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Als ich wieder zu mir kam, war ich besser verschnürt als ein für den Export bestimmtes Wertpaket. Ich hatte einen Knebel im Mund und war von totaler Dunkelheit umgeben. Ich fragte mich, was der Kaffee – außer gemahlenen Bohnen und heißem Wasser – enthalten hatte. Fest stand, dass es ein Betäubungsmittel ohne Eigengeschmack gewesen sein musste.

Hinter der Stirn verspürte ich einen leisen, aber unangenehmen Druck. In meinem Mund herrschten Bedingungen, die an die Klimaverhältnisse der Wüste Gobi erinnerten, und die Stricke, die scharf in mein Fleisch einschnitten, rundeten das Bild einer insgesamt mehr als miesen Situation überzeugend ab.

Wie lange war ich ohne Bewusstsein gewesen?

Über mir hörte ich schwere Schritte. Vielleicht stammten sie von Tiggers. Es gab keinen Zweifel, dass er mich kurz vor dem Eintreffen des Morddezernats in diesen Kellerraum gebracht hatte. Die Aktion des Mädchens und die Handlungsweise von Tiggers machten klar, dass sie mit Nelson unter einer Decke steckten.

Ich war auf eine heiße Spur gestoßen. Leider konnte ich im Moment damit nichts anfangen. Umgedreht verhielt es sich so, dass die Bande mit mir anstellen konnte, was sie wollte.

Kein sehr angenehmer Gedanke, denn wie die Gangster mit unliebsamen Zeugen verfuhren, hatten sie im Fall Turner drastisch demonstriert.

Ich versuchte, mich zu bewegen, gab es aber rasch wieder auf. Die Stricke schnitten wie Messer in die gemarterte Haut. Ich merkte, dass die Finger bereits ohne Gefühl waren.

Ich wusste nicht, wie lange ich meine Gedanken unter diesen widrigen Umständen spazieren geführt hatte, jedenfalls hörte ich plötzlich Schritte und das Knarren einer Tür. Helles Licht blendete mich. Ich schloss die Augen.

„Nimm ihr den Knebel ab“, sagte eine männliche Bassstimme. Ich spürte eine leichte Hand und den zarten Duft eines guten Parfüms. Dann war ich den Knebel los.

Im nächsten Moment wurde die Deckenbeleuchtung eingeschaltet. Ich hob blinzelnd die Lider und sah, dass ich in der Ecke eines Kellergewölbes saß. Ich teilte den Raum mit drei großen Holzfässern, einer Trittleiter und einigen alten Korbflaschen.

Tiggers und seine Nichte Nancy standen an der Tür.

Tiggers hatte den Schürhaken abgelegt. Seine Finger umspannten jetzt eine Pistole, Kaliber 38.

„Na, Schnüfflerin?“, fragte er höhnisch. „Wie gefällt es Ihnen hier unten?“

„Geben Sie mir etwas zu trinken“, krächzte ich. Mein Mund fühlte sich an, als sei er mit verdorbenem Mehl ausgeblasen worden.

„Noch einen Kaffee?“, kicherte Tiggers.

„Danke, Ihre reizende Nichte kocht ihn mir etwas zu stark“, sagte ich.

Tiggers lachte laut. „Das war genau die richtige Dosierung für Sie, meine Liebe.“

„Sie sind ein feines Gespann.“

Ich blickte dem Mädchen in die Augen. Sie zuckte nicht mal mit der Wimper.

„Was haben Sie der Polizei erzählt?“, fragte ich.

„Gerade genug, um von Hoover und Genossen als nette Leute eingestuft zu werden“, meinte Tiggers spöttisch. „Hoover war etwas erstaunt, Sie hier nicht anzutreffen.“

„Das kann ich mir denken. Hat er die Leiche mitgenommen?“

Tiggers hob die Augenbrauen. „Welche Leiche?“, fragte er.

„Na, die von Wilson natürlich!“ Tiggers grinste breit.

„Ich war nicht dabei, als die Polypen in die Mansardenwohnung eindrangen. Ich weiß nur, dass sie bald wieder herunterkamen und ziemlich dumme Gesichter machten. Sie fanden nämlich keine Leiche.“

„Jemand hat sich mit uns einen schlechten Witz erlaubt“, sagte Hoover, ehe er mit seinen Leuten auf Nimmerwiedersehen verschwand, dabei hätte ich schwören mögen, dass die Anruferin tatsächlich Carrie Hill war!“

„Er hat noch mehr gesagt und getan“, erinnerte sich das Mädchen.

„Und das wäre?“, fragte Tiggers.

„Er hat jemand auf die Straße geschickt, um nachsehen zu lassen, ob Hills Audi TT in der Nähe ist. Erst dann gab er sich zufrieden und rauschte ab.“

Tiggers schaute mich an. „Wo haben Sie eigentlich den Flitzer gelassen?“

„Der hat gerade Schonzeit“, sagte ich.

Tiggers grinste. „Dann geht’s ihm besser als Ihnen!“

„Sie haben den Toten aus dem Wege geräumt“, sagte ich. Das Sprechen kostete mich Mühe.

„Ja“, gab Tiggers zu. „Ich hielt es für das Klügste. Sie unterhielten sich sehr angeregt mit Nancy, das gab mir genügend Zeit dafür. Natürlich sind wir damit noch nicht aller Sorgen enthoben. Wenn Sie nicht wieder auftauchen, wird Ihre Dienststelle nachhaken und hier alles auf den Kopf stellen. Bis dahin werden wir freilich längst das Weite gesucht haben.“

„Sind Sie der Bandenboss?“, fragte ich.

Er schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte er. „Das ist der Richter.“

„Wer, bitte?“

„Der Richter“, wiederholte Tiggers ernst.

„Wir nennen ihn so. Er lässt nämlich keinen umlegen, ohne vorher über ihn zu Gericht gesessen zu haben.“ Tiggers grinste matt. „Es wird Sie interessieren, dass es in seiner außergewöhnlichen Karriere noch niemals einen Freispruch gab. Er kennt nur ein Urteil: Tod durch Erschießen!“

„Wenn das stimmt, dann ist er kein Richter, sondern ein Henker!“, sagte ich.

„Sie vergessen, dass er es nicht mehr nötig hat, eine Schusswaffe anzurühren“, meinte Tiggers.

„Diesen seltsamen Richter möchte ich wirklich einmal kennenlernen!“, sagte ich grimmig.

„Dazu haben Sie noch heute Nacht Gelegenheit“, meinte Tiggers und holte tief Luft.

„Die Verhandlung ist bereits angesetzt. Der Richter erwartet Sie.“

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