Читать книгу Auswahlband Krimi Winter 2020 - A. F. Morland - Страница 37
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„Ich habe auch Nicht-Alkoholisches da.“
„Ich trinke gar nichts“, betonte er.
„Dann stellen Sie doch wenigstens den Koffer ab. Und ziehen Sie die Handschuhe aus!“
„Nein“, sagte er. „Die behalte ich an. Ich bin Allergiker. Außerdem mag ich es nicht, mit dem Schweiß anderer Leute in Berührung zu kommen, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
Eileen runzelte die Stirn. „Ach, so einer sind Sie…“
„Finden Sie es verkehrt, wenn man auf Hygiene achtet?“
„Nein.“
„Dann verstehen Sie mich?“
„Sicher, aber es ist… sagen wir mal selten. Die meisten wollen nicht einmal ein Kondom benutzen und Sie…“
„Ich bin eben anders.“
„Ja, das merke ich.“
„Es riecht hier relativ streng.“
„Das ist ein Duftspender, der für frische Luft sorgen soll. Wenn Sie wollen, dann stelle ich ihn so lange ins Nachbarzimmer.“
„Dafür wäre ich Ihnen sehr dankbar.“
Sie drehte sich um und stellte die Gläser ab. Wie werde ich ihn jetzt wieder los?, fragte sie sich. Andererseits – jemand, der so überkorrekt gekleidet war, nahm es sicher auch mit der Bezahlung genau. Aber irgendein Instinkt sagte ihr inzwischen, dass es besser war, diese Sache zu beenden. Sofort. Vielleicht war es sein Blick gewesen. Das Flackern seiner Augen, die so eisgrau wie sein Anzug waren? Vielleicht auch irgendetwas anderes…
Als sie sich wieder umdrehte, war er plötzlich hinter ihr. Er hatte etwas aus der Jackentasche gezogen, was er ihr jetzt blitzschnell gegen die Schulter presste. Das unverkennbare Knistern einer elektrischen Entladung folgte. Der Stromschlag ließ ihren Körper zucken. Sie hatte augenblicklich keine Kontrolle mehr über ihren Körper, krampfte zusammen und fiel wie ein gefällter Baum zu Boden.
Ihre Muskulatur paralysierte. Sie konnte sich nicht mehr rühren.
Die Ladung war exakt abgestimmt. Ungefähr eine Minute hielt die paralysierende Wirkung an. Zeit genug für den Mann im grauen Anzug, das zu tun, was er sich vorgenommen hatte.
Eileens Gesicht war zur Fratze verzerrt.
„Ja, ich weiß, Sie haben jetzt große Schmerzen. Aber das hört auf“, sagte er. „Ich werde Ihnen Erleichterung verschaffen und dafür sorgen, dass sie sich entspannen.“
Er ging ein paar Schritte zurück, stellte den Diplomatenkoffer auf den Tisch und öffnete ihn.
In aller Seelenruhe zog er eine Spritze auf.
Dann ging er zu ihr, kniete neben ihr, schob das Kleid hoch und versenkte die Spritze im Oberschenkel. Ihre durch den elektrischen Schlag verkrampften Muskeln erschlafften.
Er erhob sich wieder, legte die Spritze zurück in Koffer und kehrte dann zu der regungslos daliegenden Frau zurück. Sie konnte die Augenlider bewegen und flach atmen. Das war alles. Er schleifte sie zum Bett, denn in diesem Zustand ohne jegliche Körperspannung war es schwierig selbst wesentlich leichtere Person einfach zu tragen. Dort hievte er sie auf das Bett und begann damit, sie zu entkleiden.
Bevor er eine halbe Stunde später das Zimmer verließ, holte er einen Plastikbeutel aus dem Koffer. Er enthielt Sand und Zigarettenkippen. Ab und zu auch einen eingetrockneten Kaugummi.
Der Mann im grauen Anzug öffnete den Beutel und verstreute den Inhalt auf dem Boden.