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Die Welt der Psychomythologie: Was Sie nun erwartet

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In diesem Buch werden Ihnen 25 Irrtümer begegnen, die in der Welt der populären Psychologie als Binsenweisheiten gelten. Diese Mythen decken eine breite Spanne der modernen Psychologie ab: die Funktionsweisen des Gehirns, Wahrnehmung, Entwicklung, Gedächtnis, Intelligenz, Lernen, unterschiedliche Bewusstseinsebenen, Emotionen, zwischenmenschliches Verhalten, Persönlichkeit und psychische Störungen. Sie werden die psychologischen und gesellschaftlichen Ursprünge der Irrtümer kennenlernen, Sie werden erkennen, auf welche Weise jeder der Irrtümer das weit verbreitete Denken der Gesellschaft über menschliche Verhaltensweisen geformt hat und zu guter Letzt werden Sie erfahren, was die wissenschaftliche Forschung von den Irrtümern hält. Im Postskriptum des Buches bieten wir eine Reihe von spannenden Erkenntnissen, die wie Ammenmärchen klingen, aber in Wirklichkeit tatsächlich wahr sind, um Sie daran zu erinnern, dass Ergebnisse der seriösen Psychologie oft bemerkenswerter – und schwerer zu glauben – sind als die der Psychomythologie.

Das Aufdecken von Irrtümern ist nicht ohne Risiken, wie der Fall des Psychologen Norbert Schwarz und seiner Kollegen zeigt. Wie Norbert Schwarz offenbarte, kann das Korrigieren von Missverständnissen, wie zum Beispiel dass „die Nebenwirkungen einer Grippeimpfung schlimmer sein können als die Grippe selbst“, auch nach hinten losgehen, wenn die Studie die Menschen dazu verleitet, die ursprüngliche irrige Meinung am Ende noch eher zu glauben. Das liegt daran, dass die Leute oft die Aussage selbst in Erinnerung behalten, jedoch nicht ihre Negativierung – also das kleine gelbe Post-it in ihren Köpfen, das sie daran erinnert, dass eine bestimmte Behauptung falsch ist.

Die Arbeiten von Schwarz führen uns vor Augen, dass das bloße Erinnern einer Liste von Missverständnissen nicht ausreicht: Es ist ausschlaggebend, dass wir verstehen, warum die Mythen nicht der Wahrheit entsprechen. Seine Arbeiten vermitteln auch, dass es nicht nur wichtig ist zu verstehen, warum etwas falsch ist, sondern auch, warum etwas wahr ist. Ein Missverständnis mit der Wahrheit zu verbinden, ist der beste Weg, es endgültig auszuräumen. Daher werden wir nicht nur erklären, warum jeder dieser 25 Irrtümer falsch ist, sondern auch stets erläutern, welche Wahrheiten der Psychologie diese Mythen dennoch in sich tragen.

Zum Glück gibt es durchaus Grund für Optimismus. Die Forschung zeigt, dass die Akzeptanz von psychologischen Missverständnissen, wie zum Beispiel die Annahme, dass Menschen nur 10 % ihrer Gehirnkapazität nutzen, bei Psychologiestudenten mit steigendem Semester sinkt. Dieselbe Studie zeigte auch, dass die Akzeptanz solcher Irrtümer unter Psychologiestudenten geringer ist als unter Nicht-Psychologiestudenten. Auch wenn eine solche Untersuchung nur eine Wechselbeziehung darstellen kann – wir haben bereits erläutert, dass einer Korrelation nicht immer ein Kausalzusammenhang zugrunde liegt –, so lässt sie uns doch hoffen, dass Aufklärung und Erläuterung den Glauben der Menschen an die Psychomythologie verringern können. Mehr noch sogar hat sich in aktuellen, kontrollierten Studien gezeigt, dass das Widerlegen von psychologischen Missverständnissen in einführenden Psychologievorlesungen die falschen Auffassungen um bis zu 53,7 % herabsetzen kann.

Wenn wir unsere Aufgabe erfolgreich erfüllen, sollten Sie nach dem Lesen dieses Buches nicht nur einen höheren „Psychologie-IQ“ Ihr Eigen nennen, sondern auch über ein erweitertes Wissen darüber verfügen, wie Sie Wahrheit von Erfundenem in der populären Psychologie auseinanderhalten können. Am wichtigsten aber ist vielleicht die Tatsache, dass Sie dann mit Werkzeugen ausgestattet sind, die Ihnen eine kritische Herangehensweise erlauben, um psychologische Behauptungen aus dem Alltagsleben zukünftig besser bewerten zu können.

Wie der Paläontologe und Fachbuchautor Stephen Jay Gould (1996) betonte, „sind die falschesten Geschichten die, von denen wir glauben, dass wir sie am besten kennen – und deswegen nie überprüfen oder in Frage stellen“ (S. 57). In diesem Buch möchten wir Sie dazu ermuntern, psychologischen Behauptungen niemals einfach zu glauben, sondern sie immer genau zu untersuchen und ganz besonders jene Geschichten in Frage zu stellen, die Sie schon lange kennen.

Ohne weitere Worte zu verlieren, tauchen wir jetzt in die überraschende und oft faszinierende Welt der Psychomythologie ein.

Warum Mozart Babys nicht schlauer macht

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