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Die religiöse Umwelt der Jesusbewegung und des frühen Christentums

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Im Rahmen der „Third Quest“ wurde gegenüber dem Differenzkriterium der historischen Jesusforschung das historische Plausibilitätskriterium hervorgehoben, das Jesus verstärkt im historischen Kontext des antiken Judentums verortet.[12] E.P. Sanders wies darauf hin, dass das Judentum im Palästina der Antike eine in viele Strömungen und Parteien zersplitterte Volksreligion war, die durch bestimmte gemeinsame Grundüberzeugungen zusammengehalten wurde („common Judaism“; z.B. Monotheismus, Bundesnomismus, Heilige Schriften und Traditionen etc.).[13] Den im NT erwähnten Religionsparteien der Sadduzäer, Pharisäer und Zeloten werden zumeist die Essener zur Seite gestellt, die lange Zeit vorrangig mit der Siedlung in Khirbet Qumran verknüpft wurden.[14] Die Sadduzäer, Angehörige der Priesterklasse, standen in enger Verbindung mit dem Tempelkult in Jerusalem,[15] die Pharisäer werden mit der Institution von Synagoge bzw. Lehrhaus verbunden. Die Jesusbewegung ist in enger |42|Auseinandersetzung – in Übereinstimmung ebenso wie Abgrenzung – mit den Überzeugungen (z.B. Eschatologie, Rolle der Tora, Determinismus etc.) und Praktiken (z.B. Reinheitsriten, Gemeinschaftsideal etc.) dieser innerjüdischen Gruppierungen zu betrachten.[16]

Neben dem verstärkten Einbezug des Judentums gewannen auch die Kulte und Religionen des hellenistisch-römischen Kontexts an Bedeutung. Der Götterkult der Antike spielte sich v.a. an Tempelheiligtümern ab, Kult und Opfer, Feste und Wallfahrten bestimmten die religiöse Welt.[17] Einzelne Göttergestalten wie Zeus und Hermes (vgl. Apg 14,11–13Apg 14,11–13) oder der Heilgott Asklepios (vgl. dazu Joh 5,1–9Joh 5,1–9) werden im NT – insbesondere im Rahmen von Wunderheilungen[18]Joh 2,1–11 – in Auseinandersetzung mit dem antiken Götterglauben genannt, ebenso die Problematik antiker religiöser Praktiken (vgl. z.B. in Bezug auf die Tempelmähler die Götzenopferfleischdebatte in 1 Kor 8–101 Kor 8–10). Charakteristika der antiken Mysterienkulte[19] sowie des Vereinswesens[20] prägen auch das frühe Christentum, das vielleicht aufgrund dessen eine besondere Anziehungskraft auf die antike Gesellschaft ausübte. Daneben spielt die hellenistische Heroen- und Herrscherverehrung eine Rolle, insbesondere der römische Kaiserkult (vgl. z.B. Joh 20,28Joh 20,28; Offb).[21] Darüber hinaus sind – z.B. in der Deutung des historischen Jesus oder in Bezug auf die Argumentation der pln Briefe – aber auch Aspekte der griechisch-römischen Philosophie maßgeblich, v.a. der Kynismus[22] und die Stoa (vgl. auch Apg 17,22–33Apg 17,22–33).[23]

|43|Grundkenntnisse ideengeschichtlicher Paradigmen, die Entstehung, Entwicklung und Wirkung politischer, philosophischer und religiöser Traditionen und Fragestellungen sind für die SuS eine Grundvoraussetzung für den Umgang mit dem NT und lassen die Bezugnahme der ntl. Texte auf den geistesgeschichtlichen Kontext erkennen. Im Rahmen zeitgeschichtlicher Thematiken können diese Aspekte im RU erarbeitet werden.

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