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2.5 Frühdiagnostik

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Generell werden ASS als meistens persistierend und nicht „heilbar“ betrachtet. In Kapitel I.7 werden allerdings einige Aspekte in Betracht gezogen, die mit einem günstigeren Verlauf und einer besseren Prognose verbunden sind. Es wird aber auch klar werden, dass viele relevante Faktoren noch unbekannt sind und longitudinale Studien dringend notwendig sind, um diese zu erkennen und zu berücksichtigen. Die Früherkennung und eine entsprechend spezifische Frühintervention sind auf jeden Fall unabdingbar für Kinder mit einer stark ausgeprägten Symptomatik und einer allgemeinen Entwicklungsverzögerung. Allerdings wird die Diagnose gerade bei den unterschwelligen Störungen mit milder Ausprägung der Symptomatik nie oder sehr spät gestellt, wenn die Betroffenen schon erheblich viele Missverständnisse und Misserfolge erlebt haben (s. Kap. I.3 und I.7).

Wie früh kann man Anzeichen einer ASS erkennen, mit welcher Sicherheit und welchen Konsequenzen für die Entwicklung des Kindes? Ist es ratsam Eltern sehr früh zu alarmieren auf die Gefahr hin, dass die Diagnose dann nicht bestätigt wird? Werden Kinder mit hochfunktionalen ASS unnötig abgestempelt, obwohl sie vielleicht auch ohne Diagnose eine befriedigende Entwicklung durchlaufen könnten? Das sind Fragen, die allgemein für die Kinder- und Jugendpsychiatrie von großer Bedeutung sind und hier nicht ausführlich beantworten werden können (für eine Diskussion über die Thematik siehe Rutter 2011).


Regeln für die Frühdiagnostik

Eltern sind die besten Beobachter der Entwicklung von Säuglingen und Kleinkindern und nehmen Signale früh wahr, wie z.B. auffälligen Blickkontakt, Mangel an geteilter Aufmerksamkeit, auffälliges Spielverhalten und auffällige oder keine Kontaktaufnahme zu anderen Kindern (Heß 2007; Reusch 2008). In diesen Fällen ist ein Screening für ASS immer zu empfehlen.

Eltern sollten in Bezug auf Entwicklungsstörungen ausführlich aufgeklärt werden und auf die Bedeutung und eventuell auch Grenzen einer spezifischen Diagnose hingewiesen werden.

Frühfördermaßnahmen sollten so schnell wie möglich eingeleitet werden. Eine regelmäßige Kontrolle der Entwicklung und ein Monitoring der Fortschritte in der Therapie sollten durch einen Neuropädiater und Kinder- und Jugendpsychiater unbedingt erfolgen.

Es ist ratsam, spezifische Maßnahmen einzuleiten, die auf die spezifische Symptomatik und ihre Ausprägung ausgerichtet werden und klare Ziele für die weiteren Entwicklungsschritte zu definieren.

Eltern sind wichtige Co-Therapeuten und sollten durch spezifische Psychoedukation und Elterntraining angeleitet werden.

Früh gestellte Diagnosen sollten regelmäßig kontrolliert werden, auf jeden Fall bis zum Eintritt in die Schule.

Abgesehen von diesen allgemeinen Faustregeln gibt es aktuelle Studien, die bei Risiko-Populationen bestimmte Frühanzeichen feststellen (Pierce et al. 2009; Pierce et al. 2011b). Diese beinhalten sowohl Screeninginstrumente (Wetherby et al. 2004; Dereu et al. 2012) als auch die Suche nach spezifischen biologischen Markern (Pierce et al. 2009). Inwieweit solche Tests als Screening-Verfahren für Säuglinge und Kleinkinder in der Zukunft etabliert werden können, wird gerade untersucht (Pierce et al. 2011a). Für die diagnostische Einschätzung von Kleinkindern im Alter zwischen 12 und 30 Monaten wurde aktuell (momentan nur in englischer Sprache erhältlich) das ADOS-toddler Modul entwickelt (Luyster et al. 2009).

Dieser Beitrag basiert auf einem Zeitschriftenbeitrag der Autorin (Biscaldi et al. 2012). Mit freundlicher Genehmigung der Schattauer GmbH.

Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter

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