Читать книгу Grammatisches Kompendium - Wilfried Kürschner - Страница 18

5.4 Zur Beschreibung von WortformWortformen

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Wortformen (▶ Nr. 6.1/1) sind die konkreten Gestalten, in denen Wörter (im Sinn von LexemenLexem bzw. VokabelVokabeln, ▶ Nr. 6.1/2 bzw. 6.1/3) im Satz erscheinen.

5.4/1 WortstammStammWortstammStammWort-

WortformWortform ohne Flexionsmorpheme; Teil einer Wortform, der übrig bleibt, wenn Flexionsmorpheme (▶ Nr. 5.4/3) abgetrennt werden.

5.4/2 Grundmorphem = StammmorphemGrundmorphemStammmorphem = WurzelWurzel

WortformWortform ohne WortbildungsmorphemWortbildungsmorphemMorphemWortbildungs-e; Teil eines WortstammWortstammStammWort-es, der übrig bleibt, wenn WortbildungsmorphemWortbildungsmorpheme (▶ Nr. 5.4/4) abgetrennt werden.

Beispiel:

Eine der WortformWortformen des LexemLexems Begründung ist Begründungen. Nach Abtrennung des Flexionsmorphems {PluralPlural} (AllomorphAllomorph /«n/) bleibt {be-Grund-ung} als WortstammWortstammStammWort- übrig. Nach Abtrennung der WortbildungsmorphemWortbildungsmorpheme {be} und {ung} bleibt {Grund} als Grundmorphem = Stammmorphem = WurzelWurzel übrig. Bei einer WortformWortform wie Gründ-e sind WortstammWortstammStammWort- und Grundmorphem identisch: {Grund} (hier als AllomorphAllomorph /grYnd/).

5.4/3 FlexionsmorphemFlexionsmorphemMorphemFlexions- = FlexivFlexivgebundenes Morphem

Gebundenes grammatisches MorphemMorphemgrammatischesMorphemgebundenesgrammatisches Morphem, das an WortstammStammWort-WortstämmStamme tritt und zur Bildung von WortformWortformen dient.

das FlexivFlexiv, des Flexivs, die Flexive (Betonung auf -xi(v)-)

5.4/4 WortbildungsmorphemWortbildungsmorphemMorphemWortbildungs-gebundenes MorphemMorphemgebundenes

Gebundenes lexikalisches MorphemMorphemlexikalischeslexikalisches Morphem, das in Verbindung mit einem GrundmorphemGrundmorphemMorphemGrund- einen komplexer Wortstammkomplexen WortstammWortstammStammWort-Wortstammkomplexer ergibt; an einen solchen komplexen Wortstamm können weitere Wortbildungsmorpheme treten.

Beispiel:

Aus der Kombination des Wortbildungsmorphems vor mit dem GrundmorphemGrundmorphem = StammmorphemMorphemStamm-Stammmorphem = mit der WurzelWurzel tanz entsteht der komplexe WortstammWortstammStammWort- vor-tanz. An diesen komplexen Wortstamm kann das Wortbildungsmorphem er antreten, sodass sich der neue Wortstamm Vor-tänz-er ergibt, an den nochmals ein Wortbildungsmorphem, z. B. in, angefügt werden kann. Es ergibt sich dann der mehrfach komplexe Wortstamm Vor-tänz-er-in.

5.4/5 AffixAffix

Zu einem WortstammWortstammStammWort-/GrundmorphemGrundmorphemMorphemGrund- hinzutretendes gebundenes grammatisches Morphemgrammatisches Morphem (= FlexionsmorphemFlexionsmorphemMorphemFlexions- = FlexivFlexiv) oder gebundenes lexikalisches Morphemlexikalisches Morphem (= Wortbildungsmorphem).

5.4/6 PräfixPräfix

Vor einen WortstammWortstammStammWort-/ein GrundmorphemGrundmorphem tretendes AffixAffix.

5.4/7 SuffixSuffix

An das Ende eines WortstammStammWort-Wortstammes/GrundmorphemGrundmorphems tretendes AffixAffix.

5.4/8 InfixInfix

Zwischen die Bestandteile eines WortstammWortstammStammWort-es/GrundmorphemGrundmorphems tretendes AffixAffix.

5.4/9 ZirkumfixZirkumfix

Kombination aus PräfixPräfix bzw. InfixInfix und SuffixSuffix.

Beispiele zu Nr. 5.4/6 bis Nr. 5.4/9:

PräfixPräfixe treten fast ausschließlich als Wortbildungsmorpheme wie un- (z. B. un-schön), miss- (z. B. miss-trauen), ver- (z. B. ver-sinken), Ur- (z. B. Ur-großvater) auf. SuffixSuffixe treten sowohl als FlexionsmorphemFlexionsmorpheme auf wie in lach-t, lach-en, Haus-es, schön-en als auch als WortbildungsmorphemWortbildungsmorpheme wie in Lach-er, häus-lich, Schön-heit. Ebenso verhält es sich bei ZirkumfixZirkumfixen: ge-lach-t (ge- … –t als FlexionsmorphemFlexionsmorphem), Ge-birg-e (Ge- … –e als WortbildungsmorphemWortbildungsmorphem). InfixInfixe sind die FlexionsmorphemFlexionsmorpheme ge und zu bei trennbaren Verbtrennbar (Verb)Verbtrennbaresen (▶ Nr. 6.2/17): auf-ge-hör-t, auf-zu-hör-en, wo sie zugleich erster Bestandteil eines ZirkumfixZirkumfixes sind.

das AffixAffix/PräfixPräfix/SuffixSuffix/InfixInfix/ZirkumfixZirkumfix, des Affixes etc., die Affixe etc. (Bet. -fix-)

5.4/9a HalbaffixHalbaffixAffixHalb- = AffixoidAffixoid

AffixAffixartiges WortbildungsmorphemWortbildungsmorphem, das reihenbildend auftritt und mit einem gleichlautenden = homonymenhomonym/Homonymfreies Morphem freien MorphemMorphem bedeutungsverwandtBedeutungsverwandtschaft ist.

5.4/10 HalbpräfixHalbpräfixPräfixHalb- = PräfixoidPräfixoid

PräfixPräfixartiges WortbildungsmorphemWortbildungsmorphem, das reihenbildend auftritt und mit einem gleichlautenden = freies Morphemhomonymenhomonym/Homonym freienfreies Morphem MorphemMorphem bedeutungsverwandt ist.

Beispiele:

Elemente wie sau-, super-, auf- erscheinen als gebundenes Morphemgebundene Morpheme in Wortbildungen wie saublöd, Sauwetter; superschnell, Superathlet; aufblühen, aufstehen und vielen weiteren. Daneben stehen Sau (‘weibliches Schwein’), super (‘hervorragend’), auf (lokale Präpositionlokale Präposition) als freies Morphemfreie Morpheme, mit deren Bedeutungen die der entsprechenden HalbpräfixHalbpräfixe = PräfixoidPräfixoide im Sinne einer Entkonkretisierung verwandt, aber nicht identisch sind.

5.4/11 HalbsuffixHalbsuffixSuffixHalb- = SuffixoidSuffixoid

SuffixSuffixartiges WortbildungsmorphemWortbildungsmorphem, das reihenbildend auftritt und mit einem gleichlautenden = freies Morphemhomonymenhomonym/Homonymfreies Morphem freien MorphemMorphem bedeutungsverwandt ist.

Beispiele:

-muffel in Sexmuffel, Krawattenmuffel, ‑papst in Literaturpapst, ‑geil in erfolgsgeil, ‑verdächtig in olympiaverdächtig (aber nicht in tatverdächtig: Kompositum).

das AffixoidAffixoid/PräfixoidPräfixoid/SuffixoidSuffixoid, des Affixoid(e)s/Präfixoid(e)s/Suffixoid(e)s, die Affixoide/Präfixoide/SuffixoidSuffixoide (-oi- wird [o-i<] gesprochen, Betonung auf -i(d)-)

5.4/12 SuppletivallomorphAllomorphSuppletiv-Suppletivallomorphe

AllomorphAllomorphe eines MorphemMorphems, deren AusdrucksseiteAusdrucksseiten untereinander in keinem regelhaften Zusammenhang stehen.

Beispiele:

Die Ausdrucksseiten der Allomorphe des Morphems {viel} – /fi<l/, /me</ (meh-r), /maíe/ (mei-st(en)) – sind lautlich nicht regelhaft aufeinander beziehbar, vielmehr kommen unterschiedliche Stämme zum Einsatz. Man spricht von SuppletionSuppletion oder SuppletivwesenSuppletivwesen. Hierbei handelt es sich um einen Spezialfall der morphologischen Konditionierung.

Weitere Beispiele:

In der SteigerungSteigerung = KomparationKomparation (▶ Nr. 6.6/3) des Morphems {gern} treten die ausdrucksseitig voneinander völlig verschiedenen Allomorphe gern und lieb- (lieb-er, lieb-st(en)) auf. – Beim MorphemMorphem {geh(en)} sind die Allomorphe /ge</ einerseits und /gIN, gaN/ andererseits lautlich nicht aufeinander beziehbar; letztere sind aber regulär durch AblautAblaut (▶ Nr. 5.2/7) miteinander verbunden.

5.4/13 NullallomorphNullallomorphAllomorphNull-

AllomorphAllomorph eines Morphems, das keine materielle (phonische oder graphische) AusdrucksseiteAusdrucksseite hat.

Beispiel:

Bei Morphemen wie {Auto, Geist, Flut} hat das MorphemMorphem {PluralPlural} die Allomorphe /s, «r, «n/ mit jeweils materiell fassbarer AusdrucksseiteAusdrucksseite. Bei Morphemen wie {Meister, Löffel} wird das MorphemMorphem {PluralPlural} dagegen materiell nicht ausgedrückt, ist aber in Kombinationen wie die Meister, die Löffel inhaltsseitig in gleicher Weise vorhanden wie in die Autos, die Geister, die Fluten. Es wird daher aus Symmetriegründen häufig die Anwesenheit eines AllomorphAllomorphs mit einer AusdrucksseiteAusdrucksseite postuliert, deren materieller WertWert Null ist. – Weitere Beispiele ▶ Nr. 5.5/9.

NullNull (durchstrichene)allomorphNullallomorphe werden mithilfe des durchstrichenen NullsymbolsNullsymboldurchstrichenes Nullsymbol, »∅«, notiert: /maíest«r-∅/, /l¿f«l-∅//.

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