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Im Tode vereint

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Nun könnte man annehmen, dass Abaelard inzwischen in sich gegangen wäre und womöglich eingesehen hätte, wie egoistisch er gehandelt hatte. Doch nichts von alledem. Seine Antworten auf Heloises Briefe klingen eher kaltherzig, fast zynisch. Dass er sie gezwungen hat, „den Schleier zu nehmen“, hielt er für eine richtige Entscheidung, da sie ja so nicht nur den „Weg der Gottesliebe“ eingeschlagen hatte, sondern als Priorin des Klosters auch ihr vielfältiges Wissen unter Beweis stellen konnte. Dass es der klugen Heloise aber weniger um ihren Verstand, als um ihre tiefen Gefühle für Abaelard ging, hat der berühmte Philosoph wohl nie recht begriffen.

Abaelards letzte Lebensjahre waren von weiteren Misserfolgen überschattet. Die Zahl seiner Bewunderer nahm spürbar ab, während sich die seiner Kritiker zunehmend vergrößerte. 1140 wurde er von Bernhard von Clairvaux, dem Gründer des Zisterzienserordens, ein weiteres Mal der Häresie beschuldigt, weil er mit seinen Ausführungen die Wahrheit des christlichen Glaubens gefährdete. Seine letzten Lebensjahre verbrachte Abaelard krank und verbittert in dem zu Cluny gehörenden Priorat St. Marcel bei Châlon-sur-Saône, wo ihm Petrus Venerabilis, der Abt von Cluny, Asyl geboten hatte. Hier starb Pierre Abaelard 1142 im Alter von 63 Jahren.


Das Grabmal von Abaelard und Heloise auf dem Cimetière du Père-Lachaise in Paris, 1817 aus spätmittelalterlichen Spolien zusammengesetzt.

Auf Heloises ausdrücklichen Wunsch ließ Petrus Venerabilis den Leichnam ins Kloster Le Paraclet überführen und übergab ihn seiner Witwe, die ihn in der kleinen Kapelle beisetzen ließ. So hat der Tod die beiden Liebenden wieder vereint. Als Heloise 1164 selbst starb, fand sie neben Abaelard ihre – wenn auch nicht letzte – Ruhestätte. 1497 wurden die Gebeine der beiden Verstorbenen in die neu errichtete Abteikirche des Paraclet überführt, bis man sie während der Wirren der Französischen Revolution und nach der Aufhebung des Klosters 1792 in der Pfarrkirche St. Laurent in Nogent-sur-Seine in Sicherheit brachte.

Seit 1817 ruhen Abaelard und Heloise in einem gemeinsamen Grab auf dem berühmten Pariser Friedhof Père-Lachaise, und noch heute pilgern zahlreiche Menschen dorthin, um in Gedenken an das wohl unglücklichste Liebespaar des Mittelalters Blumen abzulegen.

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