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Athen nutzt die Trägheit der Bundesgenossen zum Ausbau der Hegemonie

(Thukydides 1,99)

Die Gründe, die die Städte zum Abfall trieben, waren verschieden; der Hauptgrund war, dass sie mit dem Tribut und den Schiffen in Rückstand blieben oder überhaupt jede Leistung verweigerten. Die Athener trieben nämlich die Abgaben streng ein und machten sich durch ihre Zwangsmaßnahmen verhasst bei Menschen, die weder gewohnt noch willens waren, sich zu plagen. Auch sonst führten die Athener die Herrschaft nicht mehr so zur Zufriedenheit der Bundesgenossen wie anfangs. Sie behandelten sie bei Kriegszügen nicht als ihresgleichen, und zugleich wurde es ihnen immer leichter, die Abgefallenen wieder unter ihre Kontrolle zu bringen. Daran waren aber die Bundesgenossen selbst schuld. Weil die meisten an den Feldzügen nicht teilnehmen mochten, um nicht fern von der Heimat weilen zu müssen, verpflichteten sie sich zur Zahlung von Geldbeiträgen, die dem Wert der vertraglich festgelegten Schiffslieferungen entsprachen; so wurde die Flotte der Athener durch die Beiträge der Bundesgenossen immer größer, und diese waren, wenn sie sich auflehnen wollten, ungerüstet und ohne Erfahrung in der Kriegführung.

Athen und die Bündner

Diese Entwicklung schürte sicherlich Ressentiments zumal unter den reicheren Bundesmitgliedern; es gab aber auch viele Poleis, die froh waren, dass ihnen die Athener den gefahrvollen Kampf gegen die Perser abnahmen und durch die Zurückdrängung der Piraterie für einen gefahrlosen Schiffsverkehr sorgten. Der Ausbau der athenischen Hegemonialstellung war also immer auch eine Reaktion auf die nachlassende Kampfbereitschaft der Bündner und ihren Willen, sich der aktiven Mitarbeit zu entziehen. Athen hatte es seinerseits versäumt, den Bündnern angesichts der schwindenden Persergefahr ein neues Programm zu bieten und die Vorteile der Hegemonie stärker herauszustreichen; doch diese waren meist nur langfristig sicht- und deshalb schwer vermittelbar. „Die dadurch unvermeidlich werdenden Risse des Seebundes ließen sich nur mit dem Kitt athenischen Machteinsatzes verkleben“ (A. Heuß).

Reaktionen der Spartaner

Wie aber reagierten die Spartaner? Viele, die in den 470er Jahren auf einen Präventivschlag gedrängt hatten (s.S. 5f.), fühlten sich in ihren Befürchtungen bestätigt: Athens Flotte und Hegemonie im Seebund hatten sich in den 460er Jahren endgültig zu einem konkurrierenden Machtgebilde entwickelt, das die Stellung Spartas bedrohte. Auch die Besonnenen waren nun nicht mehr bereit, den Machtaufstieg Athens einfach hinzunehmen; doch bevorzugte man zunächst noch subtilere diplomatische und außenpolitische Methoden gegenüber einer direkten militärischen Konfrontation. So versprach man den Thasiern auf deren Bitte, sie bei ihrem Abfallbemühungen |13|durch einen Einmarsch in Attika zu entlasten. Dieses Angebot wurde aus unvorhersehbaren Gründen (s.S. 14) nicht eingelöst, doch allein die Bereitschaft, rebellierende Bündner Athens mit einer parallelen Offensive zu Lande zu unterstützen, hat die Beziehungen zu Athen erheblich belastet: Misstrauen und Missverständnisse prägten fortan das Verhältnis der beiden Mächte. Die seit den Perserkriegen latent vorhandene Konkurrenz drohte sich zu einem strukturellen außenpolitischen Antagonismus zu verfestigen.

Athen und Sparta

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