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Eine Liebe ohne Grenzen

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Auch Heloises Leben war zerstört, wenngleich sie es inzwischen zur Priorin ihres Konvents in Argenteuil gebracht hatte. Auf ewig getrennt von ihrem Sohn musste sie den Rest ihrer Tage hinter Klostermauern verbringen und konnte nicht aufhören, ihrer großen Liebe nachzutrauern. Doch der Kontakt zu Abaelard war keineswegs abgerissen. Schließlich hatten beide ein gemeinsames Kind, um dessen Wohlergehen und dessen Zukunft sie sich kümmern mussten. (Über das weitere Schicksal von Astralabe ist kaum etwas bekannt. Anders als seine berühmten Eltern ist der Sohn sang- und klanglos aus der Geschichte verschwunden.)

Aber auch darüber hinaus bleiben die Eheleute miteinander verbunden. Als Heloise und ihre Nonnen aus Argenteuil vertrieben wurden, weil man sie der Unsittlichkeit beschuldigte, bot Abaelard sofort seine leer stehende Einsiedelei Le Paraclet als Zuflucht an. Hier musste Heloise noch einmal ganz von vorne anfangen, und die Lebensumstände dürften alles andere als komfortabel gewesen sein. Vermutlich lebten die Nonnen zunächst in bescheidenen Lehmhütten, die einst von Abaelards Studenten errichtet worden waren.

Aufrechterhalten wurde der Kontakt zu ihrem Ehemann auch durch einen intensiven Briefwechsel, in dem Heloise nicht müde wurde, ihre unvergängliche Liebe zu bezeugen: Du weißt wohl, dass Du mir verpflichtet bist: Ist es doch das Sakrament der Ehe, das uns verbunden hält, ein umso engeres Band für Euch, als ich Dich immer im Angesicht des Himmels und der Erde mit einer Liebe ohne Grenzen geliebt habe.

Doch daneben ist in Heloises Briefen auch eine gewisse Verbitterung zu spüren: Ich hatte fälschlich geglaubt, Deinen besonderen Dank verdient zu haben, da ich mich in allem nur danach richtete, Dir zu gefallen und Dir bis heute mehr denn je gehorsam geblieben bin. Denn nicht fromme Hingabe, sondern Du hast mich in blühender Jugend ins harte Klosterleben gestoßen. Jetzt begreife ich, dass mein ganzer Schmerz, wenn ich mir damit nicht Deinen Dank verdiene, vergeblich ist. Ich weiß wohl, dass ich von Gott keinen Lohn erwarten kann, denn es steht fest, dass ich bisher nichts aus Liebe zu ihm getan habe. Du hast mir befohlen, das Gelübde abzulegen, und mich gezwungen, den Schleier zu nehmen und Nonne zu werden, noch bevor Du Dich selbst Gott weihtest, und wegen Deines fehlenden Vertrauens brennen Schmerz und Scham immer noch in mir. Gott weiß es, auf Deinen Befehl hätte ich nicht gezögert, Dir selbst ins Feuer voranzugehen oder zu folgen, denn mein Herz war nicht mehr mein, sondern bei Dir. Und auch heute lebt mein Herz nur dann, wenn es bei Dir ist.

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