Читать книгу Auswahlband Krimi Winter 2020 - A. F. Morland - Страница 26
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ОглавлениеUnaufhaltsam stieg das Wasser. Es umspülte bereits Bounts Körper. Verbissen versuchte Bount Reiniger, sich von den stramm sitzenden Fesseln zu befreien. Vergebens. Sosehr er sich auch anstrengte, er schaffte es nicht, freizukommen.
Die Situation wurde allmählich kritisch für ihn. Mit der Hälfte des Kopfes lag er nun schon im Wasser. Da er den Kopf wegen der um die Hals liegende Schlinge kaum heben konnte, würde es wohl nicht mehr lange dauern, bis ihn das Salzwasser überflutete.
Hartnäckig kämpfte er gegen sein Schicksal an.
Er wollte nicht mit dem Boot untergehen. Verdammt noch mal, es müsste doch eine Möglichkeit geben, zu überleben.
Abermals spannte Bount Reiniger die Muskeln an. Er versuchte die Stricke zu dehnen, um dann mit den Händen herausschlüpfen zu können.
Doch er hatte keinen Erfolg. Das Wasser rann ihm in die Ohren und floss ihm über den Hals. Seine Kleider hatten sich mehr und mehr vollgesaugt.
Eine unangenehme Kälte kroch Bount in die Glieder, obwohl ihm die Anstrengung den Schweiß auf die Stirn trieb.
Die Lage schien hoffnungslos zu sein. Mit fremder Hilfe brauchte Bount Reiniger hier draußen nicht zu rechnen. Aber wie sollte er sich selbst helfen?
Das kalte Wasser stieg an seinen Wangen hoch. Er hob den Kopf, so gut es ging. Wie es im Moment aussah, hatte er nicht mehr lange zu leben. In längstens zehn Minuten würde er tot sein, wenn nicht noch ein Wunder geschah.
Aber wie viele Wunder gab es schon in der heutigen Zeit?
Bounts Blick fiel auf das schimmernde Bullauge.
Vielleicht war das die Rettung. Er hob die Beine aus dem Wasser und rammte die Schuhabsätze mit großer Kraft gegen das Glas.
Fünfmal wiederholte er das. Dann zerbrach das Glas. Die meisten Splitter fielen nach draußen. Einige fielen aber auch in das Innere des Bootes. Hastig tastete Bount nach einem davon.
Sobald ihn seine Finger umschlossen, fing er damit an seinen Fesseln zu sägen an. Eine kleine Welle klatschte gegen sein Gesicht.
Das Wasser floss ihm in Mund und Nase.
Er hustete und spuckte.
Schon überspülte ihn die nächste Welle. Fiebernd arbeitete Bount Reiniger an seiner Befreiung. Noch saßen die Fesseln stramm.
Bount vermochte den Kopf nicht mehr höher zu heben. Er hätte sich erdrosselt, wenn er sich weiter aufgerichtet hätte.
Das Salzwasser stieg über sein Gesicht. Er hielt die Luft an. Verdammt, wie lange würde er das noch aushalten? Und wie lange musste er mit dem Glassplitter an dem widerstandsfähigen Strick herumschneiden.
Konnte das zeitmäßig überhaupt noch klappen?
Bount wurde sehr schnell die Luft knapp. Verbissen arbeitete er weiter. Er wusste, dass er verloren war, sobald er gezwungen war, den nächsten Atemzug zu tun. Das Wasser würde sich in seine Lungen ergießen und ihn ersticken.
Ein hässlicher Tod den dieser maskierte Teufel für ihn ausgesucht hatte!
Bount spürte, dass er nicht mehr lange durchhalten konnte. Sein Herz hämmerte wild gegen die Rippen.
Sein Leben hing nur noch an einem seidenen Faden. Wenn der riss, war Bount verloren.
Nur noch wenige Sekunden. In Bount Reinigers Kopf hallte ein tödlicher Countdown. Fünf Sekunden noch bis zum letzten Atemzug. Vier. Drei. Zwei...
Da zerriss der Strick.
Bounts Hände zuckten zur Schlinge. Er riss sie auf und streifte sie über seinen Kopf. Dann setzte er sich blitzschnell auf und pumpte gierig Luft in die brennende Lunge.
Verdammt, das war knapp gewesen. Keine Sekunde länger hätte es Bount Reiniger unter Wasser ausgehalten.
Rasch löste er nun auch die Beinfesseln. Dann watete er durch das ständig weitersteigende Wasser. Es war unmöglich, das Leck zu schließen.
Wenn Bount nicht mit dem Boot untergehen wollte, musste er ins Meer springen und schwimmen. An Hand eines Aluminiumschildes stellte Bount Reiniger fest, dass er sich auf einem Leihboot befand.
BOOTSVERLEIH MARVIN DAVALOS stand auf dem Schild.
Bount hackte den Rettungsring los, warf ihn ins Wasser und sprang nach. Er orientierte sich mit Hilfe des sternenübersäten Himmels und begann zu schwimmen.
Und er konnte nur hoffen, dass kein hungriger Hai in der Nähe war, sonst geriet er vom Regen in die Traufe.