Читать книгу Krimi Doppelband 122 - Zwei spannende Krimis - Theodor Horschelt - Страница 16

Kapitel Acht

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Richard musste mehr über Trigger Conway erfahren. Er hatte bereits Conways Vernehmungsprotokoll, Urteil, Gefängnisakte und Bewährungsbericht, aber er wollte mehr über den Mann wissen und warum jemand seinen Tod wollte.

Mandy Freidman war bei Conway gewesen, als er erschossen wurde, und gab Richard gegenüber zu, dass sie Freunde gewesen waren, jedoch sonst nichts.

Richard sah nicht, wer Conway erschossen hatte, sondern nur, dass Mandy genau dort war, als es passierte. Es bestand auch eine echte Möglichkeit, dass sie diejenige war, die die tödlichen Schüsse auf Conway abgefeuert hatte.

Außerdem kannte Dr. Frank Howard Conway und mochte ihn laut Mandy nicht, und er hatte sogar die beiden beschuldigt, eine Beziehung jenseits der Freundschaft zu haben.

War Howard ein eifersüchtiger Mann, der nicht wollte, dass Conway mit seiner Geliebten herumhängt, und vielleicht etwas dagegen unternommen hatte?

Oder hatte Conway einer von seinen Feinden ausgeschaltet, weil ihm die Art und Weise missfiel, wie Conway seine Cowboystiefel anzog oder sich einen Schuss gab?

So verbrachte Richard den Morgen mit einer Tasse Kaffee auf dem Schreibtisch neben sich, während er Datenrecherchen im Internet durchführte und hoffte, Antworten auf seine vielen Fragen zu finden.

Er entdeckte, dass Conway in Azusa bei einem Familienmitglied, möglicherweise einem Bruder, mit demselben Namen lebte. Er fragte sich, ob es sich lohnen könnte, einen Besuch dort abzustatten, aber das könnte angesichts des jüngsten Mordes an Conway ein wenig heikel sein. Schließlich wäre die Familie in Trauer und Richards Besuch vielleicht ganz und gar nicht willkommen.

Es war kurz nach der Mittagszeit, als Richard am Haus der Conways eintraf, einem 750 Quadratmeter großen Haus aus den vierziger Jahren, das etwas reparaturbedürftig war. Die ganze Straße hinab waren es die üblichen, nach dem Zweiten Weltkrieg für zurückkehrende Kriegsveteranen und ihre Familien errichteten Reihenhäuser. Der Rasen vorn war nicht mehr grün, sondern sah aus, als würde er aus abgestorbener brauner Fingerhirse bestehen oder litte unter extremem Wassermangel. Dürftige, verwilderte Sträucher mussten dringend gestutzt werden, ebenso wie die große chinesische Ulme, die den Vorhof beherrschte. Die Fenster des Hauses waren vergittert, was auch für die Häuser in der unmittelbaren Nachbarschaft nicht ungewöhnlich war, denn die meisten Häuser auf der Straße waren vergittert - ein deutliches Zeichen für eine unsichere Umgebung.

Als Richard über den Bürgersteig zur vorderen Veranda mit einer verrotteten Tür mit Fliegengitter zuging, die nur noch halb in den Angeln hing, fragte er sich, ob überhaupt jemand dort lebte.

Er zog die Fliegengittertür so weit auf, dass er an die Holztür klopfen konnte, und hörte eine Bewegung im Haus, gefolgt vom Bellen eines Hundes, der sich offensichtlich jetzt auf der anderen Seite der Haustür befand.

Der Hund beruhigte sich, als sie sich einen Spaltbreit öffnete, und eine Frau schaute um die Tür herum. "Ja?", war ihr einziger Kommentar.

"Hi, ich bin Richard McCord, Privatdetektiv", sagte Richard. Er hielt ihr seine Visitenkarte entgegen. Die Frau nahm sie ihm aus der Hand und betrachtete sie.

"Ich möchte mit Jessie Conway sprechen“, sagte Richard. „Ist er hier?"

"Nein. Aber das bin ich", antwortete sie. "Ich bin Jessie Conway."

"Oh. Ich habe angenommen ..."

Sie lachte und unterbrach ihn. "Vielen Leute geht das so. Ich habe meinen Eltern vor Jahren gesagt, dass sie mein Leben komplizierter machten, weil sie mir einen so geheimnisvollen Namen gegeben haben. Ich glaube, ich kann Rick Springfield wegen seines Songs 'Jessie's Girl' mit dafür verantwortlich machen. Er hätte bei seinem ursprünglichen Titel bleiben sollen, 'Gary's Girl'."

Richard lächelte angesichts ihres erfrischenden Humors. "Na ja, tut mir leid, dass ich da falsch gelegen habe." Soweit Richard wusste, war Trigger Conway nicht verheiratet, also wusste er, dass sie nicht seine Frau, sondern eine Verwandte war.

"Ich verzeihe Ihnen", antwortete sie, und erneut glitt ihr ein Lächeln übers Gesicht. "Sind von der Versicherung?" Ein kleiner weißer Hund steckte seinen Kopf durch die Tür und blickte mit dunklen Augen, die teilweise vom Fell verdeckt waren, zu Richard auf.

"Nein, eigentlich nicht. Aber ich bin wegen Trigger hier."

Sie zog die Tür ganz auf und sagte: "Kommen Sie rein. Sie müssen das Chaos entschuldigen. Ich packe die Sachen zusammen."

Im Wohnzimmer standen Kartons in Dreierstapeln übereinander, und als Richard den Raum betrat, bemerkte er: "Sieht nach gewaltig viel Arbeit aus."

"Allerdings. Ich war die letzten vier Monaten hier. Ich bin von Arizona weggezogen und brauchte Zeit, um mich einzuleben. Triggers Haus hier macht mich noch wahnsinnig. Eigentlich gehört es meinem Vater."

"Er ist Ihr Bruder?"

"Halbbruder."

"Mein Beileid wegen Ihres Verluste“, sagte Richard. So etwas wie Traurigkeit flackerte über ihr Gesicht.

Sie zuckte mit den Achseln und antwortete: "Danke. Ich muss zugeben, ich habe mir gedacht, dass es eines Tages passieren muss. Er hat am Rand des Abgrunds gelebt, und es schien keine Möglichkeit zu geben, daran etwas zu ändern, obwohl wir es alle vor Jahren versucht haben."

"Ja, aber niemand ist jemals bereit für den Verlust“, sagte Richard. „Auch wenn man es eigentlich erwartet hat."

Jessie Conway nickte. "Warum kommen Sie nicht in die Küche, und ich besorge uns eine Tasse Kaffee?" Sie lächelte. "Wenigstens gibt es einen Platz am Tisch, wo wir reden können."

Richard mochte sie. Sie schien offen und ehrlich zu sein. Sie wirkte höchstens 35 Jahre alt und sah gut aus. Er hatte schon immer Frauen mit langen, reichen, dunkelbraunen Haaren gemocht, und ihre glänzten noch dazu. Er wusste, dass es vielleicht ein wenig seltsam klang, aber angesichts von kräftigem dunkelbraunem Haar stieg in ihm die Erinnerung an Tage auf der Santa Anita Race Track auf, unweit von hier, wo er durch die Paddocks gestreift war, um die Vollblüter und ihre satten, glänzenden Farben zu bewundern. Jedes Mal, wenn die Pferde in der Stadt gewesen waren, hatte er viel Zeit auf der Rennbahn verbracht. Hatte gewettet, sicher, aber vor allem den Sonnenschein und die Spannung der Rennen genossen. Er war jung gewesen, als er gelernt hatte, das Rennprogramm zu lesen. Sein Vater wettete oft auf der Rennbahn, und Richard gab ihm ein paar Dollar von seinem Taschengeld, um für ihn zu wetten. Das erste Rennen, auf das Richard als Kind gesetzt hatte, war ein Daily Double gewesen, und er hatte gewonnen. Damit begann sein Interesse an Pferderennen. Obwohl er einige Jahre lang nicht in Santa Anita gewesen war, erinnerte er sich daran, die nächste Rennsaison zu besuchen.

Jessie holte Becher aus einem Schrank und goss heißen Kaffee aus einer Kanne ein. Sie wandte sich mit einem Lächeln an Richard und fragte: "Sahne oder Zucker?"

Richard bemerkte das Funkeln in ihren grünen Augen, wenn sie lächelte. "Nein, danke, schon in Ordnung", sagte er, als sie einen Becher vor ihn stellte und sich dann ihm gegenüber am Tisch niederließ.

"Also, Richard, nicht wahr?" Er nickte, und sie fuhr fort: "Was kann ich Ihnen über Trigger und seine Abenteuer erzählen?"

"Jessie, ich will mehr über ihn wissen. Ich kenne seine früheren kriminellen Aktivitäten, aber ich würde gerne mehr darüber erfahren, warum ihn jemand erschossen hat. Haben Sie ihm nahe gestanden?"

"Eigentlich nicht", erwiderte sie leise. "Im Lauf der Jahre haben wir uns nicht häufig getroffen. Hauptsächlich an den Feiertagen und an einigen Tagen im Sommer. Dann nahm sein Leben eine Wendung zum Schlechten, kurz nachdem er die High School beendet hatte. Eigentlich fing es schon vorher an, tagein, tagaus Probleme. Drogen, Prügeleien und wer weiß was noch. Es war eine große Enttäuschung für meinen Vater, besonders, als er zum ersten Mal verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde. Aber ich muss sagen, dass Trigger mir aus der Patsche geholfen hat, seit ich nach Kalifornien kam. Ich hatte meinen Job in Arizona verloren, einen Großteil meines Geldes ausgegeben und brauchte eine Bleibe, bis ich einen Job und eine Wohnung hier gefunden hatte."

"Was machen Sie so?", fragte Richard.

"Ich bin klinische Psychologin. Eheberatung, Familienberatung. Ich habe letztes Jahr promoviert, aber die Praxis, für die ich gearbeitet habe, hat sich verkleinert, und ich stand auf der Straße. Ich habe versucht, meine eigene Praxis in diesem Bereich zu eröffnen und einen Platz zum Leben zu finden. Und dann passierte das alles mit Trigger."

"Ich bin sicher, Sie werden bald einen Ort finden, an dem Sie sich niederlassen können."

"Bestimmt. Meine kalifornische Lizenz ist auf dem Weg zu mir. Ich muss dieses Haus in Schuss bringen und verkaufen."

"Lebt Ihr Vater hier in der Nähe?"

"Nein, er lebt in Pennsylvania. Es geht ihm nicht gut, aber er hält tapfer durch. Deshalb kümmere ich mich für ihn um den Verkauf dieses Hauses."

"Das mag eine dumme Frage angesichts von Triggers Hintergrund sein, Jessie, aber hatte Trigger irgendwelche Feinde, von denen Sie wissen?"

Jessie lachte. "Feinde. Ich bin mir sicher, dass er sich im Lauf der Jahre stapelweise Feinde zugelegt hat."

"Irgendwelche neuen?"

„ Da haben Sie mich ertappt, Richard. Ich weiß nicht, was er vorhatte. Er kam und ging, ohne dass ich viel darüber erfahren hätte, was er tat. Was in Ordnung war. Ich habe ein Bett im anderen Zimmer, meinen Laptop, einen Fernseher und eine Küche hier, wenn nötig. Und meinen kleinen Hund, Taffy."

"Hatte Trigger eine Arbeit?"

"Ja, er hat etwas gearbeitet. Er war Mechaniker und hatte einen Job in einer Werkstatt in Covina. Nieto's Automotive."

"Wissen Sie, ob er mit jemandem zusammen war?"

"Nein, weiß ich nicht."

"Hat er jemals über Mandy gesprochen, Mandy Covers? Eigentlich lautet ihr Nachname Freidman."

"Nein. Er hat nie jemanden erwähnt, außer seinem Chef, über den er sich oft geärgert hat."

"Nieto?"

"Ja, Joe Nieto."

"Hat er jemals eine Tänzerin in der Crystal Lounge erwähnt?"

"Das ist eine Bar?"

"Ja."

"Nein, er hat nie über Bars oder Tänzerinnen gesprochen."

"Wie wäre es, wenn Sie mir Bescheid geben, falls Sie irgendwo Mandy erwähnt finden, während Sie zusammenpacken?"

"Natürlich. Tut mir leid, dass ich Ihnen keine Hilfe bin. Glauben Sie, die Polizei wird herausfinden können, wer ihn umgebracht hat?"

"Ich weiß es nicht, Jessie. Wir haben nicht viele Anhaltspunkte. Die Zeit wird es zeigen."

"Ich hoffe es."

Richard nickte zustimmend. Er trank seinen Kaffee aus, schob seinen Stuhl zurück und wollte ihr danken und gehen, als sie seine Visitenkarte vom Tisch nahm und sagte: "Richard, macht es Ihnen etwas aus, wenn ich mit Ihnen in Kontakt bleibe, obwohl ich keine Neuigkeiten für Sie habe? Sie wissen schon, um nachzufragen, ob Sie irgendwelche Informationen hinsichtlich des Falls haben."

"Sicher, das wäre in Ordnung, Jessie. Sagen Sie mir, wo Sie eine Praxis eröffnen möchten."

"Hoffentlich in West Covina oder Covina. Vielleicht in der Nähe des Krankenhauses und der medizinischen Gebäude. Ich habe morgen einen Termin für eine mögliche Praxis."

"Das sollte ein gutes Gebiet sein. Es gibt dort auch Eigentumswohnungen und Appartements."

"Ja, das steht auf meiner Liste und wird in Kürze erledigt." Sie blickte auf seine Karte. "Also ist Ihr Büro in der Nähe?"

"Ja, nicht weit von hier. Ich habe nicht viel Laufkundschaft, also arbeite ich viel von zu Hause aus." Er lächelte. "So kann ich ausschlafen und morgens meinen Kaffee genießen."

"Manchmal ist das der beste Teil daran, allein zu arbeiten."

"Möglich", pflichtete Richard bei.

"Wie lange sind Sie schon Privatdetektiv?"

Richard gefiel es, dass sie Informationen über sich preisgab und daran interessiert war, etwas über ihn zu erfahren.

"Es sind jetzt schon mehrere Jahre. Die Lizenz als Ermittler zu bekommen, war ungefähr so schwierig die Zulassung zum Anwalt zu erhalten."

"Sie sind Anwalt?"

"Ja. Nach dem Jurastudium habe ich eine Zeitlang für die Staatsanwaltschaft gearbeitet."

"Hat Ihnen das gefallen?"

"Anfangs ja, aber dann hatte ich mehr Probleme als viele der Leute, die ich verteidigt habe."

"Oh, tut mir leid."

Richard lächelte. "Muss Ihnen nicht leid tun. Es war meine eigene verdammte Schuld. Zu viel Alkohol stand einer guten Arbeit im Weg. Manchmal muss man den Tiefpunkt erreichen, bevor man den Weg zurück nach oben findet. Verdammt, das wissen Sie doch. Sie haben die ganze Zeit mit Patienten zu tun, die wegen Suchtproblemen zu Ihnen kommen und so, da bin ich mir sicher."

Sie nickte. "Ja, allerdings."

Da waren sie wieder, das Lächeln und die grünen funkelnden Augen. "Ich gebe Ihnen meine Handynummer, Richard, falls Sie sich mit mir in Verbindung setzen müssen."

Glücklich fügte Richard ihre Nummer seinen Handy-Kontakten hinzu. Er dankte ihr für den Kaffee und für ihre Zeit.

Auf dem Weg zu seinem Auto hoffte er, dass er Jessie wiedersehen würde. Vielleicht eines Tages zum Mittagessen.

Ja, sie gefiel ihm.

Krimi Doppelband 122 - Zwei spannende Krimis

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