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Kontrafaktische Gegenwelten in der Gleichnisinterpretation

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In der Orientierungsstufe sieht der Lehrplan die Beschäftigung mit den Gleichnissen vor, die einen zentralen Inhalt der Verkündigung Jesu transportieren: seine Vision vom Reich Gottes. Die Bildwelt der Gleichnisse knüpft an die Erfahrungen der Hörer, an ihnen bekannte soziale Verhältnisse und alltägliche Lebensbedingungen an, die illustrierend und kontrastierend mit der Botschaft vom Gottesreich verknüpft werden.[24] L. Schottroff geht im Rahmen ihres befreiungstheologisch-feministischen Ansatzes davon aus, dass die Lebenswelt (besonders die Arbeits- und soziale Welt) der Menschen im Römischen Reich des 1. Jh.s n. Chr. realistisch in die Gleichnisse aufgenommen wurde; zugleich dienen diese aber nicht lediglich der ‚neutralen‘ Darstellung, sondern werden transparent für die Wirklichkeit der Gottesherrschaft, die Gleichnisse vermitteln gleichzeitig eine sozialpolitische und eine theologische Botschaft.[25] Dies ist im RU zu verdeutlichen, indem die SuS herausarbeiten, dass Jesu Botschaft neue Handlungsmöglichkeiten, neue Sichtweisen auf die alltägliche Wirklichkeit eröffnet (z.B. Mk 3,1–6 parMk 3,10096>6 par..; Mt 8,5–13 parMt 8,50096>13 par..; Lk 10,38–42Lk 10,380096>42; Mk 2,13–17 parMk 2,130096>17 par.. etc.). Die SuS sollen erkennen, dass Jesus mit seiner Botschaft die Hoffnung auf eine bessere Welt weckt: Er erzählt vom Gottesreich (z.B. Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, Mt 20,1–16Mt 20,10096>16; vom großen Gastmahl, Lk 14,15–24Lk 14,150096>24; vom Senfkorn, Mt 13,31f. parMt 13,31f. par..), er fordert von seinen Hörern die Überprüfung und Veränderung ihrer Einstellungen und ruft zu neuem Handeln auf (z.B. Gleichnis vom barmherzigen Samariter, Lk 10,25–37Lk 10,250096>37).

|57|E. Schüssler Fiorenza betont auch in Bezug auf Gleichnisse die Bedeutung der ‚kritischen Pädagogik‘: Die Beschäftigung mit biblischen Texten soll die Fähigkeit zu kritischem Denken anregen und einen Prozess des sozialen Wandels anstoßen. Ungerechtigkeit soll nicht nur erkannt, sondern auch bekämpft werden.[26] Dieser bibeldidaktische Ansatz ist in der Beschäftigung mit dem Thema der sozialen und politischen Verantwortung in der Sekundarstufe II fruchtbar zu machen: Die SuS sollen sich mit dem christlichen Staatsverständnis auseinandersetzen und dies in Bezug auf die christliche Ethik reflektieren. Soll man sich dem Staat unterordnen oder kann man unter Berufung auf das christliche Gewissen gegen staatliche Vorgaben handeln? Dieser Aspekt berührt die Thematik der sozialkritischen Prophetie sowie die Rückfrage nach dem Streben für Gerechtigkeit und der Entwicklung der Gesellschaft (vgl. hierzu Mk 12,13–17Mk 12,130096>17; Mt 20,1–16Mt 20,10096>16; sowie die Besitzkritik in Lk).

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