Читать книгу Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis - A. F. Morland - Страница 7

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Die Sonne strahlte an diesem Morgen vom blauen Himmel lachend herunter, mein kurzes schwarzes Haar wurde durch den Wind kräftig durcheinandergewirbelt. Ich stand an der Reling der Staten Island Ferry und war auf dem Weg zu meiner besten Freundin Anne. Endlich hatte ich ein paar freie Tage und nutzte die Gelegenheit, um Anne, ihren Ehemann Cliff sowie die beiden kleinen Rabauken Sam und Joel wiederzusehen.

Anne und ich kennen uns bereits seit unserer Kindheit. Sie wohnte mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder in dem Haus gegenüber von uns. Sie war knapp zwei Jahre älter, dennoch verband uns eine lange Freundschaft. Über all die Jahre hinweg verloren wir uns nie aus den Augen. Unsere beruflichen, wie auch privaten Wege verliefen völlig unterschiedlich. Mit achtzehn verließ Anne die Highschool, um Krankenschwester zu werden, während ich, Tochter eines pensionierten Police-Officers und einer Lehrerin, nach der Ausbildung in Quantico die Laufbahn einer FBI-Agentin einschlug. Seit einem Jahr arbeite ich in New York als solche und ich bin stolz, dass ich es bis dahin geschafft habe.

Anne und ich hatten uns lange nicht gesehen, denn die Arbeit als FBI-Agentin ließ es zeitlich einfach nicht zu. Doch nun war es endlich so weit.

Anne war seit fünf Jahren mit einem Chirurgen verheiratet, ihre Zwillinge Sam und Joel waren mittlerweile vier Jahre alt. In ihrer Ausbildung zur Krankenschwester lernte sie den jungen, erfolgreichen Chirurgen Cliff Barker kennen und lieben. Kurz vor der Geburt ihrer beiden Jungs war es Cliff möglich gewesen, ein schickes Haus im Grünen auf Staten Island zu erwerben.

Bewusst hatte ich meinen silbernen Audi TT in der Garage stehen lassen und mich für den kostenlosen Transfer der Staten Island Ferry von der Südspitze Manhattans nach Staten Island entschieden.

Auf dem Weg dorthin passierte die Fähre das berühmte Wahrzeichen New Yorks, die Freiheitsstatue. Ich machte etwas Platz an der Reling, denn Touristen aller Welt ließen sich die Gelegenheit nicht nehmen, ein Foto von ihr zu machen.

Die Überfahrt dauerte knapp fünfundzwanzig Minuten. Als ich auf der anderen Seite ankam, schnappte ich mir ein Taxi und ließ mich zu Annes Haus fahren.

Die Gegend ist von historischen Anwesen geprägt, viele viktorianische Häuser und Reihenhäuser befinden sich in den hügligen Straßenzügen rund um den Hamilton Park Neighborhood.

In der Midland Avenue hielt das Taxi vor einem wunderschönen weißen Haus. Ich bezahlte den Fahrer, nahm meine kleine Reisetasche und stieg aus.

Ich schritt über den weißen Kiesweg, wobei meine Schuhe bei jedem Schritt knirschten.

An der Tür angekommen, betätigte ich die Klingel, doch keiner öffnete mir.

Von Weitem hörte ich Annes Gelächter und das wilde Gekreische der Jungs. Ich ging um das Haus herum und sah Anne, die lachend auf dem Rasen lag. Obendrauf saßen die Zwillinge und kitzelten sie mit ihren kleinen Händen am ganzen Körper ab. Die Szene sah rührend aus, und plötzlich stellte sich mir die Frage, ob ich nicht auch den Weg einer Mutter hätte einschlagen sollen.

Sofort wischte ich den Gedanken beiseite und rief laut: „Hey ihr kleinen Monster, kitzelt eure Mutter...“ Weiter kam ich nicht. Die beiden Jungs sprangen von ihrer Mutter herunter und riefen wie aus einem Mund: „Tante Carrie, Tante Carrie“, und liefen auf mich zu.

Ich hockte mich hin, breitete die Arme aus und fing fast gleichzeitig beide Jungs auf. Von ganzem Herzen wurden die beiden fest von mir gedrückt und es freute mich wahnsinnig, sie so gesund und munter wiederzusehen.

„Hast du uns was mitgebracht?“, fragte Joel neugierig.

„Aber klar doch. Bin ich jemals, ohne eine Kleinigkeit mitzubringen, euch besuchen gekommen?“, lachte ich. Sam sprang vor Aufregung von einem Bein auf das andere und klatschte dabei in die Hände.

„Mom“, rief er zu Anne. „Tante Carrie hat uns was mitgebracht.“

Anne kam langsam auf mich zu. Sie trug ein helles Sommerkleid, was ihre gebräunte Haut besonders gut zur Geltung brachte und strich sich die langen blonden Haare zurecht.

„Carrie, ich freue mich, dass du da bist“, lachte sie und fiel mir um den Hals.

„Wie lange ist es her, dass wir uns gesehen haben? Im Winter letzten Jahres?“

„Ich weiß nicht genau, aber ja, es muss so um diese Zeit gewesen sein. Jedenfalls war es sehr kalt“, sagte ich.

„Komm, lass uns erst einmal reingehen, damit du deine Sachen im Gästezimmer ablegen kannst“, sagte Anne.

Die Zwillinge ließen es sich nicht nehmen, meine Reisetasche zu tragen. Sam fasste den rechten Henkel, Joel den linken, und so wackelten sie ins Haus. Die Tasche war zum Glück nicht schwer, denn für ein verlängertes Wochenende hatte ich nicht viele Sachen eingepackt.

Oben im Gästezimmer angekommen, schmissen sie meine Tasche auf das Bett und schauten mich erwartungsvoll an. Ich wusste genau, was sie wollten und beschloss, sie nicht länger warten zu lassen. Die Tasche wurde von mir geöffnet und zum Vorschein kamen zwei kleine Polizeimützen. Ich kramte weiter in meiner Tasche und holte noch zwei goldene Blechmarken hervor, auf den stand: Special Police.

Ich überreichte sie den Jungs und es brach ein Jubel aus.

„Danke, Tante Carrie“, sagte Joel.

„Du bist die beste Tante der Welt“, schob Sam hinterher.

Sie stoben nach draußen, rannten in ihr Zimmer und schlossen die Tür.

„Jetzt werden wir sicher erst einmal Ruhe vor den Wirbelwinden haben“, bemerkte Anne.

„Wenn du deine Sachen ausgepackt hast, komm in den Garten, wir machen es uns da gemütlich bis Cliff von der Arbeit kommt.“

Ich räumte meine Sachen in den Schrank, zog eine kurze Shorts an und tauschte meine Bluse gegen ein lockeres T-Shirt. Ich versuchte mit einer Bürste mein wildes Haar etwas zu ordnen und verließ das Gästezimmer.

Auf dem Weg nach unten in den Garten waren die Stimmen der Jungen aus dem Kinderzimmer zu hören. Sie spielten Polizei, ihre Kuscheltiere waren die Bösewichte.

Wir saßen auf der Terrasse und hatten uns eine Menge zu erzählen, die Zeit verging wie im Flug.

„Wie ist denn dein Kollege Rayn Taylor so?“, fragte sie augenzwinkernd. Anne wusste, dass ich keinen festen Freund hatte.

„Anne, er ist nur mein Arbeitskollege. Zwar ein gutaussehender, aber eben nur ein Kollege. Zwischen uns läuft nichts. Das wäre auch schlecht für unsere Zusammenarbeit. Lieben und zusammen arbeiten..., das kann nicht gutgehen. Vierundzwanzig Stunden rund um die Uhr beisammen sein, das hält sicher keine Beziehung aus.“

Anne lachte laut und herzlich, als sie erwiderte: „Bei mir und Cliff hat es hervorragend geklappt. Wir sind seit fünf Jahren verheiratet und es läuft bestens zwischen uns. Wir sind sogar am Überlegen, ob wir uns nicht noch eine kleine Prinzessin anschaffen sollten.“

Anne schaute zur Uhr und stellte fest, dass es schon Mittag war.

„Lass uns reingehen und das Essen vorbereiten. Cliff hat sich heute etwas früher frei genommen und wird bald nach Hause kommen. Er freut sich dich wiederzusehen. Heute gibt es das Leibgericht der Jungen. Spaghetti mit italienischer Tomatensoße.“

Cliff kam vierzig Minuten später zur Tür herein und wurde stürmisch von seinen beiden Knirpsen begrüßt.

Er war groß und schlank. In mehr als achtunddreißig Jahren hatte er es sich nicht gestattet, auch nur ein Gramm überflüssiges Fett anzusetzen. Er hatte die sensiblen und doch kräftigen Finger des Chirurgen und die sonore, angenehme Stimme eines Schauspielers. Er war genau der Typ, der Patienten Ruhe und Vertrauen einflößt. Anne hatte schon am Anfang ihrer Ausbildung ein Auge auf ihn geworfen.

Cliff klemmte sich beide Jungs unter die Arme und wirbelte sie so lange herum, bis ihm die Puste ausging. Mit einem Klaps auf den Hintern wurden sie nach oben zum Händewaschen geschickt. Völlig außer Atem betrat er die Küche, hauchte Anne einen Kuss auf die Wange und begrüßte mich mit einer Umarmung.

„Ich freue mich dich zu sehen, liebe Carrie. Du siehst gut aus, deine Arbeit beim FBI scheint dir bestens zu bekommen“, sagte er und streckte mich mit beiden Armen von sich. „Erzähle mal, wie ist es dir in letzter Zeit ergangen, hast du schon viele böse Ganoven verhaftet?“

„Ach Cliff, du weißt doch, dass ich über die Fälle des FBI nicht reden kann, aber es sei so viel gesagt: Wenn du über große Verbrechen in den Zeitungen liest, bin ich meist mit von der Partie.“

Mit Killern muss man teilen: Thriller Sammelband 11 Krimis

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