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Untermieter bei Onkel Fulbert

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Auch wenn er von Heloises Gefühlen noch nichts ahnte, war der eitle Philosoph schon einen Schritt weiter: Darum gedachte ich, sie in Liebesbande zu verstricken, und am Gelingen zweifelte ich keinen Augenblick. War ich doch hoch berühmt und jugendlich anmutig und brauchte von keiner Frau eine Ablehnung zu befürchten. Nun konnte er Heloise aber nicht so einfach ansprechen, das wäre nun doch zu unschicklich gewesen. Also sann er nach einer Möglichkeit, um das schöne junge Mädchen auf eine möglichst unverfängliche Art und Weise näher kennen zu lernen. Da kam Abaelard eine brillante Idee, die freilich mit einer gewissen kriminellen Energie verbunden war: Unter dem Vorwand, er suche eine neue Unterkunft mit Kost und Logis, mietete er sich bei dem ahnungslosen Onkel Fulbert ein Zimmer und bot ihm neben der Mietzahlung obendrein noch an, seiner wissbegierigen Nichte kostenlosen Unterricht zu erteilen. Er selbst schreibt darüber in seiner Autobiografie: Ich trat, durch die Vermittlung einiger Freunde ihres Onkels, mit diesem in Beziehung. Sie bewegten ihn dazu, mich in sein Haus, das ganz in der Nähe meiner Schule lag, gegen einen Pensionspreis, den er festlegen würde, aufzunehmen. Ich gebrauchte dabei den Vorwand, dass mir bei meinem Gelehrtenberuf die Sorge für mein leibliches Wohl hinderlich sei und mich auch teuer zu stehen komme. Fulbert liebte das Geld; dazu kam, dass er darauf bedacht war, seiner Nichte zu helfen, in ihrem Streben nach Gelehrsamkeit möglichst große Fortschritte zu machen. Indem ich seinen beiden Leidenschaften schmeichelte, erhielt ich ohne Mühe seine Zustimmung und erreichte das, was ich wollte.

Fulbert ging auf das scheinbar großzügige Angebot so arglos ein, dass selbst Abaelard darüber staunte, wie leicht ihm das gemacht wurde, was wir heute als „Unzucht mit Abhängigen“ bezeichnen würde: Dieses Maß an Harmlosigkeit verwunderte mich doch erheblich; ich konnte nicht verblüffter sein, wenn er sein zartes Lämmchen einem heißhungrigen Wolf zum Hüten gegeben hätte.

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