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g) Kleruchien und Kolonien

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Siedlungstypen

Den gleichen Zweck verfolgte die seit der Mitte des Jahrhunderts verstärkt einsetzende Kolonisationspolitik der Athener. In den etwa zwanzig Jahren seit dem Kalliasfrieden zogen rund 10.000 Bürger Attikas in neue überseeische Siedlungen des Ägäisraums und des Schwarzmeergebietes. Streng genommen gab es zwei Typen von Siedlungen, die Kleruchie und die Kolonie (oder Apoikie). Als Kleruchien bezeichnet man Siedlungen, deren Bewohner im Gegensatz zu den Auswanderern in Kolonien Athener Bürger blieben und keine eigene (koloniale) Rechtsstellung genossen. Im 5. Jahrhundert waren allerdings die politischen Funktionen beider Ansiedlungstypen sehr ähnlich und auch ihre terminologische Unterscheidung fließend. Deshalb werden Kolonie und Kleruchie meist zusammen unter dem Begriff der athenischen Kolonisationspolitik behandelt.

Hatten die Athener früher meist siedlungsfreies Land in Besitz genommen, so wählten sie seit der Jahrhundertmitte zunehmend Gebiete der Seebundsmitglieder, die als unzuverlässig galten oder bereits abtrünnig geworden waren: 448 erhielt Naxos eine Kleruchie, ein Jahr später Andros und wieder ein Jahr später richtete man Kleruchien in den wiedereingegliederten Poleis Chalkis und Eretria auf Euböa (s.S. 21f.) ein; weitere Ansiedlungen |27|werden in Karystos, Lemnos, Imbros und Lesbos erwähnt. Einen zweiten Schwerpunkt bildeten die nördliche Ägäis und die Hellespontregion. Perikles selbst führte 447 eine Kleruchie zur thrakischen Chersonnes. Zwei Jahre später zogen attische Siedler nach Brea an der thrakischen Küste, 437/6 gründete der Stratege Hagnon am Mündungsgebiet des Strymon Amphipolis, 434 errichtete Perikles Astakos an der Propontis. Nach der Rückkehr erwirkte er einen Beschluss, wonach sich athenische Kleruchen in Sinope niederlassen konnten. Auch die Kolonie in Amisos an der Südküste des Schwarzen Meeres geht wohl auf die Initiative des Perikles zurück.

Machtpolitische und strategische Ziele

Anders als die Kolonien der archaischen Zeit verfolgten fast alle überseeischen Ansiedlungen Athens in dieser Zeit in erster Linie machtpolitische und strategische Ziele; deshalb waren sie auch mit Athen so eng verbunden: Eine erste Gruppe sollte wiedereingegliederte oder politisch unsichere Bundesgenossen einschüchtern und von künftigen Rebellionen abhalten. Die zweite Gruppe der an der Nordägäis und in der Hellespontregion angelegten Kolonien sicherte die für Athen so wichtige Kornzufuhr sowie den Zugriff auf andere, für die Wahrung der Seeherrschaft zentrale Ressourcen; eine besondere Bedeutung kam dabei Amphipolis zu. Diese Kolonie kontrollierte den einzigen Landweg von Makedonien zum Hellespont und eröffnete den Zugang zu den Goldminen des Pangeiongebirges. Vom nahe gelegenen Hafen Eion aus gelangte man zu den für den Bau der athenischen Kriegsschiffe so wichtigen Holzvorkommen Makedoniens und der Chalkidike. Die dritte Gruppe umfasste die während der Pontosexpedition angelegten Kolonien, die Kleruchien an den Meerengen, den thrakischen Küsten und der Chersones. Sie dienten der militärischen Absicherung des Herrschaftsraums z.B. gegen thrakische Invasionen sowie der Machtdemonstration in einem strategisch und wirtschaftlich bedeutsamen Gebiet. Perikles präsentierte sich und seine Stadt während der Pontosexpedition als Schutzherr der Griechen vor barbarischen Stämmen und als Befreier von Tyrannen (s. Quelle). Er verlieh damit der Ausweitung athenischer Macht eine ideologische Grundlage und seinem eigenen Tatendrang eine Rechtfertigung, die an frühere Expeditionen adliger Herren anknüpfte.

Athen und Sparta

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