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6.2.2 Neuronale Entwicklung

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ASS ist eine hoch heritable, mehrstufige, prozessübergreifend progressive, das ganze Gehirn betreffende Störung mit pränataler und früher postnataler Entwicklung mit pränatalen Subtypen, die zu der Heterogenität der klinischen Typen führt (Courchesne et al. 2019). Zu den verschiedenen Stufen gehört die Zellproliferation (Courchesne et al. 2011), Neurogenese, Zellmigration, die laminare Organisation der Nervenzellen (Stoner et al. 2014) und das Neuritenwachstum während des ersten und zweiten Trimesters, die Wirbelsäulenentwicklung, die Synaptogenese und die synaptische Funktionalität in dritten Trimester und in frühen Stadien des postnatalen Lebens (Courchesne et al. 2020). Weitgehende Einigkeit besteht in der Annahme, dass die physiologischen Korrelate der ASS sich pränatal vor der 30. Schwangerschaftswoche (SSW) entwickeln (Kern 2003). Diesbezügliche Untersuchungen haben zwei neuronale Pfade identifiziert, die innerhalb kritischer Zeitfenster der Gehirnentwicklung beeinträchtigt werden, was in der Folge zu einer autistischen Symptomatik führt.

Der erste Pfad entwickelt sich pränatal zwischen der 4. und 8. SSW und betrifft Verbindungen zwischen dem Hirnstamm und dem Cerebellum. Dieser Pfad steht im Zusammenhang mit Ungeschicklichkeit und Imitationsschwierigkeiten sowie Defiziten in der intermodalen Aufmerksamkeitsverschiebung (Gillberg 1999).

Der zweite, temporo-frontale Pfad, der sich in der Mitte des zweiten Trimenons verbindet bzw. schließt, steht im Zusammenhang mit Defiziten in sozialer Kognition und Kommunikation bei ASS. Gillberg (1999) geht davon aus, dass entweder die Dysfunktion des Cerebellums zu einer Unterbrechung in der Entwicklung temporo-frontaler Bereiche führt oder dass die temporo-frontale Dysfunktion unabhängig davon entsteht.

Baumann und Kemper (2005) postulieren, dass die cerebelläre Dysfunktion pränatal in Erscheinung tritt und dass neuronale Veränderungen in Bezug auf ASS sich auch noch postnatal fortsetzen.

Carper und Courchesne (2000) geben durch ihre Forschungen der Vermutung Evidenz, dass das Cerebellum von besonderer Bedeutung für die Entwicklung von Autismus ist, dass die potenziellen neuronalen Marker für Autismus sehr früh in der pränatalen Entwicklung auftauchen und dass es kritische postnatale Prägeperioden gibt.

Bezugnehmend auf das o. g. komplexe Vererbungsmodell kann die dysfunktionale Entwicklung dieser Pfade zurückgeführt werden auf die Struktur und Funktionsveränderungen exprimierter Proteine, auf daraus entstehende Dysregulationen der Zell-Migration, dysfunktionales synaptisches Pruning, eine insuffiziente Apoptose und Probleme mit der Myelinisierung (DiCicco-Bloom et al. 2006; Gillberg 1999; Penn 2006; State u. Levitt 2011).

Autismus-Spektrum-Störungen im Erwachsenenalter

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