Читать книгу Und sie dreht sich doch! - Kurt Bangert - Страница 18

Eine Frage der Bibelauslegung

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Manche sogenannte „Kreationisten“, die an die wörtliche Auslegung der Schöpfungsgeschichte glauben, werfen den Evolutionisten vor, sie würden die Bibel nur deswegen nicht anerkennen, weil sie die modernen Naturwissenschaften über das Wort Gottes stellen. Doch geht dieser Vorwurf am Kern des eigentlichen Problems vorbei, und dieses Problem möchte ich auf die folgende Frage reduzieren: Ist die Bibel, die der christliche Glaube als „Wort Gottes“ begreift, im Sinne einer historischen und naturwissenschaftlichen Faktentreue zu verstehen, oder ist die Bibel „Wort Gottes“ nur im Sinne von theologischen, sinngebenden, spirituellen und existentiellen Wahrheiten, ohne den Anspruch auf historische oder naturwissenschaftliche Verbindlichkeit zu erheben? Anders gefragt: Muss die Bibel als „irrtumslos“ (bzw. „unfehlbar“) gelten oder als ein zwar von inspirierten, aber gleichwohl fehlbaren Menschen verfasstes Buch, das zwar ewige, göttliche Wahrheiten enthält, jedoch nicht frei von antiken Irrtümern und zeitgenössischen Mythen ist?

Das Fachgebiet, das sich mit dieser Art Deutungs- und Auslegungsfragen befasst, ist die Hermeneutik. Ohne hier im Einzelnen auf die verschiedenen Problemfelder einer biblischen Hermeneutik einzugehen, sei gesagt, dass nahezu alle Theologen, die sich mit diesen Fragen auseinandergesetzt haben, die „Irrtumslosigkeit“ der Bibel als vorwissenschaftlichen Biblizismus ablehnen. Demzufolge hat der biblische Schöpfungsbericht einem Naturwissenschaftler nicht vorzuschreiben, welche Erkenntnisse er bei seiner Forschungsarbeit zutage fördern darf oder nicht darf. Die biblischen Weltentstehungsberichte sollen demnach nicht als naturwissenschaftliche Dokumente, sondern als theologische Glaubensaussagen verstanden werden. Das muss, so diese Theologen, den inneren Wahrheitsgehalt der biblischen Aussagen nicht schmälern, sondern wird diese biblischen Wahrheiten gerade ins rechte Licht rücken. Gleichwohl gibt es aber noch einige Bibelausleger, die in einer rein theologischen (oder bloß mythologischen) Deutung der Schöpfungserzählungen einen Verrat am „Wort Gottes“ sehen. Bevor ich weiter unten näher auf die theologischen Wahrheiten und mythologischen Hintergründe der biblischen Weltentstehungsgeschichten zu sprechen komme, ist es vielleicht sinnvoll, sich die unterschiedlichen biblischen Schöpfungsberichte einmal etwas näher anzusehen.

Und sie dreht sich doch!

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