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e) Die Einrichtung von Demokratien

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Demokratisierung als Reaktion auf Krisen – Stabilisierung des Seebundes

Dieser Grundsatz gilt auch für eine letzte Maßnahme, die auf die Verfassung ehemals rebellierender Bündnerstädte zielte: Die Athener wandelten in Erythrai, Chalkis und wahrscheinlich in Eretria und Samos die bestehende Oligarchie in eine Demokratie um. Blieben dagegen die Verhältnisse stabil und kamen die Bündner ihren Verpflichtungen nach, dann akzeptierte man – wie in Mytilene (bis 427), Chios, Samos und Milet – oligarchische Verfassungen und sogar dynastisch regierte Poleis (in Karien). Dies zeigt: Auch die Demokratisierung entsprang keineswegs einem globalen Herrschaftsplan oder gar einem ideologisch-weltanschaulichen Programm; sie war vielmehr zumindest in den 450er Jahren immer eine Antwort auf eine akute Krise und von pragmatischen Erwägungen geleitet. Denn nur eine demokratische Staatsform verschaffte den athenfreundlichen Gruppen innerhalb der abgefallenen Bündnerstädte eine solide rechtliche Basis zur Aufrechterhaltung ihrer Macht und damit dem Seebund langfristige Stabilität. Hierbei konnte man an breite isonome Strömungen innerhalb des Bundes anknüpfen: Denn bereits bei der Gründung des Seebundes war in vielen Poleis Kleinasiens die Isonomie die gängige Staatsform (Herodot 6,43,3). Natürlich haben die Athener eine gemeinsame Verfassung als zusätzliche (ideologische) Klammer geschätzt; die Demokratisierung jedoch allein als Instrument imperialistischer Machtinteressen zu interpretieren, blendet das objektive Bemühen um eine politische Stabilisierung des Seebundes aus: Denn ein von Rebellionen erschütterter Militärbund beraubt sich seiner eigenen Stärke, die nicht nur gegen Sparta, sondern auch gegen eine nach wie vor mögliche persische Revanche erhalten bleiben musste.

Athen und Sparta

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