Читать книгу Auswahlband Krimi Winter 2020 - A. F. Morland - Страница 23
16
ОглавлениеBount Reiniger verließ Ian Cassons Bungalow. Das Geschwisterpaar O'Sullivan kümmerte sich um den seelisch fertigen Staranwalt.
Mit Cassons Erlaubnis sah sich Bount Reiniger auf der Jacht um, auf der Julie Cassons Leben ein gewaltsames Ende gefunden hatte.
Auch hier entdeckte Bount keinerlei Spuren. Der Mörder schien über einen hohen Intelligenzquotienten zu verfügen.
Dennoch musste es im Gehirn des Unbekannten einen verhängnisvollen Defekt geben, sonst hätte er diese sinnlosen Morde nicht begangen.
Mehr und mehr kam Bount Reiniger zu der Überzeugung, dass der Mann, den er suchte, so gut wie alles bedachte. Deshalb hinterließ er auch niemals irgendwelche Spuren.
Umso schwieriger war es, den Unbekannten zu entlarven.
In Gedanken versunken, trottete Bount Reiniger zum Feriendorf zurück, über das sich ein düsterer Schatten gebreitet hatte.
Die Nachricht von den beiden Morden hatte wie ein Lauffeuer die Runde gemacht, und einige Gäste trugen sich bereits mit dem Gedanken, abzureisen. Niemand konnte ihnen das verdenken.
Das unbeschwerte Urlaubsvergnügen war ohnedies dahin.
Bount erreichte die Bungalowsiedlung. Er schlug den Weg zum Parkplatz ein. Dabei stieß er auf Orson King und Beah Bell.
„Na, Mr. Reiniger, immer noch bei der Arbeit?“, fragte King. „Legen Sie denn niemals eine Pause ein?“
,,Ich bin hinter einem kaltblütigen Killer her. Wäre es da Ihrer Meinung nach, richtig, wenn ich mich in die Sonne legen und den Herrgott einen guten Mann sein lassen würde?“
King nickte. „Sie haben recht. War wohl keine passende Bemerkung ...“ Beah Bell schmiegte sich an den Star. „Wie stehen die Aussichten, dass Sie diesen furchtbaren Kerl fangen, Mr. Reiniger?“
„Im Augenblick sieht's noch nicht sehr gut aus“, gab Bount ehrlich zu. „Aber ich lasse so lange nicht locker, bis ich ihn habe.“
King lächelte kurz. „Cavanagh sagte, dass Sie sich so richtig in einen Fall verbeißen können, Mr. Reiniger. Ist das Ihr Erfolgsrezept? Niemals aufzugeben? Auch zu einem Zeitpunkt, wo andere bereits das Handtuch werfen würden, weiterzumachen?“
„Schon möglich“, erwiderte Bount. „Wo ist Gladys Boyd? Ich vermisse sie an Ihrer Seite, Mr. King.“
„Wir machten eine kleine Rundfahrt mit dem Ausflugsboot. Gladys fühlte sich nicht wohl. Sie blieb zu Hause“, sagte Orson King.
Sie gingen ein Stück des Weges gemeinsam. Vor dem Bungalow, in dem King mit seinen beiden Blondinen wohnte, verabschiedete sich Bount.
Er ging allein weiter.
Aber er kam nicht weit.
Plötzlich ein gellender Schrei. Bount wirbelte herum. Der Schrei riss nicht ab. Er kam aus Orson Kings Bungalow.
Mit langen Sätzen lief Bount Reiniger zurück. Er stürmte in den Bungalow. Beah Bell schrie immer noch. Sie wankte aus dem Schlafzimmer.
Totenblass war ihr verzerrtes Gesicht. Nacktes Grauen schimmerte in ihren aufgerissenen Augen. Ihr Schrei ging in ein heftiges Schluchzen über.
Sie schlug die Hände vors Gesicht und lief ins Bad. Bount hörte, wie sie sich übergab. Er hastete ins Schlafzimmer.
Und dann sah er Gladys Boyd.
Sie lag auf dem Bett.
Orson King stand erschüttert vor der Leiche.
Er atmete geräuschvoll.
Bount sah, wie der Mann bebte. Es dauerte einige Zeit, bis sich Orson King vom Anblick der Toten losreißen konnte.
Er drehte sich um. Seine Augen glänzten feucht. Er sah Bount Reiniger an und presste mühsam hervor: „Wer? Meine Güte, wer verübt diese entsetzlichen, völlig verrückten Morde?“
Bount hätte dem Star auf diese Frage gern eine Antwort gegeben, aber es war ihm nicht möglich. Das Gesicht des Detektivs sah aus, als wäre es aus Granit gehauen.
Er verließ mit Orson King das Schlafzimmer.
Während sich der Star schwerfällig in einen Sessel fallen ließ und erschüttert vor sich hin stierte, ging Bount Reiniger zum Telefon, um die Polizei zu benachrichtigen.
Wieder einmal hatte der Mörder ungesehen zugeschlagen.