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|25|f) Beamte und Gastfreunde (proxenoi)

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Um die beschriebenen Maßnahmen und gesetzlichen Regelungen durchzusetzen, benötigte Athen einen für den Seebund ständig verfügbaren Beamtenapparat.

episkopoi

Die episkopoi („Aufseher“) beaufsichtigten die Einrichtung demokratischer Verfassungen. Später bereisten sie regelmäßig die Bündnisstädte, um die ordnungsgemäße Erhebung und Übersendung der Phoroi sicherzustellen (Kleiniasdekret HGIÜ Nr. 74, Z.4–6). Bei dieser Gelegenheit dürften sie auch eine allgemeine Kontroll- und Aufsichtsfunktion wahrgenommen haben; bei ihnen erstatteten z.B. die Einwohner von Chalkis Anzeige, wenn sie einen Aufrührer ausmachten. Die episkopoi haben dann den Fall selbst entschieden oder, wenn es sich um ein politisch bedeutsames Delikt handelte, an ein Athener Gericht überwiesen.

archontes

Des Weiteren tauchen in den Inschriften archontes („Beamte“) auf, wenn in einer wiedereingegliederten Polis eine Übergangsregierung oder eine Demokratie eingerichtet werden sollte; so wurden 450/49 (HGIÜ Nr. 65) fünf Archonten nach Milet geschickt, um die einheimischen Magistrate zu „beraten“. Auch sie griffen wohl bei dieser Gelegenheit in die lokale Gerichtsbarkeit ein und waren – nach dem Kleiniasdrekret (s.S. 21) – mit dem Rat und den episkopoi zuständig für die Durchführung der Tributzahlung. Das Münzdekret bevollmächtigte sie außerdem, den Währungsumtausch in den Bundesstädten zu überwachen. Es handelt sich also um eine weitgefächerte Aufgabenpalette mit wichtigen Hoheitsfunktionen, die die einheimische Beamtenschaft immer mehr zu Vollzugsorganen Athens degradierte.

phrouarchoi

Anders als die episkopoi und archontes, die für bestimmte Aufgaben die Bundesstädte bereisten und sie danach wieder verließen, waren die Kommandanten (phrouarchoi) athenischer Garnisonen über einen längeren Zeitraum in denjenigen Poleis stationiert, die vom Seebund abgefallen waren und/oder – wie viele kleinasiatische Städte – einen Schutz gegen persische Angriffe benötigten. Die erste Garnison ist sicher in Erythrai belegt, weitere befanden sich in Milet 450/49 und Samos; die meisten Garnisonen wurden aber erst im Zuge des Peloponnesischen Krieges (Thukydides 4,7) eingerichtet. Neben dem militärischen Schutz bestand ihre Aufgabe auch darin, die Einrichtung von Demokratien abzusichern sowie Widerstandsnester und Unruhen ausfindig zu machen (vergleichbare Ziele verfolgten die Spartaner später mit der Einrichtung von Harmosten; s.S. 129). Wenn die Garnisonstruppen in lokale Rechtsstreitigkeiten verwickelt waren, hatte der Phrouarch das Recht, den Fall an sich zu ziehen oder mit einer Empfehlung nach Athen zu überweisen.

Man sieht so, wie sich viele Kompetenzen der Beamten zumal im Bereich der Gerichtsbarkeit überschnitten und einzelne Beamtenkategorien bei der Überwachung der Bündner ineinander griffen. So bildeten die Phrouarchen das militärische Bindeglied zu den auf See operierenden Strategen und teilten sich ihre Aufgaben mit den nur kurzzeitig anreisenden archontes und episkopoi. Es entstand ein über das gesamte Bundesgebiet gespanntes Netz von Beamten – Aristoteles spricht (Athenaion Politeia 24,3) |26|übertrieben von 700 Beamten –, dessen Umfang und Dichte einmalig in der griechischen Geschichte ist und später selbst vom Römischen Reich nicht mehr erreicht wurde.

Um den Beamtenapparat herum lagerte sich ein Geflecht privater oder offizieller Kontakte zwischen Bündnern und der athenischen Hegemonialmacht. Eine wichtige Rolle spielten die so genannten Gastfreunde (proxenoi). Es war in Griechenland üblich, dass eine Stadt dem Bürger einer fremden Polis den Titel und Status eines Gastfreundes verlieh, damit dieser – vergleichbar einem modernen Konsul – im Gegenzug den eigenen Bürgern mit Rat und Tat zur Seite stand, wenn diese sich in seiner Heimat aufhielten. Mit dem Ausbau des Seebundes nahm die Zahl der in Athen und in den Bündnerstädten ansässigen Proxenoi stetig zu. Sie vertraten ihre Landsleute vor Gericht, halfen bei der Abwicklung des Handels und dienten als Informanten. Athen hat deshalb – wie wir aus den sogenannten Proxeniedekreten wissen – die Ernennung von Proxenoi in den Bundesstädten energisch vorangetrieben und sie mit Privilegien ausgestattet, die sie vor Übergriffen schützten. Das Herrschaftsinteresse Athens war aber auch hier nur ein Aspekt; denn eine wichtige Rolle spielte das Bemühen, Handel, Verkehr und Kommunikation innerhalb des Bundes im allseitigen Interesse zu verbessern. Das Zusammenwachsen des Seebundes förderte Wirtschaft und Handel, erleichterte aber auch die hegemonialen Kontrollen Athens.

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