Читать книгу Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis - A. F. Morland - Страница 12
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Rayn und ich musterten die Vergrößerung.
Das Foto von der Überwachungskamera war groß genug, um gerahmt zu werden, aber die Qualität der Aufnahme ließ zu wünschen übrig. Daran waren verschiedene Faktoren schuld. Die automatischen Kameras der Bank waren veraltet. Sie arbeiteten mit uraltem Equipment. Wir ließen immer wieder die Bänder durchlaufen, doch es gab nicht viel her, und die Tatsache, dass es sich um einen Schwarzweißfilm handelte, wirkte sich in der Vergrößerung durch besonders grobes Korn aus.
Es war eine einzige Aufnahme, die von dem Banküberfall so halbwegs brauchbar war. Man erkannte darauf den Schalterraum und die an der Fensterwand zusammengedrängten Kunden. Sie hatten die Arme erhoben und die Gesichter weisungsgemäß der Wand zugekehrt. Drei maskierte, mit Maschinenpistolen ausgerüstete Gangster hielten die Kunden und die Angestellten in Schach. Ein vierter Gangster war gerade dabei, das Geld in einen Sack zu stopfen.
Dieser Gangster war es, der kurz darauf geschossen hatte.
Turner war auf dem Standbild am deutlichsten zu erkennen. Man sah seine weit aufgerissenen Augen und die vom Schreck verzerrten Gesichtszüge.
Alle vier Banditen trugen dunkle Anzüge älterer Machart und breitkrempige Hüte. Nur der Gangster am Schalter hatte auf dem Kopf eine Mütze aus Drillich, eine von denen, wie sie oft von Anglern getragen wurden. Von keinem der Gangster war das Gesicht zu erkennen.
„Diese Anzüge“, meinte Rayn. „Ich finde, sie haben ihre Sicherheitsvorkehrungen ein wenig übertrieben. Um nicht identifiziert zu werden, haben sie sich diese alten Klamotten beschafft. Sie müssen die Dinger beim Trödler erstanden haben.“
Ich wusste, worauf er hinauswollte. „Eine schwache Chance“, räumte ich ein. „Du weißt wie viele Trödler es allein in Brooklyn gibt Viele von denen arbeiten als Hehler. Sobald die Polizei aufkreuzt und ein paar Fragen stellt, schnappen die Münder dieser Leute zu wie Rattenfallen.“
„Egal, wir müssen die Läden systematisch abklappern“, meinte Rayn. „Ich übernehme das. Vielleicht kommt doch etwas dabei heraus. Schließlich arbeiten einige der Trödler mit uns zusammen.“
Ich tippte mit dem Finger auf die Vergrößerung. „Sieh mal an. Fällt dir an den Schuhen dieses Mannes etwas auf?“
„Hm“, machte Rayn. „Er hat kleine Füße.“
„Für einen Mann seiner Körpergröße sind sie sogar auffällig klein“, sagte ich.
Rayn machte sich Notizen. Der Mann mit den kleinen Füßen und der Anglermütze schoss auf Turner, das war eindeutig auf dem Überwachungsfilm zu sehen. Ich schaute auf die Uhr.
„Wilson dürfte den Artikel inzwischen geschrieben haben“, sagte ich und schraubte mich in die Höhe. „Ich hänge mich jetzt an Wilsons Fersen. Ich wette, er wird seine Recherchen schnellstens beginnen. Ich möchte sehen, wohin er sich wendet.“
„Schnapp dir einen Dienstwagen“, riet Rayn. „Wilson kennt deinen Audi TT. Wenn du ihm folgst, würde er versuchen, dir ein Schnippchen zu schlagen. Hältst du Wilson im Ernst für fähig, die Fährte des Mörders zu finden?“
„Er ist ein alter Fuchs. Als ich ihn nach Einzelheiten des Anrufs fragte, schien etwas in ihm einzurasten. Ich spürte, dass er einen wichtigen Anhaltspunkt gefunden hatte. Eine Kleinigkeit, von der er hoffte, dass sie ihn voranbringen wird. Es wird sich zeigen, ob er damit etwas anfangen kann.“
Ich ging zur Tür. In diesem Moment klingelte das Telefon. Rayn nahm ab und meldete sich. Er streckte mir den Hörer entgegen. „Für dich.“
Lieutenant Hoover war am Apparat. Ich deutete Rayn mit einer Kopfbewegung an mitzuhören.
„Ich habe eine sehr interessante Entdeckung gemacht“, sagte Hoover.
„Schießen Sie los“, meinte ich. „Was ist es?“
„Ich habe mit der Narkoseschwester gesprochen. Sie stand während der Operation neben Turner. Er machte während der Narkose nur einmal den Mund auf und äußerte ein Wort, das sich wie Babyface anhörte. Ich habe mich erkundigt. Turners Frau ist eine knochig geratene Enddreißigerin. Sie behauptet, dass er sie niemals so genannt hat. Bleibt also die Möglichkeit, dass Turner während der Operation von dem Überfall träumte und an den Gangster dachte, den er erkannt hatte. Babyface kann der Spitzname des Burschen sein!“
„Babyface“, wiederholte ich. „Wissen Sie, wie viele Leute so genannt werden?“
„Weiß ich“, meinte der Lieutenant, „aber es kann nicht schaden, im Computer die Datei mit den gesammelten Nicknamen in der der Zentrale daraufhin durchzusehen.“
„Gut. Wird erledigt. Vielen Dank für den Tipp!“ Ich legte auf.
„Ist es nicht denkbar, dass Turner Babyfeet gesagt hat? Das klingt ganz ähnlich!“
Rayn starrte mich an und stieß einen dünnen Pfiff aus.
„Klar, Babyfeet! Der Kerl mit den kleinen Füßen! Mensch, da bietet sich uns eine reelle Chance! Leute, die man Babyface nennt, gibt es wie Sand am Meer, aber mit Babyfeet ist das etwas anderes!“ Er nahm den Hörer ab und wählte eine Nummer. „Ich rufe die EDV-Abteilung an“, sagte er.
„Danke“, sagte ich. „Es wird höchste Zeit, dass ich Wilsons Mörderjagd verfolge.“