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4.2.4 Phakomatosen

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Unter dem Begriff der Phakomatosen werden kombinierte Fehlbildungen von Nervensystem und Haut zusammengefasst. Im Zusammenhang mit Autismus am häufigsten diskutiert wird die Tuberöse Sklerose (syn.: Morbus Bourneville-Pringle), deren neurobiologische Basis mit abnormer Synapsenentwicklung und Fehlleitung axonalen Wachstums durch veränderte Genprodukte (Hamartin – Produkt des TSC1-Gens auf Chromosom 9, und Tuberin – Produkt des TSC2-Gens auf Chromosom 16) recht gut verstanden ist (Napolioni et al. 2009). Die Vererbung ist autosomal dominant, die Ausprägungsgrade der Erkrankung können aber innerhalb einer Familie sehr unterschiedlich sein. Typische Hautsymptome sind depigmentierte Flecken, die bereits im Säuglingsalter auftreten, und im Bereich der Nasolabialfalten entstehende Angiofibrome. Häufig – aber nicht immer – kommt es bereits in der Kindheit zum Auftreten von epileptischen Anfällen, die wahrscheinlich durch tuberöse Veränderungen der Gehirnrinde verursacht sind. Gelegentlich kommen Riesenzellastrozytome vor, häufiger sind gutartige Nierentumoren. Lernschwierigkeiten bis hin zu ausgeprägten kognitiven Beeinträchtigungen sind häufig, viele Betroffene entwickeln aber auch eine normale Intelligenz. Sehr häufig scheinen Verhaltensprobleme und soziale Auffälligkeiten zu sein, die sowohl Charakteristika einer ADHS als auch einer ASS aufweisen können. Dass Autismus bei Vorliegen einer Tuberösen Sklerose deutlich häufiger diagnostiziert wird als in Vergleichspopulationen, ist unstrittig (Wiznitzer 2004). Eventuell ist auch in Familien, in denen die Tuberöse Sklerose auftritt, die Wahrscheinlichkeit für ASS erhöht (Lewis et al. 2004). Relativ eindeutig ist die Datenlage auch im Hinblick auf die Beobachtung, dass die Veränderung des TSC2-Gens auf Chromosom 16 sehr viel häufiger zu ASS führt als die Veränderung des TSC1-Gens auf Chromosom 9.

Auch die Neurofibromatose Typ 1 (Syn.: Morbus Recklinghausen) gehört zu den mit Autismus assoziierten Phakomatosen. Der Genlokus liegt auf dem Chromosom 17q11.2. Dieser umspannt ca. 400.000 Basenpaare. Eine heterogene Gruppe von Veränderungen in diesem Bereich (Translokationen, Deletionen, Insertionen und Punktmutationen) kann eine Neurofibromatose Typ 1 verursachen (Friedmann 2007). Typische Symptome sind multiple Café-au-lait-Flecken, „Freckling“ im Bereich der Axillen, Lisch-Knötchen an der Iris, Neurofibrome der Haut und verschiedene andere meist neurogene Tumoren. Eine Häufung von autistischen Symptomen bei der Neurofibromatose 1 bzw. eine deutlich erhöhte Komorbidität dieser mit ASS wird in einem guten Dutzend Studien geschildert.

Das Basalzellnävus-Syndrom (Syn.: Gorlin-Goltz-Syndrom) wird ebenfalls zu den Phakomatosen gerechnet. Neben den Basalzellkarzinomen zeigen die Betroffenen Skelettdysplasien und eine typische Gesichtsform mit Hypertelorismus, vorstehendem Unterkiefer und einer nach vorne gewölbten Stirn. Auch für diese Erkrankung gibt es mehrere Berichte über ein gehäuftes gemeinsames Auftreten mit ASS.

Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter

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