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Windeln und Kindergeschrei? – Nein, danke!

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Abaelard machte sich jedenfalls umgehend auf den Weg in die Bretagne, um Heloise mit einem – wenn auch etwas abgespeckten – Heiratsantrag zu überraschen. Doch statt ihm jubelnd um den Hals zu fallen, reagierte sie völlig unerwartet: Eine Hochzeit, erklärte sie ihm, käme für sie überhaupt nicht infrage. Nein, sie wollte auch weiter seine Geliebte bleiben, um die besondere Qualität der Beziehung zu bewahren, vor allem aber aus Rücksicht auf den berühmten Philosophen selbst: Denkt nur an die Lage, in die euch eine rechtmäßige Verbindung brächte!, schrieb Heloise. Was für ein Durcheinander! Schüler und Kammerzofen, Schreibtisch und Kinderwagen! Bücher und Hefte beim Spinnrocken, Schreibrohr und Griffel bei den Spindeln. Welcher Mann kann sich mit der Betrachtung der Schrift oder dem Studium der Philosophie abgeben und dabei das Geschrei der kleinen Kinder, den Singsang der Amme, die sie beruhigen soll, die geräuschvolle Schar männlicher und weiblicher Dienstboten hören? Wer mag die Unreinlichkeit kleiner Kinder ertragen?

Heloises Selbstlosigkeit in allen Ehren – aber Abaelard hatte ohnehin nie an so etwas wie ein normales Familienleben gedacht. Er war zwar bereit, Heloise zu heiraten, doch danach sollte alles so bleiben wie bislang. Frau und Kind sollten in der Bretagne leben, während er in Paris blieb und die kleine Familie nur hin und wieder besuchte. Gewiss hätte auch Abaelard alles so belassen, denn er fand Heloises Argumentation natürlich völlig zutreffend. Aber er hatte Onkel Fulbert sein Ehrenwort gegeben. Das durfte er keinesfalls brechen, wollte er seinen Ruf nicht völlig ruinieren. Das scheint er Heloise eindrücklich klargemacht zu haben, sodass sie schließlich in die heimliche Heirat einwilligte.

Wir ließen also unser junges Kind in der Obhut meiner Schwester und kehrten heimlich nach Paris zurück, berichtet Abaelard in seiner Lebensgeschichte. Einige Tage später empfingen wir im Beisein des Onkels von Heloise und mehrerer seiner und unserer Verwandten den ehelichen Segen; dann trennten wir uns alsbald – jeder ging still seines Weges, und von da an sahen wir uns nur noch in großen Abständen und verstohlen, um unsere Ehe so geheim wie nur irgend möglich zu halten.

Heloise kehrte zu ihrem Sohn in die Bretagne zurück und Abaelard hielt wie gehabt seine gut besuchten Vorlesungen in den Kreuzgängen von Notre Dame. Eigentlich hätte die unselige Liebesgeschichte damit enden können, aber dann wären Abaelard und Heloise gewiss nicht „unsterblich“ geworden. Dazu gehört schließlich die richtige Mischung aus Sex and Crime …

In Paris wurde derweil munter weiter getuschelt und Domherr Fulbert natürlich immer wieder nach dem Verbleib seiner Nichte gefragt. Irgendwann scheint ihm die ganze Geheimnistuerei auf die Nerven gegangen zu sein – und er plauderte freimütig aus, dass Heloise nun mit dem berühmten Philosophen Abaelard verheiratet sei. Damit aber hatte Fulbert nicht nur sein Versprechen gebrochen, er setzte, ohne es zu wollen, eine Kette äußerst unerfreulicher Ereignisse in Gang.

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