rest verschleppt worden ist. In Dobromil wurden im dortigen Gefängnis 82 Leichen, darunter 4 Juden, vorgefunden. Bei den letzteren handelt es sich um frühere bolschewistische Konfidenten, die als Mitwisser ebenfalls beseitigt wurden. In der Nähe von Dobromil wurde ein stillgelegter Salzbergwerkschacht von 80 m Tiefe gefunden, der völlig mit Leichen ausgefüllt ist. In unmittelbarer Nähe befindet sich ein Massengrab, von 6 × 15 m Ausdehnung. Die Zahl dieser in der Umgebung von Dobromil Ermordeten läßt sich nur annähernd auf mehrere Hundert schätzen. In Sambor sind am 26. 6. 41 etwa 400 Ukrainer von den Bolschewisten erschossen worden. Am 27.6.41 wurden weitere 120 Menschen ermordet. Einem Rest von 80 Häftlingen gelang es, die Sowjetwachen zu überwältigen und zu flüchten. Zu diesen Zahlen ist zu bemerken, daß Sambor insgesamt 26000 Einwohner zählt, davon 12000 Polen, 10000 Juden und 4000 Ukrainer. Bereits 1939 wurde eine größere Anzahl von Ukrainern erschossen, 1500 Ukrainer sowie 500 Polen nach Osten abtransportiert. Bei der Ermordung sind die Russen und Juden äußerst grausam vorgegangen. Viehische Verstümmelungen waren an der Tagesordnung. Frauen sind die Brüste, Männern die Geschlechtsteile abgeschnitten worden. Des weiteren hatten die Juden Kinder an die Wände genagelt und ermordet. Erschießungen erfolgten durch Genickschuß. Oft wurden auch Handgranaten zum Morden benutzt. In Dobromil sind Frauen und Männer durch Schläge mit einem Viehbetäubungshammer auf den Leib umgebracht worden. In sehr vielen Fällen müssen die Häftlinge auf das Roheste durch Zerbrechen der Knochen usw. gemartert worden sein. In Sambor wurden die Häftlinge bei der Marterung und Ermordung durch Knebel am Schreien gehindert. Die Juden, die stellenweise neben ihrer wirtschaftlichen Vorherrschaft auch die amtlichen Stellen besetzt hielten und die gesamte bolschewistische Miliz stellten, waren an diesen Greueln stets beteiligt. Schließlich wurden bis jetzt 7 in Gefangenschaft geratene Flieger als ermordet festgestellt. 3 von ihnen wurden in einem russischen Lazarett aufgefunden, wo sie im Bett durch Schüsse in den Unterleib ermordet worden waren. Offenbar ist diese Scheußlichkeit ein Ausfluß einer sowjetrussischen Anweisung, alle deutschen Flieger und Fallschirmjäger zu „vernichten“, die in Urschrift im Funkhaus des Lemberger Senders aufgefunden wurde.8

II) Verhalten der ukrainischen Bevölkerung: Die ukrainische Bevölkerung zeigte in den ersten Stunden nach dem Abrücken der Bolschewisten eine begrüßenswerte Aktivität gegen die Juden. So wurde in Dobromil die Synagoge angezündet. In Sambor wurden 50 Juden von der empörten Volksmenge erschlagen. In Lemberg trieb die Bevölkerung etwa 1000 Juden unter Mißhandlungen zusammen und lieferte sie in das von der Wehrmacht besetzte GPU-Gefängnis ein.

III) Maßnahmen der Einsatzgruppe: Von der Sicherheitspolizei wurden etwa 7000 Juden zur Vergeltung für die unmenschlichen Greueltaten zusammengetrieben und erschossen. 73 Mann wurden als Funktionäre und Spitzel des NKWD ermittelt und ebenfalls erschossen. 40 Mann wurden auf Grund begründeter Anzeigen aus der Bevölkerung erledigt. Erfaßt wurden vor allem Juden zwischen 20 und 40 Jahren, wobei Handwerker und Spezialarbeiter, soweit angebracht, zurückgestellt wurden. Neben diesen Exekutionen in Lemberg wurden auch in anderen Orten Vergeltungsmaßnahmen durchgeführt, u. a. wurden in Dobromil 132 Juden erschossen.9 In Javorow wurden, da auch 32 Ukrainer ermordet worden waren, zur Vergeltung 15 Juden erledigt. EK 4a hat sich von Krakau über Zamocz nach Sokal und von dort in den Raum nach Luzk begeben. In Sokal wurden am 28. 6. 41 unter den dort vorgefundenen Zivilgefangenen 17 kommunistische Funktionäre, Agenten und Heckenschützen festgestellt, die erschossen wurden. Am 29. 6. wurden mit Hilfe der ukrainischen Miliz weitere 117 aktive Kommunisten und Agenten des NKWD ermittelt, die noch am gleichen Tage exekutiert wurden. Am 30. 6. wurden in Sokal schließlich noch unter Hinzuziehung ortsansässiger, zuverlässiger Ukrainer 183 jüdische Kommunisten erfaßt und liquidiert. Am 30. 6. wurden außerdem durch ein Kommando in Hrakow 7 kommunistische Funktionäre ermittelt und sofort erschossen. Ein Vorkommando, das am 27.6. nach Luzk entsandt worden war, fand dort den größten Teil der Stadt in Flammen. Für die Brandlegung kommen nach Auskunft des Ortskommandanten nur Juden in Frage. Im Gefängnis in Luzk hatten die Bolschewisten vor ihrem Abzug von den dort eingekerkerten 4000 Ukrainern insgesamt 2800 erschossen. Nach Aussagen von 19 Ukrainern, die das Gemetzel mit mehr oder weniger erheblichen Verletzungen überstanden hatten, waren an den Festnahmen und Erschießungen wiederum die Juden maßgeblich beteiligt. In der Stadt selbst ging noch alles drunter und darüber. Sämtliche Geschäfte wurden von der Bevölkerung geplündert. Zur Unterstützung des Ortskommandanten wurden nach Eintreffen des Einsatzkommandos sämtliche verfügbaren Kräfte eingesetzt, denen es gelang, wenigstens die großen Lebensmittellager sicherzustellen. Im Anschluß hieran begann die planmäßige Durchsuchung der öffentlichen Gebäude und Fahndung nach den für die Brandschatzung und Plünderung verantwortlichen Juden und Kommunisten. Es gelang hierbei, 300 Juden sowie 20 Plünderer festzunehmen, die am 30.6. erschossen wurden. Nachdem am 2.7. die Leichen von insgesamt 10 deutschen Wehrmachtsangehörigen aufgefunden worden waren, wurden zur Vergeltung für die Ermordung der deutschen Soldaten und Ukrainer unter Hinzuziehung eines Zuges Ordnungspolizei und eines Zuges Infanterie 1160 Juden erschossen.10 Am 6.7. gelang es schließlich noch, insgesamt 50 polnische Agenten und Spitzel zu ermitteln, die ebenfalls liquidiert wurden. Auch die planmäßigen Durchsuchungen des Einsatzkommandos, das überall vor Eintreffen der Abwehrtrupps und der GFP tätig werden konnte, verlief erfolgreich. So gelang es am 28. 6., in 3 Parteigebäuden und der Bank nach gewaltsamer Öffnung der Panzerschränke Agentenlisten sowie weiteres wichtiges Material zu erfassen. Am 1.7.41 wurden die Räume des russischen Wehrbezirkskommandos überholt und das Material sichergestellt, das u. a. Geheiminstruktionen für die Mobilmachung enthielt. In Luzk wurde des weiteren in den Gebäuden der Sowjetbehörden und in verschiedenen kommunistischen Zentralstellen nach öffnen der Panzerschränke wichtiges Material, darunter u.a. ein Verzeichnis russischer Agenten in verschiedenen Ländern, erfaßt. Das Einsatzkommando 4b arbeitet z. Zt. noch in dem Raum von Tarnopol. Es ist beabsichtigt, das Kommando weiter nach Proskurow vorzuziehen. Von den 54 Polen und Juden, die als Agenten für den NKWD gearbeitet hatten, konnten bislang 8 Personen, darunter 2 Jüdinnen, festgenommen und exekutiert worden. Der Rest ist offenbar geflüchtet. Auch in Tarnopol sind unter den Ermordeten im Gefängnis 10 Soldaten und zwar 1 Fliegerleutnant, 6 Flieger und 3 Gebirgsjäger aufgefunden worden. Von den Juden, die zu den Ausgrabungsarbeiten der Leichen herangezogen worden sind, wurden zum Teil im Gefängnishof, zum Teil in den Straßen etwa 180 erschlagen. Des weiteren wurden Judenwohnungen durch Angehörige der Waffen-SS mittels Handgranaten zerstört und in Brand gesetzt. Nach Aussagen von Ukrainern wird die Zahl der von den Russen ermordeten deutschen Wehrmachtsangehörigen noch höher veranschlagt. Nach Mitteilung zuverlässiger ukrainischer Kreise befinden sich im russischen Heere zahlreiche Ukrainer, die an sich sofort überlaufen würden. Da ihnen jedoch von den Russen immer wieder eingehämmert wird, sie würden im Falle einer Gefangennahme von den Deutschen sofort erschossen werden, würden sie aus Furcht hiervor von einer Flucht Abstand nehmen. Die Russen sollen darüber hinaus für den Rückzug auf altrussisches Gebiet bereits angeordnet haben, die gesamte Ernte zu vernichten und die Bauern sollen aufgefordert worden sein, mit den Truppen zurückzugehen, da auch sie andernfalls von den Deutschen erschossen würden. Bei dieser Sachlage wird aus ukrainischen Kreisen vorgeschlagen, man möge eine großaufgezogene Flugblattpropaganda an die ukrainischen Soldaten und Bauern in die Wege leiten. Eine solche Propaganda sei bisher offenbar unterblieben. Jedenfalls ist in Tarnopol hiervon bislang nichts bemerkbar gewesen. Ein Kommando des Gruppenstabes wurde am 7.7.41 in Zloczow tätig, das bereits von dem Einsatzkommando 4b auf seinem Durchmarsch flüchtig überholt worden war. Es wurde in der Dienststelle des NKWD offenbar wesentliches Geheimmaterial, das bereits versiegelt und versandfertig war, übernommen. Die Feststellungen in Zloczow haben ergeben, daß die Russen vor ihrem Abzuge ohne besondere Auswahl – darunter aber doch die gesamte ukrainische Intelligenz – insgesamt 700 Ukrainer festgenommen und ermordet haben. Zur Vergeltung hierfür hat im Auftrage der Wehrmacht die Miliz mehrere 100 Juden festgenommen, die erschossen worden sind. Die Zahl der liquidierten Juden bewegt sich zwischen 3 bis 500. Wiederholt ist beobachtet worden, daß geflüchtete Politruks nachts Dörfer in der Umgebung von Zloczow überfallen haben, um sich Lebensmittel zu verschaffen. In Zloczow ist der Einfluß der Bandera-Gruppe sehr stark, und auch hier hat sich eine revolutionäre ukrainische Verwaltung gebildet, die in Plakaten und Flugblättern die Deutschen als Verbündete begrüßt. In Recziczau ist es gelungen, 3 Saboteure festzunehmen, die eine Wehrmachtstelefonleitung zur vordersten deutschen Linie durchschnitten und dann die russischen Truppen benachrichtigt hatten. Als Folge davon erhielt die von jeder Verbindung abgeschnittene deutsche Abteilung konzentrierten russischen Beschuß. Angeblich sollen dadurch deutsche Soldaten in russische Gefangenschaft geraten sein. Diese kommunistischen Saboteure wurden ebenfalls erschossen.

Einsatzgruppe D hat nichts berichtet.

III) Militärische Ereignisse: Es liegen keine Meldungen vor.

Verteiler:

RFSS und Chef der Deutschen Polizei

Chef der Sicherheitspolizei und des SD

Chef der Ordnungspolizei

Alle Amtschefs I, II, III, IV, V, VI, VII

SS-O’Stubaf. Rauff

IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

IV E, IV E5

II A 1

IV A 4 (Reg.Rat Schulz11)

IV A 1

Reg.Rat Paeffgen

Pol.Rat Pommerening

IV-GSt.

IV A l d (5 Reserve)

Gruppe III B

Aus:BAB, R 58/214


1 In der „Wolfsschanze“, Hitlers Hauptquartier in Ostpreußen, fand am 16.7.1941 eine mehrstündige Besprechung über die zukünftige Besatzungspolitik in der Sowjetunion statt, die umfangreiche radikalisierende Maßnahmen zur Folge hatte. Abgesehen von dem nicht anwesenden Himmler war mit Göring, Rosenberg, Keitel u. Bormann der Kern der NS-Elite versammelt; Cüppers: Wegbereiter der Shoah, S. 133 ff.

2 Die Erschießung der jüdischen Männer durch das SK 1b fand zwischen 7. u. 13.7.1941 im Dünaburger Eisenbahnerpark statt; Urteil LG Karlsruhe v. 20.12.1961, BAL, B 162/14150; dto. LG Dortmund v. 19.6.1969, BAL,B162/14378; vgl. Ezergailis: The Holocaust in Latvia, S. 271ff.

3 In Rositten (Rezekne) hatte am 5.7.1941 ein Judenmassaker durch Letten stattgefunden, nachdem vom NKWD ermordete Einwohner aufgefunden worden waren. Daran beteiligten sich auch deutsche Soldaten; Bfh. Pz.Gr. 4 an XXXXI. u. LVI. AK v. 8.7.1941, BA-MA, RH 21–4/439. Kriegspfarrer Walter S. schrieb seiner Frau am 6.7.: „Die Juden, die als Drahtzieher hinter der ganzen Sache stehen, wurden niedergeschlagen, wo man sie fand. Die ärgsten erreichte man natürlich wieder nicht, die haben sich jeweils nach Rußland in Sicherheit gebracht. Was noch zurückgeblieben war, wurde gelegentlich einfach mit der Schaufel niedergeschlagen. Daß sich daran nicht nur die Letten beteiligten, sondern auch Leute von der Organisation Todt, die die Straßen ausbessern, erregte erfreulicherweise bei unserem Stabe allgemeine Entrüstung. An die Wand stellen, damit war jeder einverstanden, aber nicht so regellos niederschlagen“, abgedr. bei: Lothar Steinbach: Ein Volk, ein Reich, ein Glaube? Ehemalige Nationalsozialisten und Zeitzeugen berichten über ihr Leben im Dritten Reich, Berlin-Bonn 1984, S. 221.

4 Diese Einsatzplanung blieb praktisch irrelevant, da Leningrad von deutschen Truppen nicht erobert wurde. Sie kann allerdings als beispielhaft für das flexible, von den Einheiten vor Ort maßgeblich bestimmte u. von der Führung positiv sanktionierte Vorgehen gelten; vgl. Browning/Matthäus: Die Entfesselung der „Endlösung“, S. 405ff.

5 Wilhelm: Die Einsatzgruppe A, S. 476, übernimmt diesen Schreibfehler u. macht irrtümlicherweise Dr. Horst Barth zum Kdr. des EK 2. Barth war jedoch Leiter V beim BdS Krakau u. hielt sich nie in Lettland auf; BAB, BDC, SSO Dr. Horst Barth; Vern. dess. v. 14.7.1964, BAL, B 162/1640, Bl. 697ff.

6 Zu den Judenmorden in Riga: Angrick/Klein: Die „Endlösung“ in Riga, S. 63 ff.

7 Am 14.7.1941 wurden dort 408 Juden liquidiert, am 15.7. weitere 219 „in Zusammenarbeit mit dem litauischen Ordnungsdienst“, EG B/Abt. III an HGr. Mitte für 9.–16.7.1941, NARB, 655–1–3.

8 Zu den NKWD-Morden in Dobromil u. Sambor: Musial: Konterrevolutionäre Elemente sind zu erschießen, S. 122ff.

9 Vgl. Urteil LG Tübingen v. 31.7.1969, BAL, B 162/14382.

10 Zu den Erschießungen in Sokal u. Luzk: Urteil LG Darmstadt v. 29.11.1968, BAL, B 162/14436– 14438.

11 Franz Schulz, geb. 1894, Soldat Erster Weltkrieg, 1933 NSDAP u. Gestapo, 1939 SS als Stubaf.; BAB, BDC, SSO Franz Schulz.

Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941

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