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19 Tage davor

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Noch direkt am Hauseingang hatte Steinmann mich mit wenigen, stark von seiner Wut eingefärbten Worten zur Befragung des Hausmeisters abgestellt, der im Erdgeschoss direkt neben der Eingangstür in einem kleinen Apartment hauste. Die große Fronttür zum Haus wies keinerlei Einbruchsspuren auf, wie die Spurensicherung festgestellt hatte; somit blieb die Frage, wie der Mörder das Haus betreten hatte. Die Fachkraft für Gebäudewartung, wie sein eilends übergeworfener Blaumann stolz verriet, hatte bis zum Eintreffen der Polizei keine verdächtigen Geräusche bemerkt. Meine Vermutung war, und diese Vermutung wurde durch einen starken, eindeutigen Geruch aus seiner Richtung unterstützt, dass er unter dem Einfluss starker alkoholischer Getränke die letzten Stunden im Koma verbracht hatte und es selbst nicht mitbekommen hätte, wenn direkt neben ihm der dritte Weltkrieg ausgebrochen wäre. Der Hausmeister war ein grobschlächtiger Mann, dessen permanenter Alkoholmissbrauch sich sowohl in dem Zustand seiner Haut, als auch in seiner schlechten Mundhygiene niedergeschlagen hatte. Seine Hände, die er in regelmäßigen Abständen nervös zu seinem Stoppelkinn führte, waren vom Nikotin gelblich verfärbt. Es war ihm anzusehen, wie unangenehm es ihm war, mit der Polizei zu sprechen.

„Ich habe nichts gehört“, beteuerte er nochmals, als würde er unter Anklage stehen, und entblößte eine Reihe gelber Zähne. „Ich bin erst wach geworden, als Ihr bei mir geklingelt habt.” Er grunzte besorgt und blickte hektisch zwischen mir und ein paar Kollegen der Spurensicherung hin und her, die den Flur nach Spuren absuchten. Seinem Gesichtsausdruck zufolge überlegte er gerade, ob er die Polizeibeamten ermahnen durfte, sich gefälligst die Schuhe beim Betreten des Gebäudes abzuputzen.

Der Hausmeister war ein Angestellter des Amtes für Wohnungswesen, der neben der kostenlosen Unterkunft ein kärgliches Salär bezog. Der gesamte Gebäudekomplex hielt Sozialwohnungen für die finanziell Benachteiligten der Bevölkerung bereit und strahlte das Flair einer Militärkaserne aus. Die Abwesenheit von Luxus, wie zum Beispiel etwas Farbe oder sogar ein Aufzug, bedeutete jedoch nicht, dass die Gebäude ungepflegt waren. Ganz im Gegenteil, im direkten Vergleich zu dem Loch, in dem Merkmann bis zuletzt gewohnt hatte, stellte sich die Innenansicht der Sozialbauten als geradezu wohnlich dar. Offensichtlich war der Eigentümer der Häuser sehr zufrieden damit, für alle Mieter die Miete zuverlässig in regelmäßigen Abständen vom Staat zu erhalten und hatte sich vollständig vom freien Wohnungsmarkt zurückgezogen, auf dem er grundsätzlich das Risiko einging, Mietbetrügern auf den Leim zu gehen. Jeder einzelne der Bewohner, wie mir der Hausmeister nicht ohne Stolz verriet, bezog sein Geld vom Amt.

„Wir haben hier noch nie Ärger gehabt“, versicherte er mir und nickte übertrieben heftig. „Oh ja, alles ehrbare Leute hier.” Das Wort ‚ehrbar‘ betonte er hierbei für meinen Geschmack etwas zu stark, um glaubwürdig zu sein. Er versuchte, an mir vorbei die Treppe hinaufzublicken. „Was ist überhaupt passiert?“, lallte er neugierig und leckte sich ereifernd über seine spröden Lippen. „Ein Mord?”

„Zum laufenden Stand der Ermittlungen kann ich keine Aussagen treffen“, spulte ich routiniert unsere Standardantwort ab, wie an so vielen anderen Tatorten auch. „Vielen Dank für Ihre Kooperation. Falls Sie uns weitere Hinweise geben können, melden Sie sich bitte unverzüglich bei mir.” Ich drückte ihm eine meiner Visitenkarten in die Hand, die zwar nicht einen so strahlenden Titel wie sein Namensschildchen aufwies, aber zumindest klar und deutlich vermittelte, dass ich zur Polizei gehörte. „Bitte gehen Sie jetzt zurück in Ihre Wohnung. Falls wir eine schriftliche Aussage von Ihnen benötigen, melden wir uns bei Ihnen.”

Ich nickte freundlich aber unverbindlich und ließ den armen Kerl in dem siedenden Saft seiner eigenen Neugier stehen. Er würde uns keine weiteren Informationen geben können; wahrscheinlich konnte er froh sein, wenn er sich am nächsten Tag noch an seinen eigenen Namen erinnerte, so wie jede Pore seines Körpers Alkohol ausdünstete. Während ich die Stufen zu den nächsten Stockwerken emporstieg, schwor ich mir, meinen Alkoholkonsum in Zukunft einzuschränken. Manchmal ist es erschreckend, vor Augen geführt zu bekommen, wohin der Weg führen kann, dem man so manches Mal gedankenlos folgt. Irgendwie regte sich in mir der Verdacht, dass Steinmann mich nur für die Befragung des Hausmeisters auserwählt hatte, um mir genau das vor Augen zu führen. Das würde Steinmann ähnlich sehen, dem alten Wadenbeißer, als kleine Retourkutsche für die Tatsache, dass er mich bei einem Kneipenbesuch erwischt hatte.

Die Treppe führte mich geradewegs in den zweiten Stock, wo vor einer 08/15 Einheitstür zwei Männer mit kleinen Pinselchen feinen Staub verteilten, um Fingerabdrücke zu finden.

„Wie ist der Mörder eingedrungen?“, fragte ich einen jungen Kerl, der noch nicht allzu lange bei der Truppe dabei sein konnte und mit seinem Pinsel am Türknauf herumfuhrwerkte.

„Gewaltsam“, antwortete er knapp, straffte sich aber merklich, als er bemerkte, mit wem er sprach. „Das Türschloss wurde nicht aufgebrochen“, beeilte er sich erklärend zu ergänzen und warf mir einen eingeschüchterten Blick zu. „Das Opfer scheint die Tür geöffnet zu haben, hat aber den Zutritt zur Wohnung mit einer Sicherheitskette blockiert.” Er griff um die Tür herum und zog hinter dem lackierten Holz eine Kette hervor, an der eine deformierte Halterung baumelte. „Das hat den Angreifer allerdings nicht davon abgehalten, trotzdem in die Wohnung zu gelangen“, ergänzte er unnötigerweise.

Ich schlängelte mich an den Polizisten vorbei und ließ sie ihre Arbeit verrichten. Ich zog ein paar Einweghandschuhe aus meiner Tasche und streifte sie über meine Hände. Im Flur erwartete mich ein Kollege, der mir Plastiküberzieher für meine Schuhe in die Hand drückte. Das war das Standardprozedere an einem frischen Tatort, um die Arbeit der Spurensicherung nicht zusätzlich zu erschweren, indem ich weitere Spuren überall in der Wohnung verteilte. Obwohl ich allen Anschein nach davon ausgehen konnte, dass die Jungs ihre Arbeit weitestgehend abgeschlossen hatten.

An der Innenseite der Tür klebte Blut. Offensichtlich hatte Thomas Becher beim gewaltsamen Eindringen des Täters die Tür ins Gesicht gerammt bekommen. Eine Blutspur führte mich von der Tür bis ins angrenzende Schlafzimmer. Hier hatte Thomas Becher offensichtlich sein unnatürliches Ende gefunden. Sein Körper lag merkwürdig verdreht halb über das Bett und halb über den Boden drapiert, als wäre er erst einen Moment zuvor rückwärts über das Bett gestolpert. So klein, wie das Schlafzimmer war, war ihm das vermutlich des Öfteren passiert. Neben ihm kniete ein weiterer Mitarbeiter der Spurensicherung.

In Bechers Brust steckte ein Messer, bis zum Schaft in den Brustkorb gebohrt. Seine Augen starrten anklagend an die Decke. Ich brauchte keinen Mediziner, um zu wissen, dass dafür sehr viel Kraft erforderlich gewesen war. Auch wenn wir beim letzten Opfer DNA Spuren einer Frau gefunden hatten, hielt ich es für sehr unwahrscheinlich, dass diese Spuren von einer Mörderin stammten. Die Frau war mit Sicherheit ein Opfer wie die bisherigen auch. Ohne den Pfad politischer Korrektheit verlassen zu wollen; keine Frau, die ich kannte, wäre in der Lage gewesen, die Eingangstür gegen den Widerstand der Sicherheitskette aufzudrücken und dem Täter trotz der Rippenknochen ein Messer so tief in den Oberkörper zu stechen, dass lediglich der Messergriff noch herausschaute.

Erst in diesem Moment wurde mir bewusst, wer neben dem Leichnam kniete. Großkopf. Ich zuckte innerlich zusammen und schlich mich rückwärts aus der Tür, bevor der Gerichtsmediziner meine Anwesenheit bemerkte. Die Flucht vor meinem speziellen Freund trieb mich ins Wohnzimmer, das in der kleinen Wohnung gleichzeitig Küche und Esszimmer darstellte. Der Raum war karg eingerichtet und wies - bis auf eine Couch, einen Esstisch und ein paar kleinere Schränke - kaum Mobiliar auf. Steinmann unterhielt sich mit einem Kerl im Pyjama, der sich in aller Eile lediglich einen Bademantel übergeworfen hatte und angesichts der Ereignisse etwas bleich um die Nase wirkte. Seine Aufmachung verriet mir leider mehr, als ich eigentlich wissen wollte. Seine Pyjamahose war mindestens drei Nummern zu klein und entblößte haarige Männerbeine sowie eine unappetitliche Ausbuchtung in der Leistengegend, die nur dank des wohlgeformten Bauches leidlich verdeckt wurde.

„Wer ist der Kerl in Schlafmontur?“, flüsterte ich Bobby leise zu, der sich soeben durch die Küchenschränke wühlte. Ich hoffte, zur Beweissicherung, und nicht, um irgendetwas zu essen zu finden.

„Der Sozialarbeiter. Er wohnt direkt über dieser Wohnung“, erwiderte Bobby knapp, ohne vom Kühlschrank aufzublicken.

„Dann hat er vielleicht etwas gehört!“, stellte ich interessiert fest und zog Bobby von seiner fragwürdigen Beschäftigung weg, ein paar Schritte weiter in den Einflussbereich der Unterhaltung.

„Ah“, machte Steinmann und lächelte unberührt. Steinmann bewies insofern Klasse, dass er unseren Disput nicht öffentlich vor potenziellen Zeugen austrug. „Darf ich Ihnen den zweiten Ermittler vorstellen, der mit dem Fall betraut ist? Erik Bachmann!“

Der Mann im Schlafanzug streckte mir seine Hand entgegen. Sein Händedruck war erfreulich fest. „Gregor Decker!“, sagte er mit fester Stimme. „Ich bin der Sozialarbeiter, der für Thomas Becher zuständig ist.” Er stutzte. „Ich meine, war“, korrigierte er, sichtlich betroffen.

„Verstehe ich nicht“, warf Bobby irritiert ein, ohne Rücksicht auf die Befindlichkeiten des Mannes zu nehmen. „Bekommt jetzt jeder Obdachlose ein Kindermädchen gestellt?”

„Nein, natürlich nicht“, erwiderte Decker nonchalant, ohne mit der Wimper zu zucken. Er war es offensichtlich gewöhnt, dämliche Fragen beantworten zu müssen. „Bei diesem Haus handelt es sich um ein Pilotprojekt, an dem neben Thomas Becher vier weitere Kandidaten teilnehmen. Sie wurden aufgrund ihres noch jungen Alters ausgewählt, um sie im Rahmen eines intensiven Betreuungsprogramms zurück in ein normales, produktives Arbeitsleben zu überführen.”

Deckers Erklärung klang irgendwie auswendig gelernt. Aber wahrscheinlich traf das auch zu, und seine Ausführungen waren nichts anderes als gesprochene Versionen einer wohl formulierten Pressemitteilung.

„Ihnen wurden Sozialwohnungen gestellt, sowie Kurse angeboten, die sie auf das Arbeitsleben vorbereiten sollen. Ich habe ebenfalls eine Wohnung in diesem Gebäude bezogen, um eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung sicherzustellen und um die Gefahr eines Scheiterns zu minimieren.“

„Warum gibt es überhaupt so viele Obdachlose?“, fragte eine Stimme hinter uns interessiert. Großkopf! Er hatte sich unbemerkt in den Raum geschlichen und drängte sich in unseren kleinen Gesprächskreis. Mit vier ausgewachsenen Männern war das winzige Wohnzimmer eindeutig überfüllt und ich spürte, wie der Gerichtsmediziner meine Wohlfühlgrenze erneut verletzte. „Sollte es in einem Sozialstaat nicht ausgeschlossen sein, dass Leute auf der Straße leben müssen?“

„Tja“, machte Decker, nicht im Geringsten irritiert von dem plötzlich hinzugestoßenen Gesprächsgast. Offensichtlich genoss er sogar die ungewohnte Aufmerksamkeit. „Sollte man annehmen, aber die Realität zeigt, dass dem nicht so ist. Dafür gibt es aber viele Gründe.” Er hob eine Hand und tippte einzeln auf die Finger, als würde er vor Kindern einen Abzählreim aufführen. „Erstens gibt es immer weniger sozialverträgliche Wohnungen bei einer steigenden Anzahl von Berechtigten.“

„Sie reden von günstigen Wohnungen“, hakte Steinmann nach.

„Ja, wenn Sie es so ausdrücken wollen; aber im Grunde geht es dabei um Sozialwohnungen, die mit öffentlichen Mitteln gefördert werden und einen festgelegten Maximalmietzins nicht überschreiten dürfen.”

Er spreizte einen weiteren Finger ab. „Außerdem ist Sozialhilfe mit Bürokratie verbunden. Viele der Obdachlosen sind allerdings mit dem bürokratischen Aufwand schlichtweg überfordert. Einige können weder lesen noch schreiben, oder schämen sich wegen ihrer desolaten Lage zu sehr, um zum Amt zu gehen.”

Finger Nummer drei.

„Andere wiederum wählen die Obdachlosigkeit als Ausstieg aus der Leistungsgesellschaft, wahrscheinlich aus einer falsch verstandenen Definition von Freiheit heraus.” Decker stellte überrascht fest, dass er die anderen Finger nicht mehr benötigte und ließ seine Hand sichtlich enttäuscht sinken.

„Wie dem auch sei, unser Programm richtet sich natürlich an die Personen, die nicht durch eigenen Wunsch auf der Straße gelandet sind und Chancen auf eine Wiedereingliederung besitzen.” Er lächelte überlegen, als wäre er Mutter Theresa persönlich. „Unsere Erfolgsquote mit den ersten Kandidaten ist bis jetzt relativ hoch, von ein paar Ausnahmen abgesehen.“

„Was ist mit Thomas Becher?“, fragte ich. „Wie hat er sich in dem Programm entwickelt?” Ich musste an den heruntergekommenen Jugendlichen denken, den ich vor vielen Jahren mehrmals in die Zelle stecken musste. Ich hätte niemals erwartet, dass Thomas Becher tatsächlich noch einmal die Kurve kriegen würde. Aber offensichtlich war dem auch nicht so; schlagartig verschwand der anmaßende Gesichtsausdruck aus Deckers Gesicht.

„Becher war leider einer der Kandidaten, der an dem Programm zu scheitern drohte.” Missmutig starrte Decker an uns vorbei, auf eine kleine Kommode, die hinter uns stand. „Bei einer meiner Stippvisiten habe ich bei ihm Geld und Schmuck gefunden. Er wollte mir nicht sagen, woher es stammte. Aber es war mit Sicherheit nicht auf legalem Wege zu ihm gelangt.“

„Wo ist der Schmuck jetzt?“, fragte Bobby.

„Hier.” Decker drängte sich an uns vorbei und zog die oberste Schublade der Kommode auf. Glücklicherweise zwängte er sich auf diese Weise zwischen mich und Großkopf, der mir schon wieder bemerkenswert dicht auf die Pelle gerückt war. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich vermutet, er würde mir Avancen machen, obwohl er verheiratet war – mit einer Frau.

Die Schublade war leer, bis auf ein paar goldene Ringe und ein alt aussehendes Collier, das sicherlich ein paar Euro wert war.

„Sollten die Schmuckstücke aus einem Diebstahldelikt stammen, werden wir das herausfinden“, polterte Steinmann hinter uns selbstbewusst. „Was wissen wir zum Tathergang?” Seine Frage war an Großkopf gerichtet, der mit großen Augen in die Schublade starrte. „Nicht viel“, stellte Großkopf fest. „Alle Blutspuren scheinen vom Opfer zu stammen. Die Todesursache war eindeutig die Verletzung durch das Messer. Kurz und schmerzlos. Der Täter war wahrscheinlich kaum länger als fünfzehn Minuten in der Wohnung.“

„Eigentlich können es nur ein paar Minuten gewesen sein“, warf Decker vorsichtig ein. Er musterte uns eingeschüchtert.

„Was meinen Sie damit?“, fragte Bobby irritiert.

„Ich bin von einem lauten Knall wach geworden“, berichtete Decker mit stockender Stimme. „Ich hörte Schreie, konnte aber nicht verstehen, wer mit wem stritt, oder was der Grund für den Streit war.” Fassungslos starrten wir ihn an. Kaum zu glauben, dass er erst jetzt mit dieser Information herausrückte.

„Zuerst dachte ich, zwei unserer Bewohner hätten sich in den Haaren, aber die Geräusche machten mir Sorgen“, fuhr er fort. „Es hörte sich beinahe so an, als ginge es um Leben und Tod.”

„Was ja auch offensichtlich so war“, stellte Bobby mit bösem Blick auf Decker fest.

„Ja“, bestätigte Decker kleinlaut. „Jedenfalls habe ich mir meinen Bademantel übergeworfen und bin die Treppe hinuntergelaufen. Die Haustür zu der Wohnung stand sperrangelweit offen. Vom Streit war nichts mehr zu hören.“

„Und, haben sie etwas gesehen?“, fragte ich aufgeregt.

„Eher gehört, einen Mann, wie er die Treppe im Hausflur hinunterhetzte. Ich konnte ihn allerdings nur von oben sehen. Er trug eine schwarze Skimütze und einen schwarzen Pullover. Er war jedoch aus der Tür, bevor ich einen Blick auf sein Gesicht werfen konnte.“

„Wie lange ist das jetzt her?“, fragte Steinmann, sichtlich bemüht, die Fassade des gesitteten Polizisten aufrecht zu erhalten, obwohl ich sehen konnte, wie die Wut in ihm bereits wieder hochkochte.

„Weiß nicht. Zwei Stunden, schätzungsweise. Ich habe sofort danach die Polizei gerufen.“

„Mein Gott, dann war der Kerl vielleicht noch in der Nähe, als die ersten Streifenwagen hier eintrafen“, stellte Steinmann fassungslos fest und wurde bleich. „Warum haben Sie diese Informationen bei Ihrem Notruf nicht weitergeben? Wieso haben Sie nicht vorher gesagt, dass Sie den Kerl noch gesehen haben?“

Decker entgleisten alle Gesichtszüge. „Ich war völlig durch den Wind“, stotterte er. „In der Wohnung lag eine Leiche und ich, ich,….” Er verstummte und schluckte nervös seine aufkeimende Panik hinunter. Offensichtlich wurde ihm gerade bewusst, dass er dem Mörder ungewollt zur Flucht verholfen hatte.

„Vielleicht ist er noch in der Gegend“, warf ich ein, um Steinmanns Zorn von Decker abzulenken.

„Ach, was“, brummte Bobby ungnädig. „Wenn der Kerl schlau ist, ist er längst über alle Berge.”

„Keine Spekulationen!“, zischte Steinmann. „Ich will, dass die ganze Gegend abgefahren wird.” Er zeigte auffordernd auf mich. „Schnappen Sie sich ein paar Polizisten und suchen Sie die nähere Umgebung ab. Suchen Sie nach möglichen Fluchtrouten! Vielleicht hat der Täter auf seiner kopflosen Flucht etwas verloren.” Er atmete tief durch, um seine Gefühle unter Kontrolle zu bringen. „Schaffen Sie mir irgendetwas herbei, mit dem wir diesem Bastard zur Strecke bringen können.“

Schattenseiten

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