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4.2.2 Deletionen und Duplikationen des Chromosoms 15 (15q11-q13)

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Der kurze Arm des Chromosoms 15 scheint anfällig für Deletionen und Duplikationen zu sein. Viele der dadurch verursachten Syndrome gehen mit ausgeprägten autistischen Symptomen oder gar dem Leitsymptom Autismus einher. Die bekanntesten Syndrome aus dieser Gruppe sind das Angelman-Syndrom, das Prader-Willi-Syndrom, der Oculocutane Albinismus (Typ II) und das Syndrom des isodiszentrischen Chromosoms 15 (Syn: Idic-15, 15q11-13-Duplikation, SMC 15, Inversionsduplikation 15). Letzteres ist ein Überbegriff für eine Gruppe von verschiedenen Erkrankungen, die ihre gemeinsame Ursache in einer jeweils unterschiedlich langen Duplikation des kurzen Arms des Chromosoms 15 haben. Üblicherweise entsteht ein kleines Zusatzchromosom, das sich aus 2 Kopien des Chromosomenendstücks, die spiegelbildlich aneinandergefügt sind, zusammensetzt. Die hier genannten Erkrankungen können (in Abhängigkeit von der Länge der Duplikation und dem genauen Ort der Deletion, aber auch davon, ob sie von Vater oder Mutter vererbt werden) sehr unterschiedliche Ausprägungsgrade aufweisen und fließend ineinander übergehen, sodass sie hier gemeinsam abgehandelt werden.

Symptomatik

Die typischen Symptome der hier zusammengefassten Syndrome überschneiden sich teilweise, sind aber je unterschiedlich ausgeprägt. Häufig sind muskuläre Hypotonie, die bereits im Säuglingsalter auffällt, epileptische Anfälle, Lernbehinderung, autistische Verhaltensauffälligkeiten und eine mehr oder weniger ausgeprägte Hypopigmentierung. Bei einem Isodiszentrischen Chromosom 15 findet sich typischerweise eine Neigung zu epileptischen Anfällen und zur Laktatazidose. Während die Hypopigmentierung beim Oculocutanen Albinismus naturgemäß am deutlichsten ausgeprägt ist, kann sie auch beim Prader-Willi-Syndrom und beim Angelman-Syndrom noch recht auffällig sein. Die Lernbehinderung zeigt sich am deutlichsten beim Angelman-Syndrom, bei dem die gesprochene Sprache sich oft nur rudimentär entwickelt. Beim Prader-Willi-Syndrom sind die morphologischen Auffälligkeiten am deutlichsten ausgeprägt: Die anfangs eher trinkschwachen Kinder nehmen später rapide zu und neigen zu starkem Übergewicht. Häufig sind eine charakteristische Fazies, Knick-Senk-Füße, Kurzsichtigkeit, Schielen und ein Hodenhochstand.

Diagnostik und Relevanz für die Autismussprechstunde

Dass ASS bei 15q11-13-assoziierten Erkrankungen gehäuft auftreten und 15q11-13-assoziierte Erkrankungen recht häufig sind, ist relativ unstrittig (Dykens et al. 2004); wie häufig diese allerdings für das Auftreten von ASS verantwortlich sind, ist nicht klar: Manche Autoren vermuten, dass 0,5–3% der ASS durch genetische Veränderungen im Bereich 15q11-13 verursacht sind (Depienne et al. 2009), womit diese die häufigsten Ursachen eines syndromalen Autismus wären. Als gesichert kann diese Vermutung nicht gelten. In der Autismussprechstunde stellten sich in den letzten Jahren zwei Menschen mit ASS und einer Veränderungen des Chromosoms 15q11-13 vor: In einem Fall handelte es sich um ein typisches, aber wenig stark ausgeprägtes Prader-Willi-Syndrom, im anderen um eine Kombination von Oculocutanem Albinismus (Typ II) und typischer ASS. Bei einer typischen Konstellation der Symptome sollte eine humangenetische Untersuchung empfohlen werden. Falls die Diagnose eines solchen Syndroms gesichert werden kann, wird eine Weitervermittlung an entsprechende Selbsthilfegruppen von den Betroffenen und ihren Angehörigen oft als sehr hilfreich empfunden.

Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter

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