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Wie funktioniert mobiler Journalismus?

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Mobiler Journalismus klingt zunächst einmal so, als bräuchte man außer seinem Smartphone eigentlich nichts Weiteres dafür. Marcus Bösch beschreibt in seinem interaktiven iPad-Buch jedoch anschaulich, dass man als Journalist immer einen Plan haben müsse und die Qualität des Journalismus auf keinen Fall unter der Benutzung des Smartphones leiden dürfe (vgl. Bösch 2012b: 13).

Denn auch bei mobilem Journalismus muss im Vorhinein genau geklärt sein, was man eigentlich mit seinen Aufnahmen erreichen möchte und wie die Umstände konkret beschaffen sind, in denen man diese Aufnahmen schlussendlich durchführt.

Zu diesem Zweck hat Bösch in seinem Buch den sogenannten MoJo-Plan (Mobiler Journalisten-Plan) aufgestellt, der auf die verschiedenen Hürden aufmerksam machen soll. Dieser Plan umfasst Fragen nach dem Auftraggeber, der Uhrzeit, dem Mobilfunknetz und allen anderen vorbereitenden Maßnahmen, die vor jeder journalistischen Tätigkeit üblich sind (vgl. Bösch 2012: 12).

Ein Smartphone ist zwar deutlich schneller aus der Tasche geholt als übliche Aufnahmegeräte, es ist leichter, handlicher, unauffälliger und bietet viele weitere Vorteile. Doch durch Apps und Gadgets kann die Qualität der Aufnahme stark beeinflusst werden.

Richard Koci Hernandez hat mit seinen Studenten der UC Berkeley Graduate School of Journalism einen Field Guide erstellt, der dem Nutzer einen umfassenden Überblick über sämtliche Smartphone-Zusätze für journalistische Tätigkeiten verschafft. Dort werden zum Beispiel Kamera-Apps wie „Camera Awesome“, „Photo-shop Express“ und „Filterstorm“, aber auch Audio-Apps wie „Hindenburg“ und „iRig“ erläutert. Des Weiteren werden verschiedene Stative, Lichter und Aufsetzlinsen vorgestellt, die von den Verfassern als besonders gut empfunden wurden (vgl. Koci Hernandez/Rue 2012: 2).

Dieser Field-Guide stammt jedoch bereits aus dem Jahre 2012, und die Entwicklungen schreiten rasant voran. Obwohl die meisten der Apps und Gadgets wohl immer noch aktuell sind, muss man sich als engagierter Reporter immer wieder auf den neuesten Stand der Technik bringen. Hier empfiehlt es sich, Online-Seiten wie zum Beispiel www.mobile-journalism.com zu verfolgen, auf denen immer wieder die aktuellsten technischen Neuerungen vorgestellt werden.

Doch es geht nicht nur um die perfekte audiovisuelle Aufnahme. Auch Beiträge zu schreiben, ist mit dem Smartphone möglich. Ob via E-Mail oder per CMS Wordpress – es ist heutzutage leichter, mit dem Smartphone Texte zu verfassen, als jemals zuvor. Das Smartphone kann auch als Schnittstelle zwischen Beiträgen und Zuschauern/Zuhörern dienen. So können Reporter auch Social-Media-Dienste wie Twitter und Facebook auf dem Smartphone nutzen, um mit Menschen in Kontakt zu treten und live von Events zu „twittern“ (vgl. Bösch 2012b:19).

Dass man sich beim mobilen Journalismus einen Plan machen muss und eine gute Vorbereitung und Planung hier genauso wichtig ist wie beim herkömmlichen Journalismus, sollte aus den vorangehenden Ausführungen klar geworden sein. In welchen Bereichen und bei welchen Themen die Smartphones zurzeit zum Einsatz kommen, ist die nächste Fragestellung.

Schon 2009 berichtet der Freelance-Journalist Guy Degen von einer Demonstration in Tiflis live via Smartphone. Er war zu diesem Zeitpunkt eigentlich unterwegs, um eine Reportage über Minenfelder zu drehen, als er von der Redaktion des DW-TV kontaktiert wurde, um die Demonstration im englischen Fernsehprogramm und auf der Deutschen Welle zu übertragen (vgl. Bösch 2012b: 4).

Jens-Olaf Buhrdorf berichtet im Interview von einem BBC-Kollegen, der eine Demonstration vor einer großen chinesischen Zeitung live im Internet publiziert habe, ohne dass die chinesische Polizei ihn davon abgehalten habe (vgl. Buhrdorf 2015).

Die Frankfurter Allgemeine veröffentlicht auf ihrer Internetseite Handyfotos vom Kölner Domplatz, die am Silvesterabend 2015 geschossen wurden. Darauf sind explodierende Feuerwerkskörper und eine große Gruppe junger Männer zu erkennen (vgl. Böhm 2015). Im Verlauf der nächsten Tage wurden die Übergriffe auf eine große Anzahl an Frauen, die am damaligen Abend stattfanden, von sämtlichen deutschen sowie internationalen Medien intensiv diskutiert.

Flüchtlinge werden auf dem Weg von Griechenland nach Deutschland mit dem Smartphone begleitet, und in Afrika bekommen Einheimische die Chance, ihren Alltag aufzuzeichnen. Hier lässt sich wohl ein eindeutiger Trend feststellen. Smartphones werden zurzeit vor allem dazu genutzt, Krisensituationen festzuhalten und mit der Öffentlichkeit zu teilen. In solchen Situationen wäre ein großes Equipment zu auffällig, zu schwer, zu teuer oder könnte schlicht nicht mehr rechtzeitig beschafft werden.

Annika Krooß betrachtet Smartphones auch für das Lokalgeschäft des WDR{2} als eine gute Ergänzung zum Alltagsgeschäft. Sie war die Erste, die die neue Multimediale Produktions-App für die gesamte ARD im August 2015 ausprobiert hat (vgl. Krooß 2016).

Im Folgenden werde ich diese App, auch kurz MuPro genannt, ausführlicher vorstellen. Hierzu habe ich sowohl mit Annika Krooß als auch mit Jens-Olaf Buhrdorf Interviews geführt. Die MuPro wurde von der ARD entwickelt und kann von allen dazugehörigen öffentlichen Rundfunkanstalten und Reportern genutzt werden.

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