Читать книгу Auswahlband Krimi Winter 2020 - A. F. Morland - Страница 15
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ОглавлениеIm Restaurant hatte man Bount Reiniger gesagt, Trevor Uggams, der Privatpilot, sei zwar hier gewesen, wäre aber vor etwa fünf Minuten weggegangen. Es sei aber damit zu rechnen, dass Uggams wiederkommen würde, denn er verbringe einen Großteil seiner Zeit hier.
Die Dämmerung hatte eingesetzt, und als Bount Reiniger an die Tür von Marty Caines Bungalow klopfte, war es bereits Abend.
Aber auch hier hatte Bount kein Glück. Auch Marty Caine war im Augenblick nicht anzutreffen.
So ging Bount zum Restaurant zurück und aß da einstweilen ausgiebig zu Abend. Zunächst verdrückte er ein leckeres Stück von einem in einem Erdofen gebratenen Schweinefleisch. Danach aß er junge Taorobaumblätter in Kokosmilchsoße. Und das Ganze rundete er mit einer Tasse Kona Coffee ab - hierbei handelt es sich um eine einheimische Kaffeesorte, die wegen des vulkanischen Bodens von Hawaii und der Meernähe ein besonders kräftiges Aroma hat.
Gegen zweiundzwanzig Uhr erschien dann Trevor Uggams.
Bount Reiniger erkannte ihn sofort.
Der Mann hatte einen kräftigen, geschmeidigen Körper. Er trug schwarze Jeans und einen dünnen schwarzen Rollkragenpulli, über dem ein verfilzter schwarzer Bart wucherte.
Uggams’ Haar war zerzaust. Sein Blick wirkte grimmig. Er schien mit Gott und der Welt in ständiger Feindschaft zu leben.
Uggams musste ein hervorragender Pilot sein. Auch dann, wenn er betrunken war. Sonst hätte seinen Job schon längst jemand anders gehabt.
Mit verdrossener Miene ließ sich Uggams auf einen Stuhl fallen. Auf seiner Stirn glitzerten kleine Schweißperlen.
War dies der Mörder, hinter dem Bount her war? Bount Reiniger erhob sich. Er steuerte den Tisch des Piloten an. Trevor Uggams klatschte in die Hände, um jemanden vom Servicepersonal auf sich aufmerksam zu machen.
Ein Kellner eilte auf den Piloten zu.
„Das Übliche“, sagte Uggams. Er hatte eine unangenehm schnarrende Stimme. „Aber ein bisschen plötzlich. Ich will hier nicht verdursten.“
Der Kellner machte auf den Absätzen kehrt und lief davon.
Bount erreichte den Tisch des Piloten. Er wies auf einen der drei leeren Stühle und fragte: „Darf ich mich zu Ihnen setzen, Mr. Uggams?“
Der Pilot beachtete ihn kaum. „Befürchten Sie, dass ich mich allein langweilen könnte, Mister?“
„Ich möchte mit Ihnen reden.“ „Soso. Na, dann nehmen Sie mal Platz.“ Uggams streifte Bount mit einem schnellen Blick. Der Pilot hatte gemeine Augen. Er schien die gesamte Menschheit zu verachten.
Der Kellner brachte ihm einen Highball, stellte das Glas vor ihn hin und sah Bount mit einem fragenden Blick an.
„Für mich nichts“, sagte Bount.
„Wohl nicht besonders gut bei Kasse, was?“, spottete Trevor Uggams. Der Kellner entfernte sich. „Da muss ich mir natürlich die berechtigte Frage stellen, was Sie von mir wollen, Mister. Ich bin Pilot. Ich fliege mit Touristen von einer Insel zur andern und so ...“
„Davon habe ich gehört.“
„Wenn Sie kein Geld haben, werden wir nicht ins Geschäft kommen.“ „Ich möchte nicht, dass Sie mich irgendwohin fliegen, Mr. Uggams.“ „Was möchten Sie dann?“ Misstrauisch musterte der Pilot sein Gegenüber. Er griff nach seinem Glas und nahm einen tüchtigen Schluck. Während er trank, behielt er Bount über den Rand des Glases im Auge, als müsse er befürchten, der Fremde würde ihm seinen Drink klauen.
„Ich bin Privatdetektiv, Mr. Uggams. Mein Name ist Bount Reiniger.“ Bount Reiniger lächelte. „Haben Sie etwas gegen Privatdetektive, Mr. Uggams?“
„Ich? Nein. Wieso?“
„Ihre Stirn hat sich gefurcht, als ich meinen Beruf erwähnte.“ „Verdammt noch mal, was geht Sie meine Stirn an? Die furcht sich öfter mal grundlos. Ich bin eben ein nervöser Typ. Was wollen Sie von mir, Reiniger? Spucken Sie’s aus, und verschwinden Sie dann. Ich lege keinen Wert auf die Gesellschaft eines Schnüfflers. Das könnte meinem guten Ruf schaden.“
„Haben Sie irgendetwas zu verbergen?“
Es zuckte in Uggams’ Gesicht. „Mann, werden Sie nicht unverschämt, sonst weiß ich mich zu wehren. Das können Sie mir glauben.“ „Immer sachte mit den wilden Pferden, Uggams“, sagte Bount Reiniger schneidend. Der Pilot konnte ihn mit seiner aufbrausenden Art nicht ein schüchtern. „Ich bin hier, weil vorgestern Nacht ein Mädchen namens Miriam Cavanagh ermordet wurde.“
„Na schön. Und was wollen Sie von mir? Denken Sie, ich habe sie umgebracht?“
„Waren Sie’s nicht?“
„Sie gottverdammter ...!“, Trevor Uggams schnellte hoch. Der Stuhl, auf dem er gesessen hatte, fiel um. Das Klappern zog die Aufmerksamkeit aller Restaurantgäste auf sich.
Uggams wollte Bount mit beiden Händen packen und hochreißen. Doch Bount Reiniger war schneller auf den Beinen. Er wischte die Hände des Piloten zur Seite.
Daraufhin schlug Trevor Uggams ungestüm zu. Aber Bount sah den Schlag rechtzeitig kommen. Er reagierte blitzschnell darauf, blockte den Hieb ab und konterte knochenhart.
Der Treffer kam bei Uggams an. Das machte den Piloten wütend. Mit einem heiseren Aufschrei warf er sich auf Bount Reiniger.
Bount verteidigte sich geschickt. Und er ging im richtigen Augenblick zum Gegenangriff über. Die Wirkung eines Uppercuts vermochte Trevor Uggams nicht stehend zu verkraften. Er landete auf dem Hosenboden und stieß wüste Flüche und Verwünschungen aus.
Der Geschäftsführer, ein Polynesier, erschien mit aschfahlem Gesicht. Händeringend stöhnte er: „Gentlemen, ich bitte Sie, hören Sie auf damit.“
Trevor Uggams erhob sich mit hass sprühenden Augen. „Verdammt, Reiniger, das werden Sie mir büßen!“
Er warf Geld für den Highball auf den Tisch, wandte sich um und eilte davon. Und für Bount Reiniger stand fest, dass er ab heute einen Feind mehr auf der Welt hatte.