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Der Mörder lag bereits in dem großen tropischen Park auf der Lauer. Am anderen Ende des Kapiolani Parks fand zurzeit ein Freiluftkonzert des Honolulu Symphony Orchestra statt.

Viele Menschen gaben sich dort dem Kunstgenuss hin.

Doch hier, zwischen tropischen Büschen und hoch aufragenden Palmen war niemand. Unruhig scharrte Scatman Crothers über den Boden. Er streifte den Ärmel seines schwarzen Pullovers hoch und warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

Maggie McOmie war nicht pünktlich.

Der maskierte Würger ärgerte sich darüber. Er wusste, dass Bount Reiniger mit Maggie McOmie bekannt war. Er hatte sie mehrmals beobachtet, als sie sich miteinander unterhielten.

Aus diesem Grund hatte sich Scatman Crothers in dieser Nacht für die junge Lehrerin entschieden. Er wollte Bount Reiniger damit treffen.

Nervös hüstelte der Mörder.

Verflucht noch mal, wie lange würde ihn die Lehrerin warten lassen? Jede Minute, die verstrich, war die reinste Folter für ihn.

Sein Atem ging stoßweise. Er starrte durch die Augenlöcher seiner Maske in die Richtung, aus der er Maggie McOmie erwartete.

Ein lästiges Kribbeln war unter seiner Haut, und diese Beklemmung ergriff wieder von ihm Besitz.

Auf der Straße, die am Kapiolani Park vorbeiführte, hielt ein Taxi an. Ein Mädchen stieg aus. Sie hatte rabenschwarzes Haar, das in der Mitte gescheitelt war.

Das war Maggie McOmie.

Das war Scatman Crothers' nächstes Opfer.

Der Mörder duckte sich. Zwischen großen Fächerblättern beobachtete er die junge Lehrerin. Sie betrat den Park, schaute sich um, kam langsam näher. Auch sie warf einen Blick auf ihre Armbanduhr.

Der Mörder lachte in sich hinein. „Kannst es wohl nicht erwarten, bis sich meine Hände um deinen schönen Hals legen, was?“, flüsterte er hinter seiner schwarzen Maske.

Seine Nerven spannten sich an.

Er vibrierte vor Aufregung. Seine Mordlust ließ sich fast nicht mehr unterdrücken. Dennoch zwang er sich, noch zu warten.

Sein Herz hämmerte vor Freude. Er lachte im Geist über Reiniger und die Polizei. Praktisch vor ihrer Nase hatte er Susannah O'Sullivan umgebracht, und sie hatten ihn wieder nicht erwischt.

„Komm!“, hauchte der schwarze Würger voll brennender Ungeduld. „Komm näher, Mädchen! Lauf in dein Verderben!“

Maggie McOmie blieb stehen.

Mühsam schluckte Scatman Crothers seine Aufregung hinunter. Der Irrsinn flackerte in seinen stechenden Augen. Es schien, als würde er versuchen, die junge Lehrerin zu hypnotisieren.

Schneller, immer schneller atmete er.

Schritte irritierten ihn plötzlich. Er hatte sich gerade dazu entschlossen, sich an sein Opfer heranzupirschen. Nun zuckte er wütend zurück.

Zwei junge Männer kamen des Weges. Sie trabten auf das Mädchen zu. Maggie war es sichtlich peinlich, hier wie bestellt und nicht abgeholt herumzustehen.

„Na“, sagte einer der beiden Kerle. „So allein, schöne Lady?“

„Weg!“, keuchte Scatman Crothers zornig. „Verschwindet! Lasst sie in Ruhe! Sie gehört mir!“

„Hat Ihr Freund Sie versetzt?“, fragte der andere Junge.

„Würden Sie mich bitte in Frieden lassen?“, entgegnete Maggie McOmie schroff.

„Wir können’s nun mal nicht mit ansehen, wenn so ein schönes Mädchen wie Sie allein ist“, sagte der erste Junge grinsend. „Wie wär’s, wenn Sie mit uns kämen? Wir kennen ein schickes Lokal, wo eine heiße Sohle getanzt wird. Das sollten Sie sich unbedingt ansehen. So etwas kriegt man nicht alle Tage geboten. Gegen die Jungs, die dort ihr Bestes geben, ist John Travolta der reinste Waisenknabe. Wir sind gerade auf dem Weg dorthin.“

„Dann viel Spaß“, sagte die junge Lehrerin abweisend.

„Sind Sie sicher, dass Sie nicht mitkommen möchten?“

„Absolut sicher.“

„Okay, dann warten Sie hier eben auf Ihren Freund, bis Sie Wurzeln schlagen. Komm, Eddie. Wir gehen. Wenn sich jemand von uns nicht helfen lassen will... Wir haben’s nicht nötig, uns aufzudrängen.“

Die Kerle gingen weiter.

Scatman Crothers atmete auf.

Maggie McOmie warf einen ärgerlichen Blick auf ihre Uhr.

„Ich komme schon!“, flüsterte der Killer. „Ich bin schon auf dem Weg zu dir. Gleich wirst du mich sehen!“

Vorsichtig drückte Scatman Crothers die Zweige auseinander. Behutsam schlich er durch die dichten Tropengewächse. Er war in Schweiß gebadet. Noch nie war er dermaßen aufgeregt gewesen.

Woran mochte das wohl liegen?

Geduckt schob sich Scatman Crothers Zoll um Zoll näher an das ahnungslose Mädchen heran. Sie wandte ihm den Rücken zu.

Er war mit der Situation zufrieden. Die beiden Jungen verließen soeben den Park. Niemand war mehr in der Nähe.

Es würde keine Zeugen geben, wenn Maggie McOmie ihr junges Leben aushauchte. Mit nervös zuckenden Fingern glitt der unheimliche Mörder an sein Opfer heran.

Jetzt richtete er sich langsam auf. Das Mädchen war nach wie vor ahnungslos. Ärgerlich sah sie abermals auf ihre Uhr.

Sie war nahe daran, den Park zu verlassen und in ihr Hotel zurückzukehren. Sie war es nicht gewöhnt, dass man sie so lange warten ließ.

„Hallo, Maggie“, zischte plötzlich der Mörder.

Erschrocken wandte sich die junge Lehrerin um. Sie hatte das Gefühl, ihr würde vor Schreck das Herz stehenbleiben.

Der schwarze Würger trat aus der grünen Wand aus tropischen Pflanzen. Maggie McOmie starrte verstört die Augen an, die ihr aus der Maske entgegenfunkelten.

Sie wollte blitzschnell herumwirbeln und wegrennen. Doch mitten in der Drehung fing der Killer sie ab.

Maggie bäumte sich auf.

Sie trat gegen Scatman Crothers’ Schienbein. Seine Arme hielten sie fest. Er schien ihr die Luft aus dem Leib pressen zu wollen, so kraftvoll umklammerte er sie.

Maggie begann zu schreien.

Sofort lösten sich seine Arme von ihr. Doch er ließ nicht von ihr ab, sondern seine Hände zuckten an ihre Kehle. Ihr Schrei verstummte jäh.

Ein heftiger Schmerz raste durch ihren Hals.

Der Mörder riss sie mit sich, hinein in den Busch. Dort warf er sie auf den Boden, ohne sie loszulassen.

Panik verzerrte Maggies Züge.

Sie kämpfte verzweifelt um ihr Leben, doch Scatman Crothers war wesentlich kräftiger als sie. Es war ihr unmöglich, sich aus seinem mörderischen Würgegriff herauszuwinden.

Grelle Kreise tanzten vor ihren weit aufgerissenen Augen. Schwarze Flocken mischten sich darunter. Die Ohnmacht kündigte sich an.

Und nach der Ohnmacht... würde der Tod kommen!

Auswahlband Krimi Winter 2020

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