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Der schwarze Würger zerplatzte beinahe vor Wut.

Dass ihm die Polizei auf den Fersen war, dagegen hatte er nichts. Jedes Verbrechen ruft die Beamten auf den Plan.

Das sind nun mal die Spielregeln der Gesellschaft, in der es Gesetze und Gesetzesbrecher gibt.

Was den Killer ärgerte, war das Engagement von Bount Reiniger. Instinktiv wusste der Killer, dass er den Privatdetektiv mehr fürchten musste als den gesamten Polizeiapparat zusammen.

Die Polizisten verrichteten ihre Arbeit ohne besonderen Ehrgeiz. Sie taten ihren Job, solange sie Dienst hatten.

Anschließend fuhren sie nach Hause zu ihrer Familie, und fast alle vergaßen die Arbeit bis zum nächsten Dienstantritt.

Nicht so Reiniger. Der war gewissermaßen rund um die Uhr im Dienst. Der schaltete erst ab, wenn sein Fall abgeschlossen war. Nicht früher.

Deshalb musste sich der Mörder vor dem Detektiv besonders in Acht nehmen, und deshalb war der Unbekannte auch in der vergangenen Nacht zu Reiniger ins Hotel gegangen, um ihn sich vom Hals zu schaffen.

Aber die Geschichte hatte aus irgendeinem Grund nicht geklappt. Reiniger war immer noch am Leben, und das war der Grund, weshalb der schwarze Würger nahe daran war, zu zerspringen.

Er fragte sich zornig, wie es möglich war, dass Bount Reiniger sich nach wie vor bester Gesundheit erfreute.

Nach menschlichem Ermessen hätte der Detektiv doch mit dem Kahn absaufen müssen. Der Killer konnte sich nicht vorstellen, was er falsch gemacht hatte. Er war so sorgfältig ans Werk gegangen, dass ihm eine Rückkehr Reinigers ausgeschlossen erschien.

Dennoch war der Schnüffler wieder da.

Der ganze Hass des schwarzen Würgers richtete sich gegen den Mann, dessen ganzes Streben es war, ihn zur Strecke zu bringen.

Es behagte ihm nicht, bei allem, was er tat, an Bount Reiniger denken zu müssen. Knirschend schwor er sich, beim nächsten Mal noch gründlicher ans Werk zu gehen, damit der Detektiv absolut keine Möglichkeit mehr hatte, zurückzukehren und weiter zu schnüffeln.

Der Mörder überquerte die Straße, die er soeben entlangging.

Er betrat eine Telefonzelle, zog die Falttür hinter sich zu, nahm den Hörer vom Haken und warf eine Münze in den Zahlschlitz.

Dann drehte er die Wählscheibe, und während er dies tat, schwollen seine Halsschlagadern an.

„Mr. Reiniger! Mr. Reiniger!“ rief jemand.

Bount wollte das Strandhotel gerade verlassen. Er wandte sich um. Der gewichtige Marvin Davalos eilte auf ihn zu.

Ein kleiner, schmaler Mann, der aussah, als hätte er ein Dutzend Magengeschwüre, begleitete den Bootsverleiher Davalos sagte atemlos: „Mr. Reiniger, ich möchte Ihnen meinen Freund Blake Chomsky vorstellen. Er vermietet Apartments in Honolulu und Waikiki.“

„Aha“, sagte Bount und musterte Chomsky. Der Mann trug ein zitronengelbes Hemd und eine giftgrüne Schalkrawatte. Das passte zusammen wie die Faust aufs Auge. Die Farbkombination beleidigte Bounts guten Geschmack.

„Blake“, sagte Marvin Davalos. „Das ist Mr. Reiniger, der Detektiv aus New York.“

„Sehr erfreut, Mr. Reiniger“, grüßte Chomsky. Er reichte Bount eine fischkalte Hand, die dieser schüttelte. „Was kann ich für Sie beide tun?“, erkundigte sich Bount Reiniger.

„Oh, ich glaube, wir können etwas für Sie tun“, sagte Davalos eifrig. Er stieß Blake Chomsky mit dem Ellenbogen an und forderte diesen auf: „Erzähle!“

„Also, es ist wegen dieses Bootdiebstahls, Mr. Reiniger“, begann Chomsky umständlich.

Bount Reiniger horchte auf. „Ja?“ „Ich hab’s ein bisschen mit den Nerven, wissen Sie“, erzählte Blake Chomsky. „Ist ja kein Wunder, wenn man bedenkt, mit wie vielen Leuten ich mich Tag für Tag herumärgern muss.“

„Komm zur Sache, Blake“, verlangte Marvin ungeduldig.

„Okay, okay, Marvin. Ich bin schon so weit. Ich schlafe nicht sehr gut, müssen Sie wissen, Mr. Reiniger. Manchmal liege ich die ganze Nacht wach. Das macht mich immer furchtbar wütend und dadurch kann ich dann noch weniger einschlafen. Hin und wieder wird es mir zu bunt. Da stehe ich dann auf und verlasse das Haus. Ich gehe spazieren, seh mir den Mond an und laufe planlos durch die Gegend.“

„In der vergangenen Nacht war er wieder einmal auf der Tour“, berichtete der Bootsverleiher eifrig. „Erzähl Mr. Reiniger, was du gesehen hast, Blake.“

Chomsky nickte. „Ich kam an Marvins Bootsverleih vorbei. Mir fiel ein Mann auf, der gerade ein Motorboot losband...“

„Warum haben Sie nicht sofort Mr. Davalos alarmiert?“, fragte Bount.

Chomsky hob die Schultern. „Konnte ich wissen, dass der Kerl ein Dieb ist? Ich dachte mir nichts dabei. Es gibt Leute, die mieten die Boote auf längere Zeit, ein, zwei Wochen oder auch länger. Die können sich das Boot dann natürlich holen, wann immer sie wollen. Auch nachts. Schließlich haben sie dafür ja Miete bezahlt.“

„Was haben Sie beobachtet, Mr. Chomsky?“, wollte Bount wissen.

„Der Mann machte das Boot los und fuhr weg.“

„Hat er Sie gesehen?“

„Nein. Bestimmt nicht.“

„Wie nahe waren Sie ihm?“, fragte Bount.

„Uns trennten etwa zwanzig Yards.“

„Können Sie den Mann beschreiben?“

„Leider nein.“

„War er maskiert?“

„Das habe ich nicht gesehen. Er wandte mir niemals sein Gesicht zu. Es war ein kräftiger Mann. Sehr geschmeidig. Seine Bewegungen hatten etwas Katzenhaftes.“

„Was meinen Sie, Mr. Reiniger“, sagte Marvin Davalos, „hat es einen Sinn, wenn ich mit Blake zur Polizei gehe?“

Bount nickte. „Dazu würde ich Ihnen auf jeden Fall raten.“

Ein Angestellter des Hotels trat mit einem um Entschuldigung heischenden Lächeln auf die Männer zu. „Verzeihen Sie, Mr. Reiniger. Sie werden am Telefon verlangt.“

Bount verabschiedete sich von Davalos und Chomsky und betrat wenig später die Kabine, in der der Hörer für ihn bereitlag.

„Reiniger“, meldete er sich.

„Weiß der Teufel, wie du es fertiggebracht hast, zu überleben, Schnüffler!“, geiferte der Mörder mit verstellter Stimme. „Aber freu dich deswegen nicht zu früh! Ich krieg’ dich noch einmal, und dann wirst du mit Sicherheit krepieren!“ Der Mann lachte nervös. „Und noch etwas: in der kommenden Nacht wird wieder ein Mädchen sterben und du wirst es wieder nicht verhindern können!“

Bount rieselte es eiskalt über den Rücken.

Er wollte etwas erwidern, doch der Würger hatte bereits eingehängt.

Daraufhin setzte sich Bount Reiniger unverzüglich mit der Polizei in Verbindung. Der Mörder wurde immer wahnwitziger.

Jetzt kündigte er seine Morde bereits an.

Der Captain, den Bount an der Strippe hatte, seufzte geplagt: „Wenn wir bloß wüssten, wo dieser Teufel diesmal zuschlägt.“

Auswahlband Krimi Winter 2020

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