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Der Chef der Sicherheitspolizei und des SD Berlin, den 15. Juli 1941
IV A 1 – B.Nr. 1 B/41 g.Rs. [Stempel: Geheime Reichssache!]
[Stempel: Lagezimmer]

32 Ausfertigungen, 21. Ausfertigung

Ereignismeldung UdSSR Nr. 23

I) Politische Übersicht:

a) Im Reich:

Mit Ausnahme eines starken englischen Fliegerangriffes auf Hannover (siehe Sondermeldung) ist nichts Wesentliches zu berichten.

b) Im Generalgouvernement:

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD berichtet das Auffinden zahlreicher Phosphorteilchen in unmittelbarer Nähe der Julius Schreck-Kaserne und des Distriktsgebäudes. Es handelt sich zweifellos um Sabotageabsichten. Die erforderlichen Ermittlungen sofort eingeleitet.

c) Im Protektorat:

Stapoleitstelle Prag berichtetam 14.7.41 überdie Aushebungeines TeilesderFingerring-Gruppe in Laun, welche Phosphorbrandsätze in Watte gebettet hergestellt und an andere tschechische Widerstandsgruppen verteilt hat. Beim Hersteller wurden über 70 solcher Brandsätze mit umfangreichem Material aufgefunden. Die Brandsätze sollten vor allem in einigen Wochen zur Vernichtung der Ernte Anwendung finden.

d) Übrige besetzte Gebiete:

BdS den Haag berichtet am 13.7.41 über die Beschädigung eines von der Wehrmacht im östlichen Gelderland gelegten starken F-Kabels. Sofort aufgenommene Ermittlungen (auch mit Spürhund) bisher erfolglos. Dieser erneute Sabotageakt ist in dieser Gegend innerhalb kurzer Zeit bereits der vierte. Entsprechende Maßnahmen in Vorbereitung. Jugoslawien: Einsatzgruppe Belgrad berichtet über einen Anschlag auf die Eisenbahnstrecke bei Jrenak mittels einer Dynamit-Patrone in der Nacht zum 12.7.41. An gleicher Stelle wurden durch zwei explodierende Bomben Telefonlinien zerstört. Ebenfalls in der gleichen Nacht wurde auf die Eisenbahnbrücke bei Katinia-Lukka eine Bombe gelegt, die jedoch nicht explodierte. Alle Maßnahmen zur Ergreifung der Täter eingeleitet.

II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Einsatzgruppe A: Meldungen nicht eingegangen.

Einsatzgruppe B:

Einsatzgruppe B meldet am 12.7.41 über folgende Feststellungen der Methoden des russischen Partisanenkrieges1: Befragt wurden ein russischer Generalstabskapitän, der als Gewährsmann bisher zutreffende Nachrichten überbrachte, ein aufgegriffener Kolchosbauer, der auf der Wanderung nach seinem Heimatort Dörfer durchquert hatte, die in Verdacht stehen, Partisanen zu beherbergen, und zwei Kolchosbauern aus der näheren Umgebung Minsk. 1) Anweisungen für den Partisanenkrieg: Laut Angabe des Generalstabskapitäns der 17. Division, M. Pugatslow, sind vor Ausbruch des Krieges im Heere keinerlei Anweisungen über den Partisanenkrieg ausgegeben worden. Das erstemal ist diese Anweisung während des Krieges gekommen. Befragt, ob er nicht auch den Eindruck habe, dass Anweisungen dieser Art vorhanden sein müssen, gibt er zu, dass er auf diesem Gebiete Vermutungen hegt. Er spricht von der Möglichkeit, dass der Partisanenkrieg vom NKWD vorbereitet sein könnte, sagt aber, dass er keine Beweise ausser der Wahrscheinlichkeit für diese Vermutung habe. Dass das Heer vor Ausbruch der Feindseligkeiten keine Partisanenkriegsanweisungen ausgegeben hat, erklärt sich daraus, dass im russischen Heer kein Mensch mit der Einkesselung so grosser regulärer Truppenmassen gerechnet hat. Daher war die Meinung vorherrschend, dass das Heer als reguläre Kampftruppe mehr zum Siege beitragen könne. Bildung irregulärer Freischaren hätte nur mit Hilfe der Landbevölkerung erfolgreich sein können. Im russischen Heere sei man sich aber über die Ablehnung der Sowjets durch die Landbevölkerung klar gewesen und habe mit der Unterstützung der Bauern nicht gerechnet. 2) Der Befehl zum Partisanenkrieg: Kapitän P. schildert, wie er den Befehl zum Partisanenkrieg erhalten habe. Er sei mit dem XI. mechanisierten Armeekorps zusammen von Grodno auf dem Rückzug gewesen. Bei Welko/Walja sei die Njemenbrücke gesprengt gewesen. Die hergerichteten Notübergänge seien so schwach gewesen, dass die schweren Waffen und Wagen außer Pkw zurückgelassen werden mussten. Nach dem Übergang versammelte der Korpskommandeur des XI. Korps, Mostawenko, die Glieder des Stabes, Kommandeure und ausgesuchte Züge der Stabskompagnie im Walde, ließ MG und Handwaffen verteilen und erklärte: „Das Armeekorps sei abgeschnitten. Für die Versammelten gelte die Parole, lebend nicht in die Hände des Feindes zu fallen. Daher müssen folgende Ziele angestrebt werden: 1) Der Durchbruch durch die deutschen Linien (bei Borissow). 2) Wenn Durchbruch nicht gelingt, müsse rücksichtsloser Partisanenkrieg entfesselt werden.“ Nähere Anweisung über die Durchführung des Partisanenkrieges gab der Kommandeur nicht, erklärte nur, dass die Verpflegung der Dorfbevölkerung abgenommen werden müsste, um möglichst lange den Bandenkrieg und Partisanenkrieg führen zu können. Wie P. weiter mitteilt, ist der grösste Teil der Kommandeure gegen den Partisanenkrieg gewesen. Der kleinere Teil und die politischen Kommissare waren dafür. Feste Aktionspläne wurden nicht auf gestellt, doch sollte es sich um Hinterhalte und Überfälle auf deutsche Truppen handeln. Über die Durchführung konnte P. nichts berichten, da er bald die Gelegenheit zum Überlaufen benutzte. Sonstige Nachrichten über den Partisanenkrieg: Die Befragung des Peter Gason aus Mogilew sowie zwei anderer Kolchosbauern rundeten das Bild der Aussage des P. ab und brachten zum Teil die Bestätigungen. Alle Befragten klagten darüber, dass die Bandenkämpfer einen rücksichtslosen Terror auf die Bevölkerung entlegener Kolchosen ausüben, rücksichtslos das letzte Vieh schlachten, Nahrungsmittel wegnehmen und zum Teil auch Bekleidung von der Zivilbevölkerung raubten. Die Einmärsche auf die Dörfer erfolgen nur nachts, tagsüber halten sich die Partisanen in den Wäldern verborgen. Alle drei Befragten machten einen Unterschied zwischen den Waldkämpfern und den russischen Deserteuren, die tagsüber ohne Waffen sich in den Dörfern sammeln, um Nahrungsmittel betteln und dann die erste Gelegenheit benützen, um sich zu ergeben. Es herrscht der Eindruck, dass die Landbevölkerung unter einem grossen Terror der Partisanen steht, wobei dahingestellt werden muss, ob sich unter dem patriotischen Motto nicht nur russische Raub-und Zerstörungsinstinkte verbergen. Es festigte sich der Eindruck, dass die Banden der Waldkämpfer Nachrichtenagenten unter der Bevölkerung haben. Die Brandstiftung wird beim Partisanenkrieg systematisch angewandt. Daher war die Äusserung zwei Befragter, die in anderem Zusammenhang über die Brandstiftungen befragt, unabhängig voneinander die Vermutung aussprachen, dass ein Teil der Brände auf das Konto der Partisanen und ihrer Helfershelfer zu setzen sei. Aus den angestellten Ermittelungen sind folgende Eindrücke entstanden: 1) Aus den abgeschnittenen Heeresteilen haben sich aktive Elemente zu Partisanenbanden zusammengefunden. 2) Es besteht der starke Verdacht, dass von der GPU und deren Agentennetz gleichfalls Partisanentrupps gebildet worden sind, die Verbindung zu Partisanenbanden aus Heeresangehörigen aufgenommen haben. 3) Es ist mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass die Helfershelfer unter der Bevölkerung Sabotageakte und Brandstiftungen verüben, um nach dem Beispiel des Napoleon-Feldzuges das Land zu verwüsten und die Verpflegungs-und Nachschublage der deutschen Truppen zu gefährden. 4) Diese Meldungen sind den zuständigen militärischen Stellen übergeben worden. Eine rücksichtslose Bekämpfung in Zusammenarbeit mit der GFP ist im Gange.

Über die Lage in Minsk berichtet die gleiche Einsatzgruppe: Mit dem Eintreffen von Teilen der Einsatzgruppe B in Minsk ist erstmalig ein Gebiet erreicht worden, das seit 23 Jahren unter Sowjetregime gestanden hat. Die hier gemachten Beobachtungen sind daher wohl symptomatisch für altsowjetrussisches Gebiet. Während in dem fast 2 Jahre unter Sowjetregime gestandenen ehemalig polnischen Gebiet immerhin noch eine kleine Intelligenzschicht vorgefunden wurde, die als Ansatz für deutschen Verwaltungsaufbau und Inbetriebsetzung des Wirtschaftslebens brauchbar ist, hat die Lage in Minsk gezeigt, dass im altsowjetrussischen Gebiet derartige Ansatzmöglichkeiten kaum gegeben sein werden. Fast die gesamte mittlere und höhere Beamtenschaft der Stadt-und Wirtschaftsbehörden, ganz abgesehen von den Parteifunktionären, ist geflohen oder zurzeit unauffindbar. Mit Hilfe weißruthenischer Vertrauensmänner, die von der Einsatzgruppe von Warschau hierher mit gebracht worden sind, konnten einige wenige weißruthenische Intelligenzangehörige ausfindig gemacht werden, die für einen Wiederaufbau im bescheidenen Umfange in Frage kommen2 (Hierüber ergeht gleichzeitig Sonderbericht). In Minsk konnten ferner ca. 150 Volksdeutsche festgestellt werden, die vor etwa 20 Jahren zwangsweise aus dem Wolgagebiet hierher gebracht worden waren. Die zunächst von der Feldkommandantur in sie gesetzten Hoffnungen, sie an leitender Stelle für die Inbetriebnahme von Fabriken und Kolchosen einzusetzen, erfüllten sich nicht, da diese Wolgadeutschen fast völlig verproletarisiert und ohne jegliche fachliche Fähigkeit sind. Gesinnungsmäßig jedoch nicht verseucht; einziger Wunsch möglichst schnelle Umsiedlung ins Reich. Die bereits in meinem Bericht vom 6.7.41 erwähnte Zerstörung der Stadt durch deutsche Flieger lässt es schwierig erscheinen, dass Minsk als Verwaltungs-und Wirtschaftszentrum des weißruthenischen Gebietes ohne Wiederaufbau in Betracht kommt, da Unterbringung deutscher Behörden und etwaiger weißruthenischer Selbstverwaltungsstellen nicht möglich ist. Auch die Inbetriebnahme der wenigen nicht zerstörten Fabriken (eine große Lederfabrik, eine Radioapparatenbaufabrik u.a.) sehr erschwert, da Wasser-und Elektrizitätswerke noch nicht arbeiten. In einer Rücksprache mit Generalfeldmarschall Kluge vertrat auch letzterer den Standpunkt, dass ohne zwingende Gründe Zerstörungen derartiger Städte, die für wirtschaftliche Ausnützung des besetzten Gebietes von sehr wesentlicher Bedeutung sind, unzweckmäßig sind. Dieses trifft umso mehr zu, als damit gerechnet werden muß, dass jetzt auch von russischer Seite planmäßige Zerstörung des zu räumenden Gebietes erfolgt. Die noch in der Stadt verbliebene Bevölkerung macht einen verproletarisierten Eindruck, die den Deutschen nicht feindselig, aber stumpf gegenübersteht, mit Ausnahme einiger weniger etwas nationalbewusster weißruthenischer Kreise. Einheitlich jedoch ist die überaus starke Ablehnung des bolschewistischen Regimes. Die positive Einstellung den Deutschen gegenüber wird durch das allmählich bekannt gewordene rücksichtslose Requirieren durch die Truppen, ferner von einzelnen bekannt gewordenen Vergewaltigungen3 und durch den schroffen Umgangston der Truppe der Zivilbevölkerung gegenüber beeinträchtigt, die sich als eine feindliche Bevölkerung behandelt fühlt. Die Ernährungslage in der Stadt ist zurzeit noch katastrophal. Bis in die letzten Tage hinein erfolgten Plünderungen durch die Zivilbevölkerung. Durch den völligen Fortfall der sowjetrussischen Großverteilungsstellen wird eine normale Versorgung der Stadtbevölkerung in Minsk wie wohl auch in den übrigen altsowjetrussischen Gebieten auf besonders große Schwierigkeiten stoßen, im Gegensatz zu den ehemaligen polnischen bezw. litauischen Gebieten, wo noch eine gewisse Privatinitiative vorhanden ist. Die von der Feldkommandantur in Zusammenarbeit mit der Einsatzgruppe angesetzte weißruthenische Stadtverwaltung ist bemüht, in den nächsten Tagen durch Schaffung von Gemeinschaftsküchen die grössten Schwierigkeiten zu überwinden. Hierzu ist von der Feldkommandantur vorgesehen, dass von jetzt ab von erbeuteten Warenlagern nur ein Teil für die Truppe in Anspruch genommen wird und der Rest der Zivilbevölkerung zugeführt werden soll. Die heute hier eingetroffenen Beauftragten des Stabes Backe unter Führung des früheren Landesbauernführers von Hessen, Wagner, haben die ernährungswirtschaftliche Organisation des Gebietes in Angriff genommen. Die von Wagner mitgebrachten 30 Ortsbauernführer reichen jedoch nach Auffassung der Feldkommandantur für das weißruthenische Gebiet Minsk nicht aus; es werden etwa 100 weitere Bauern-und Wirtschaftsführer notwendig sein, die sich angeblich noch in einem Lager bei Hamburg befinden und deren Herbeischaffung durch Flugzeug die Feldkommandantur für notwendig hält.4

Einsatzgruppe C:

Einsatzkommando 5 berichtet über 2 Luftangriffe, die am 15.7.1941 die Hauptkolonne des EK betroffen haben. SS-Oberscharführer Gustav Schurer, außerplanmäßiger Kriminal-Assistent (Stapostelle Hohensalza), durch Bombensplitter tödlich verletzt. Ein weiterer Angehöriger verletzt und in ein Lazarett überführt. Ebenso SS-Mann Karl Rakow. Gruppenstab noch in Zwiahel, da noch erbitterte Kämpfe um Shitomir. Shitomir selbst bereits genommen, jedoch von den Russen eingeschlossen. Miteingeschlossen Vorauskommando des EK 4a.

1) Über das Vorgehen der ungarischen Truppe5 berichtet die Einsatzgruppe folgendes: Ungarn beschlagnahmen alle Lebensmittel, so dass die Städte Kolomea und Stanislau sowie der Gebirgsbezirk Dolina auch nach ungarischer Angabe in Kürze vor einer Hungersnot stehen. Honved-Armee steht grundsätzlich auf dem Standpunkt, dass es überhaupt kein privates Eigentum gibt. Alle Ukrainer sowie die älteren einheimischen Polen, mit denen gesprochen wurde, erklärten von sich aus, dass die Ungarn ärger als die Bolschewisten hausten. Da es südlich des Dnjestr nur wenig zu Ermordungen durch die GPU gekommen ist, erscheint dieses Urteil als nicht ganz unberechtigt. Besondere Aufmerksamkeit wird den ukrainischen Genossenschaften gewidmet. Während unseres Aufenthaltes wurde in Dolina die dortige Genossenschaft „überholt“. Die Einrichtungen zahlreicher Fabrikgebäude wurden abmontiert, nach Ungarn geschafft oder zerstört. In Kolomea sind sogar Schulmikroskope requiriert worden. Die zukünftige deutsche Verwaltung wird damit rechnen können, dass sie südlich des Dnjestr nichts an Geräten vorfindet, um Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen u. dgl. durchzuführen. 2) In der Honved-Armee spielen ehemalige polnische Offiziere und Juden eine grosse Rolle. Die Dolmetscher sind fast ausnahmslos Juden oder Lumpen. Namen einzelner polnischer Offiziere wurden festgestellt. Alle maßgebenden militärischen ungarischen Stellen äusserten sich polenfreundlich, die meisten ausserdem judenfreundlich. In Zalesziki und Stanislau wurden Polen bevorzugt; anscheinend fördert ungarische Feldgendarmerie die Aufstellung polnischer Formationen. Im Gebiet von Zalesziki arbeiten die Polen mit sowjetrussischen Banden, die noch in den Wäldern sitzen, zusammen. Ungarische Stellen lehnen Hinweise auf polnische Tätigkeit in Verbindung mit Bolschewisten ab. Alle Nachrichtenoffiziere jüdisch beeinflusst oder Juden. Hatte im Gebiet persönlich mit 6 Offizieren zu tun, die einwandfrei Juden waren.6 Führend außerdem ein polnischer Offizier namens Dabrowski. 3) Ukrainische Miliz hatte NKWD-Funktionäre und -agenten von sich aus gefangengesetzt. Ortskommandant Stanislau veranlasste ihre Freilassung. In Dolina arbeitet der Ortskommandant eng mit dem NKWD-Vertrauten Michek zusammen. In Stanislau gab der Ic zu, dass man in Bezug auf bolschewistische Agenten nicht orientiert sei und keine Richtlinien habe. 4) In der ukrainischen Frage nahmen die Ungarn eine unklare Haltung ein. Auf der einen Seite werden ukrainische Verwaltungsbeamte und Genossenschaftler verhaftet oder verwarnt, zum Teil wegen Zusammenarbeit mit deutschen Dienststellen jenseits des Dnjestr. Auf der anderen Seite duldet man eine so radikale Bandera-Agitation, wie sie jenseits des Flusses an keiner Stelle beobachtet wurde. Anscheinend auf Veranlassung von Rico Jary, der das Gebiet von Czernowitz aus bereist hat, fordern überall Anschläge der ukrainischen Bezirkshauptmänner und Bürgermeister alle Dienstpflichtigen auf, sich für eine ukrainische Armee registrieren zu lassen. In Stanislau erscheint eine zensierte Zeitung, die Bilder und Nachrichten der sogenannten „Stezko-Regierung“ bringt. Ausgangspunkte der Bandera-Agitation sind Stryj und Halycz. Die führenden ukrainischen Kreise lehnen Bandera und Stezko ab, glaubten aber, dass Regierungsbildung im Einvernehmen mit dem Reich. Ungarn glauben das Gleiche und tolerieren deshalb die von Stezko eingesetzten Kreisbehörden, gehen aber rücksichtslos gegen die Miliz und die Bürgermeister vor, desgleichen gegen die Bevölkerung. 5) In Kolomea wurde festgestellt, dass ungarische Soldaten in Geschäfte einbrechen und plünderten. Nach einiger Zeit verließen sie die Läden und ließen den Mob der Straße herein. Rechtzeitig erschienen Filmberichter, die mit Befriedigung die Plünderungsaktion des Pöbels filmten. 6) Griechisch uniierte Geistlichkeit überwiegend gegen den eigenen, romfreundlichen Bischof eingestellt. Chomysyn, Bischof von Stanislau, lebt unter ungarischem Schutz, da ukrainische Bevölkerung ihn wegen seiner Polenfreundlichkeit ablehnt. Ganz allgemein wird der Wunsch laut, der Metropolit möge Chomysyn zur Wiederaufhebung des Zölibats zwingen.7 7) Aktionen gegen Juden vereinzelt durch Miliz durchgeführt. Sofortiges Eingreifen des ungarischen Militärs war die Folge. In Stanislau konnte man in dem Restaurant „Kiew“ führende Offiziere zusammen mit zahlreichen Juden sehen. Alle ukrainischen Stellen baten um deutsche Hilfe, da sie den Ausbruch einer von den Ungarn geförderten polnischen Erhebung befürchten. In Zalesziki und Umgebung wurden Aufstandsvorbereitungen festgestellt.

Über die Lage in Lemberg wird berichtet: Am 11. und 12.7.1941 haben sämtliche ukrainischen Parteigruppierungen in Lemberg – ausgenommen die Bandera-Gruppe, aber einschliesslich der Melnik-Gruppe der OUN – dem VO des OKW (Hauptmann Prof. Dr. Koch) den deutschen Behörden gegenüber ihre Loyalität versichert und ihren Willen zur positiven Aufbauarbeit kundgetan. Die Bandera-Gruppe wurde ebenfalls in diesem Zusammenhang bei Professor Koch vorstellig und teilte mit, dass sie die Klärung zweier Punkte vermisse: 1) Stellungnahme zur Frage der Zukunft der Ukraine (Selbständigkeit), 2) Frage der Haftentlassung von Bandera. Zu 1) erklärte Koch, dass hierüber ausschließlich der Führer zu befinden habe. Für die Haftentlassung des Bandera erklärte sich K. ebenfalls als nicht zuständig. K. teilte abschließend den Vertretern der Bandera-Gruppe sinngemäß mit, dass gegebenenfalls die notwendige Aufbauarbeit auch ohne die Bandera-Gruppe vor sich gehen könne. Bekannt geworden ist das Telegramm, welches aus Lemberg die Ukrainer an den Führer gesandt haben. Der Inhalt wurde am 10.7.1941 bereits öffentlich vorgelesen. Mit besonderer Begeisterung wurden die Ausführungen über die endgültige Freiheit des ukrainischen Volkes aufgenommen. Text: „Die durch den siegreichen Vormarsch der deutschen Armeen vom bolschewistischen Terror befreite Stadt Lemberg entbietet dem Führer des großdeutschen Reiches, dem Obersten Befehlshaber der glorreichsten Wehrmacht der Welt, dankbare Grüße. Wir wissen, dass das Schicksal unserer Stadt untrennbar verbunden ist mit dem Schicksal des Großdeutschen Reiches. Mit dem Dank verbinden wir das Gelöbnis treuester Gefolgschaft beim Aufbau eines von jüdisch-bolschewistischer Blutherrschaft und plutokratischer Unterdrückung befreiten Europas. Die von den Henkersknechten Moskaus unschuldig hingemordeten Einwohner der Stadt werden uns ewig an die Erfüllung unseres Gelöbnisses mahnen. Wir sind gewiss, dass über den Gräbern dieser Opfer und unter dem siegreichen Schwert der deutschen Armee das ukrainische Volk seine endgültige Freiheit erringen wird. Als freies ukrainisches Volk wird es uns Pflicht sein, gemeinsam mit dem befreundeten deutschen Volk zur Neuordnung Europas unseren Beitrag zu leisten.“8

Einsatzgruppe D: Keine neuen Meldungen eingegangen.

Verteiler:

RFSS und Chef der Deutsehen Polizei

Chef der Sicherheitspolizei und des SD

Chef der Ordnungspolizei

Alle Amtschefs I, II, III, IV, V, VI, VII

SS-O’Stubaf. Rauff

IV D, IV D 1, IV D 2, IV D 3, IV D 4

IV E,IV E 5

II A 1

Pol.Rat Pommerening

Reg.Rat Paeffgen

IV-Gesch.St. (3 Stück)

IV A 1 d (5 Reserve)

Aus:BAB, R 58/214


1 Der tatsächliche, anfangs sehr geringe Umfang der sowjetischen Partisanenbewegung in der Frühphase des Ostkriegs u. die Beteiligung der Bevölkerung unterschied sich wesentlich von der Darstellung in den EM sowie anderen Polizei-u. Wehrmachtsberichten, in denen „Helfershelfer“ mit Juden identifiziert wurden; zum schwierigen Beginn des Partisanenkrieges 1941: Musial: Sowjetische Partisanen 1941– 1944, S. 38–83; Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht, S. 149ff., 283; Arnold: Die Wehrmacht und die Besatzungspolitik, S. 413–462; Hasenclever: Wehrmacht und Besatzungspolitik in der Sowjetunion, S. 359–377; vgl. Cecil Aubrey Dixon/Otto Heilbrunn: Communist Guerilla Movement 1941–1944, London 1954; Edgar M. Howell: The Soviet Partisan Movement 1941–1944, Washington 1956; John A. Armstrong (Hrsg.): Soviet Partisans in World War II, Madison 1964; Erich Hesse: Der sowjetrussische Partisanenkrieg 1941 bis 1944 im Spiegel deutscher Kampfanweisungen und Befehle, Zürich-Frankfurt/M. 1969; Matthew Cooper: The Phantom War. The German struggle against soviet partisans, London 1979; Timothy Patrick Mulligan: Reckoning the Cost of the People’s War: The German Experience in the Central USSR, in: Russian History 9(1982), S. 27–48; Witalij Wilenchik: Die Partisanenbewegung in Weißrußland 1941–1944, in: Forschungen zur Osteuropäischen Geschichte 34(1984), S. 129–297; Bernd Bonwetsch: Sowjetische Partisanen 1941–1944. Legende und Wirklichkeit des „allgemeinen Volkskrieges“, in: Gerhard Schulz (Hrsg.): Partisanen und Volkskrieg. Zur Revolutionierung des Krieges im 20. Jahrhundert, Göttingen 1985, S. 92–124; Bettina Birn: Zweierlei Wirklichkeit? Fallbeispiele zur Partisanenbekämpfung im Osten, in: Wegner: Zwei Wege nach Moskau, S. 275–290; Hannes Heer: Die Logik des Vernichtungskrieges. Wehrmacht und Partisanenkampf, in: ders./Naumann: Vernichtungskrieg, S. 102–138; Paul Kohl: Der Krieg der deutschen Wehrmacht und der Polizei 1941–1944. Sowjetische überlebende berichten, Frankfurt/M. 1995; Leonid Grenkevich: The Soviet Partisan Movement 1941– 1944. A Critical Historiographical Analysis, London-Portland 1999; Timm C. Richter: „Herrenmensch“ und „Bandit“. Deutsche Kriegsführung und Besatzungspolitik als Kontext des sowjetischen Partisanenkrieges (1941–1944), Münster 1998; ders.: Die Wehrmacht und der Partisanenkrieg in den besetzten Gebieten der Sowjetunion, in: Müller/Volkmann: Die Wehrmacht, S. 837–857; Lutz Klinkhammer: Der Partisanenkrieg der Wehrmacht 1941–1944, in: ebd., S. 815–836; Truman Anderson: Incident at Baranivca. German Reprisals and the Soviet Partisan Movement in the Ukraine, October–December 1941, in: JMH 71(1999), S. 585–623; Peter Klein: Zwischen den Fronten. Die Zivilbevölkerung Weißrußlands und der Krieg der Wehrmacht gegen die Partisanen, in: Quinkert: Wir sind die Herren dieses Landes, S. 82– 103; Moritz F. Lück: Partisanenbekämpfung durch SS und Polizei in Weißruthenien 1943: Die Kampfgruppe Gottberg, in: Alfons Kenkmann/Christoph Spieker (Hrsg.): Im Auftrag. Polizei, Verwaltung und Verantwortung, Essen 2001, S. 225–248; Antonio J. Muñoz/Oleg V. Romanko: Hitler’s White Russians: Collaboration, Extermination and Anti-Partisan Warfare in Byelorussia, 1941–1944, Folkestone 2003; Bogdan Musial: Sowjetische Partisanen in Weißrußland. Innenansichten aus dem Gebiet Baranovicˇi 1941–1944. Eine Dokumentation, München 2004; Ben Shepherd: The Continuum of Brutality: Wehrmacht Security Divisions in Central Russia, 1942, in: GH 21(2003), S. 49–81; ders.: War in the Wild East. The German Army and Soviet Partisans, Cambridge/Mass.-London 2004; Alexander Hill: The War behind the Eastern Front. The Soviet Partisan Movement in North-West Russia, 1941–1944, London-New York 2005; Dieter Pohl: Die Kooperation zwischen Heer, SS und Polizei in den besetzten sowjetischen Gebieten, in: Hartmann/Hürter/Jureit: Verbrechen der Wehrmacht, S. 107–116; Leonid Smilovitsky: Antisemitism in the Soviet Partisan Movement, 1941–1944. The Case of Belorussia, in: HGS 20(2006), S. 207–234; Philipp H. Blood: Hitler’s Bandit Hunters. The SS and the Nazi Occupation of Europe, Washington 2006; Christian Ingrao: Les chasseurs noirs. La brigade Dirlewanger, Paris 2006; Alexander Brakel: Gewalt der sowjetischen Partisanen gegen die Zivilbevölkerung, in: Richter: Krieg und Verbrechen, S. 147–156; ders.: „Das allergefährlichste ist die Wut der Bauern“. Die Versorgung der Partisanen und ihr Verhältnis zur Zivilbevölkerung. Eine Fallstudie zum Gebiet Baranowicze 1941–1944, in: VfZ 55(2007), S. 393–424; Hartmann: Wehrmacht im Ostkrieg, S. 699–764.

2 Hier deutet sich bereits das Problem einer weißrussischen Selbstverwaltung aus deutscher Sicht an; vgl. Wilhelm: Die Einsatzgruppe A, S. 396 ff.

3 Vgl. Birgit Beck: Wehrmacht und sexuelle Gewalt. Sexualverbrechen vor deutschen Militärgerichten 1939–1945, Paderborn u.a. 2004; Regina Mühlhäuser: Eroberungen. Sexuelle Straftaten und intime Beziehungen deutscher Soldaten in der Sowjetunion 1941–1945, Hamburg 2010.

4 Zur deutschen Besatzungspolitik in Weißrußland: Gerlach: Kalkulierte Morde, S. 231 ff.; Chiari: All-tag hinter der Front, S. 51 ff.; vgl. ders.: Deutsche Zivilverwaltung in Weißrußland 1941–1944. Die lokale Perspektive der Besatzungsgeschichte, in: MGM 52, 1993, S. 67–89; Hartmut Lenhard (Hrsg.): „Lebensraum im Osten“. Deutsche in Belorußland 1941–1944, Düsseldorf 1991; Stephan Lehnstaedt: Okkupation im Osten. Besatzeralltag in Warschau und Minsk 1939–1944, München 2010.

5 Die Sequenz über das Verhalten der ungarischen Truppen spiegelt die bewußt parteiliche Einstellung der SD-Berichterstattung wider, da die EG-Führung allein wegen der Instrumentalisierung bewaffneter Verbände pro-ukrainisch eingestellt war u. umgekehrt die ungarische Honved-Armee zwar wild requirierte, sich aber schützend vor die einheimischen Juden – so in Stanislau oder Kolomea – stellte, sobald deren Leben bedroht war. Besonders dürfte es die Führung der EG C verärgert haben, daß eine von einem Teilkdo. des SK 4b in Kolomea angesetzte „Aktion“ in letzter Minute von ungarischen Offizieren unterbunden wurde; Anklage Staw Darmstadt v. 12.2.1966, BAL, B 162/2226; vgl.: Müller: An der Seite der Wehrmacht, S. 38–53.

6 Tatsächlich wurden jüdische Männer seit 1939 zur Zwangsarbeit im Rahmen der ungarischen Armee (sog. Munkaszolgálat) eingezogen. Unbewaffnet u. unter härtesten Bedingungen frontnah eingesetzt, fielen diesem „Arbeitsdienst“ Zehntausende ungarische Juden zum Opfer; vgl. Randolph Braham: The Hungarian Labor Service System, 1939–1945, Boulder 1977; Christian Gerlach/Götz Aly: Das letzte Kapitel. Realpolitik, Ideologie und der Mord an den ungarischen Juden, Stuttgart-München 2002, S. 77ff.

7 Der hochbetagte Bischof Chomysin von Stanislau war ein Hauptvertreter der sog. lateinischen Rich-tung innerhalb der Orthodoxie, der insbesondere Verheirateten die Priesterweihe versagte. Er blieb auch nach dem Abmarsch der Ungarn im Amt. Im April 1945 erfolgten Verhaftung u. Verschleppung des 80jährigen. Er wurde 1946 zu 10 Jahren Haft wegen angeblicher Kollaboration mit den Deutschen in Kiew verurteilt, wo er im gleichen Jahr verstarb; Heyer: Die orthodoxe Kirche in der Ukraine, S. 24, 243; Boeckh: Stalinismus in der Ukraine, S. 508.

8 Zu der sich daraus entwickelnden ukrainischen Kollaboration: B. F. Sabrin: Alliance for Murder. The Nazi-Ukrainian Nationalist Partnership in Genocide, New York 1991; Frank Golczewski: Organe der deutschen Besatzungsmacht: Die ukrainischen Schutzmannschaften, in: Wolfgang Benz/Johannes Houwink ten Cate/Gerhard Otto (Hrsg.): Die Bürokratie der Okkupation. Strukturen der Herrschaft und Verwaltung im besetzten Europa, Berlin 1998, S. 173–196; Dieter Pohl: Ukrainische Hilfskräfte beim Mord an den Juden, in: Paul: Die Täter der Shoah, S. 205–234; Gabriel N. Finder/Alexander V. Prusin: Collaboration in Eastern Galicia: The Ukrainian Police and the Holocaust, in: East European Jewish Affairs 34(2004), S. 95–118.

Die »Ereignismeldungen UdSSR« 1941

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