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„Da sind Sie ja!”, sagte Dr. Lin-Tai Gansenbrink, als wir ihren mit Rechnern und Flachbildschirmen vollgestellten Arbeitsraum erreichten. „Ich dachte schon, Sie hätten sich noch länger bei Wildenbacher aufgehalten.”

„Ist er das?”, fragte ich und deutete auf das Gesicht eines Mannes, dessen Foto in überlebensgroßem Format auf einem der Flachbildschirme zu sehen war.

„Das ist er”, betätigte Frau Gansenbrink.

„Ich habe den Kopf unten im Sezierraum gesehen, aber ich musste zweimal hinsehen, um den Kerl wiederzuerkennen”, gab ich zu.

„Ein Schuss durchs Auge kann ein Gesicht schonmal etwas verändern”, meinte Rudi dazu.

„Es sind nicht die Verletzungen durch den Schuss”, erklärte Frau Gansenbrink. „Das Alter dürfte auch eine Rolle spielen. Das Bild, dass Sie sehen ist fast zwanzig Jahre alt und aufgenommen worden, als dieser Mann zum ersten Mal wegen einer Bagatelle erkennungsdienstlich behandeln lassen musste. Er heißt Günter Pressburger. Zumindest wurde er unter diesem Namen geboren.”

„Das klingt nach jemanden, von dem es nicht einfach eine Adresse gibt, bei der man vorbeischauen könnte.”

„Sie sagen es. Der Mann ist ein mutmaßlicher Profikiller”, meinte Frau Gansenbrink in ihrer unnachahmlich nüchtern beiläufig klingenden Art und Weise. „Es gibt ein Dossier über ihn. Er hat mit kleinen Delikten angefangen, meistens Körperverletzung oder Drogen und sich dann irgendwann nicht mehr erwischen lassen. Ihm werden Dutzende von Auftragsmorden zur Last gelegt und man kennt mindestens drei verschiedene Tarn-Identitäten, unter denen er eine Weile gelebt hat.”

„Der Kopf eines Killers - aufgespießt vor dem Haus eines Polizeipräsidenten”, murmelte Rudi. „Das hat was.”

„Fragt sich nur, wo der Zusammenhang zwischen Bellenborn und diesem Günter Pressburger zu suchen ist”, ergänzte ich.

„Der ist so leicht zu finden, dass sogar jemand wie ich sofort darauf gekommen ist”, sagte Frau Gansenbrink. „Und das, obwohl ich mich weder mit Gunnar Bellenborn noch mit den Verhältnissen innerhalb der Polizei von Frankfurt bisher schon näher beschäftigen konnte.”

„Und?”, fragte ich.

„Einer der Morde, die Günter Pressburger mutmaßlich begangen, hat ist der an Kriminalhauptkommissar Dirk Andresen.”

Der Name erinnerte mich an etwas. Ich sah Rudi an. „Ist das nicht der Ermittler, der sich seinerzeit besonders intensiv darum bemüht hat, in der Polizei Frankfurt auszumisten, Rudi?”

„Und Gunnar Bellenborn war ganz besonders in seinem Visier”, bestätigte Rudi.

„Auf jeden Fall wird Ihnen Bellenborn ein paar Fragen zu beantworten haben”, meinte Lin-Tai. „Und ich glaube nicht, dass das eine angenehme Plauderei wird.”

Mörderdutzend: 12 Thriller - Sammelband 1200 Seiten Krimi Spannung

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