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Pierre Abaelard – der „Star“ der rive gauche

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Einer der Ersten, die damals ans linke Seine-Ufer zogen, war der berühmte Philosoph Wilhelm von Champeaux, eine Zeit lang das Idol der Pariser Studenten. Und doch war einer seiner Schüler bereits dabei, dem großen Meister den Rang abzulaufen: Pierre Abaelard (1079–1142), Sohn eines bretonischen Gutsherren. Nachdem Champeaux Paris 1113 verlassen hatte, um seine Karriere als Bischof von Châlons fortzusetzen, nahm Abaelard endgültig den Platz seines Lehrers ein und hielt gut besuchte Vorlesungen in Philosophie und Theologe. Selbstzufrieden schrieb er später in seiner autobiografischen Schrift „Die Geschichte meines Lebens“: Diese Lesungen fanden beim Publikum eine äußerst günstige Aufnahme, und man hörte bereits das Urteil, dass meine theologische Begabung in nichts hinter meiner philosophischen zurückbliebe. Die Begeisterung für meine Vorlesung in beiden Fächern vermehrte die Zahl meiner Schüler ganz erheblich.

Damals erlebte Paris einen ungeheuren Zustrom an Studenten aus ganz Frankreich, die unbedingt den Ausführungen des berühmten Lehrers lauschen wollten. Für Abaelard zahlte sich das in zweifacher Hinsicht aus, nämlich auch finanziell, denn mit dem Ruhm kam der Reichtum. Schließlich ließ er sich für seine Vorlesungen gut bezahlen. Was aber machte seine Ausführungen so ungewöhnlich, dass es einen derartigen Ansturm gab? Dazu muss man sich noch einmal ins Gedächtnis rufen, dass das Mittelalter eine zutiefst religiöse Epoche gewesen ist, in der Gott allgegenwärtig war. Mystiker wie Bernhard von Clairvaux oder die deutsche Nonne Hildegard von Bingen waren bestrebt, Gottes Wesen und die Offenbarung durch Meditation und innere Einkehr unmittelbar zu erschauen. Doch nun erhielt die mittelalterliche Mystik „Konkurrenz“ durch die Scholastik. Hatte Bernhard die Maxime ausgegeben: Der Glaube der Frommen vertraut, er diskutiert nicht, so gingen die Scholastiker wie Pierre Abaelard ganz neue Wege, indem sie versuchten, die christliche Offenbarung mit der menschlichen Vernunft in Einklang zu bringen. Dabei ging es darum, das Geglaubte mit dem Gewussten zu verknüpfen, das Bestreben, die Theologie durch philosophische Erkenntnisse logisch zu begründen und zu untermauern. Der wortgewandte Abaelard brachte es darin zur Meisterschaft.

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