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Einundsechzigster Brief.
Von Julie.

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Inhaltsverzeichnis

Bringe mir morgen Milord Eduard, daß ich mich ihm zu Füßen werfe, wie er dir gethan. Welche Größe! welcher Edelmuth! O, wie klein sind wir vor ihm! Bewahre dir diesen kostbaren Freund wie deinen Augapfel! Vielleicht wäre er weniger werth, wenn er Maß hielte: hat es je einen Mann von großen Tugenden gegeben, der nicht seine Schwächen hatte?

Tausend Aengste jeder Art hatten mich ganz daniedergeschlagen; dein Brief hat meinen erloschenen Muth neu belebt; indem er die Schreckbilder verscheuchte, die mich belagerten, hat er meine Schmerzen erträglicher gemacht; ich fühle jetzt Kraft genug, um zu leiden. Du lebst, du liebst mich; dein Blut, deines Freundes Blut ist nicht vergossen worden, und deine Ehre ist in Sicherheit: ich bin also nicht ganz und gar elend.

Du kommst doch morgen? Nie hatte ich ein solches Bedürfniß, dich zu sehen, und nie so wenig Hoffnung, dich noch lange zu sehen. Lebe wohl, mein einzig lieber Freund. Du hast nicht recht gesagt, scheint mir: leben wir, um uns zu lieben; ach! es mußte heißen: lieben wir uns, um zu leben!

Jean Jacques Rousseau: Romane, Philosophische Werke, Essays & Autobiografie (Deutsche Ausgabe)

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