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3.4 Krankheit oder Eigenschaftscluster?

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Die jüngere Entwicklung der gesellschaftlichen Diskussion um die ASS zeigt gewisse Parallelen zur jüngeren soziologischen Geschichte des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS), d.h. mit zunehmender Popularisierung des Autismus-Begriffs stellen sich immer mehr Menschen mit immer geringerer Ausprägung des Eigenschaftsclusters und immer besserer psychosozialer Anpassung bis zum Zeitpunkt der Diagnosestellung vor. Damit stellt sich dann die Frage, ob das festgestellte Eigenschaftscluster kategorial als Krankheit oder eher dimensional als extreme Ausprägung eines Eigenschaftsclusters verstanden werden sollte. Meist wird die Entscheidung dieser Frage wie bei den Persönlichkeitsstörungen daran festgemacht, ob aus dem Eigenschaftscluster ein erhebliches Leiden für die Betroffenen oder ihr Umfeld resultiert. Allerdings ist auch diese Definition aus wissenschaftlicher Sicht unbefriedigend, da kaum objektiviert werden kann, was das genau bedeutet, und dieses Kriterium damit sehr von situativen und individuellen Faktoren der Betroffenen sowie der Diagnostiker abhängt. Obwohl diese Frage sozialmedizinisch von großer Bedeutung sein kann, kann sie aus ärztlich-therapeutischer Sicht meist auch ausgeklammert bleiben, da sie ohnehin im Einzelfall oft nicht sicher entscheidbar ist (Tebartz van Elst 2018, 2022).

Dennoch muss festgehalten werden, dass auch mit leichter ausgeprägten autistischen Eigenschaften oft erhebliche Behinderungen im Hinblick auf ein erfülltes Leben in unserer Gesellschaft verbunden sind. Dies wird gerade durch die großen psychosozialen Probleme der erwachsenen Betroffenen bei gleichzeitig oft überdurchschnittlicher technisch-instrumenteller Intelligenz klar veranschaulicht (Riedel et al. 2015).

Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter

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