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Wir fuhren etwa eine Stunde von Quardenburg nach Berlin. Der Feierabendverkehr in der Hauptstadt fiel vergleichsweise harmlos aus und so erreichten wir ohne allzu große Verzögerungen das Hauptpräsidium, wo wir unsere Büros hatten.

Wir begaben uns geradewegs zum Büro unseres Vorgesetzten. Darum hatte er uns gebeten. Schließlich mussten wir mit ihm noch das weitere Vorgehen absprechen. Unsere Mission in Frankfurt war nämlich durchaus heikel. Es ging schließlich auch um einen der wichtigsten Beamten der Stadt. In den Augen vieler war das Ansehen des Polizeipräsidenten sogar noch deutlich höher anzusetzen als das des Bürgermeister dieser Metropole. Der wurde viel eher mit der Verschwendung von Steuergeldern in Verbindung gebracht. Gunnar Bellenborn hingegen galt als Musterbeispiel absoluter Integrität und Rechtschaffenheit. Es gab offenbar nicht wenige, denen es ganz grundsätzlich ein Dorn im Auge war, dass da BKA-Kriminalinspektoren von auswärts kamen und buchstäblich jeden Stein noch einmal umdrehten.

Wir hatten also mit Widerstand zu rechnen. Aber das waren wir gewohnt.

„Gehen Sie einfach durch, Herr Hoch erwartet Sie schon”, begrüßte uns die Sekretärin unseres Chefs. Frau Dorothea Schneidermann hatte bereits ihre Jacke angezogen und die Handtasche über die Schulter gehängt. Der kurze Blick, den sie der Anzeige ihrer Armbanduhr widmete, machte sofort klar, dass sie wohl eigentlich schon Dienstschluss hatte.

So wie wir auch. Von Herrn Hoch ganz zu schweigen. Aber von unserem Vorgesetzten waren wir schon in unserer Hamburger Zeit nie etwas anderes gewöhnt gewesen, als dass er morgens der Erste im Büro war und abends der Letzte, der ging.

„Sie sehen aus, als hätten Sie noch was vor”, sagte ich.

„Habe ich auch”, meinte Dorothea lächelnd. „Und Sie anscheinend auch. Für den Fall, dass Sie heute Abend noch nach Frankfurt fahren wollen, damit Sie morgen in aller Frühe dort sind und mit dem Fall beginnen können, sind Hotelzimmer gebucht.”

„Danke”, sagte ich.

„Sie haben eine Mail mit allen Daten auf Ihre Handys bekommen. Ich hoffe, die ist nicht im Spam-Ordner gelandet.”

„Werden wir schon finden, Dorothea”, sagte ich.

„Außerdem ist ein Dienstfahrzeug für Sie beide eingeteilt.”

„Aber...”

„Herr Hoch bittet nämlich darum, dass Sie davon absehen, mit Ihrem Dienst-Porsche nach Frankfurt zu fahren”, unterbrach sie mich, ehe ich auch nur meinen Einwand hatte formulieren können. „Und sagen Sie jetzt nicht, dass Sie das nicht auch bei anderer Gelegenheit schon getan haben und das dies nicht eine ideale Strecke für Ihr Schmuckstück wäre.”

„Seit wann hat man Ihnen Gedankenlesen beigebracht?”, fragte ich etwas verblüfft zurück.

„Ihr Dienst-Porsche ist einfach zu auffällig, Harry. Und bei dieser ohnehin schon ziemlich heiklen Mission, die viel diplomatisches Fingerspitzengefühl verlangt, ist es besser, nicht mit einem Wagen vorzufahren, der auch nur einen Anflug von Protz und Glamour besitzt.”

„Hat Herr Hoch das gesagt?”, wunderte ich mich.

„Das hat Herr Hoch so gesagt”, bestätigte Dorothea Schneidermann und nickte bekräftigend. „Es sieht so aus, als müssten Sie in Frankfurt ein paar sehr wichtigen Leuten auf die Füße treten, Harry.”

„Ja, so könnte man das sagen”, bestätigte ich.

„Und es wäre sicher hilfreich, wenn Sie nicht auch noch diejenigen verstimmen, auf deren Unterstützung Sie am Ende angewiesen sein werden.”

„Wie auch immer. Einen schönen Abend noch.”

„Wenn ich Ihnen dasselbe wünsche, würde dass vermutlich nicht so gut klingen, oder?”

„Nein. Würde es nicht.”

Wir fanden uns einige Augenblicke später im Büro unseres Chefs. Herr Hoch telefonierte noch. Mit der einen Hand hielt er den Apparat am Ohr, mit der anderen bedeutete er uns mit seiner Gestik, die an einen Dirigenten erinnerte, uns zu setzen.

Wenige Augenblicke später hatte Kriminaldirektor Hoch das Gespräch beendet. Seine Hände wanderten in die weiten Taschen seiner Flanellhose. Die Hemdsärmel waren hochgekrempelt, der oberste Knopf offen. Die Krawatte hing ihm wie ein Strick um den Hals und es war selbst ihm ausnahmsweise mal anzusehen, wie anstrengend der Tag gewesen war, den er hinter sich hatte.

„Das war Dienststellenleiter Gieselher, der Chef der Kripo Frankfurt”, berichtete er. „Ich habe ein paar organisatorische und rechtliche Einzelheiten mit ihm abgesprochen, die den Fall Bellenborn betreffen.”

Interessant, dass er vom ‘Fall Bellenborn’ sprach. Meistens wird im Sprachgebrauch ein Fall entweder nach dem Opfer oder, sofern bekannt, nach dem mutmaßlichen Täter benannt. Polizeipräsident Gunnar Bellenborn war nichts davon. Wir hatten Kriminaldirektor Hoch zwar schon von unterwegs aus darüber informiert, dass die Identität des Opfers inzwischen bekannt war, aber wenn sich intern eine bestimmte Bezeichnung für einen Fall erstmal eingebürgert hat, ändert sich das meistens nicht mehr.

Für die Medien gilt das natürlich um so mehr. Für die war die Angelegenheit von Anfang an ein Fall Bellenborn gewesen und genau daraus resultierten jetzt einige Schwierigkeiten, mit denen wir zu tun haben würden.

„Sie bekommen von den Kollegen vor Ort natürlich jede denkbare Unterstützung”, sagte Kriminaldirektor Hoch. „Kollege Petrick Gieselher ist in solchen Fällen immer sehr kooperativ. Und er hat auch gute Verbindungen in der Frankfurter Polizeibehörde, sodass es für Sie beide mit seiner Hilfe vielleicht etwas leichter ist, dort gewisse Widerstände zu überwinden. Darüber, dass organisatorisch in Frankfurt bereits alles für Sie geregelt ist, hat Sie Dorothea hoffentlich schon informiert”, fuhr Kriminaldirektor Hoch fort. „Zumindest hatte ich sie entsprechend instruiert.”

„Und auf Dorothea ist Verlass”, sagte ich. „Wir wissen Bescheid.”

Kriminaldirektor Hoch blickte auf die Uhr. „Normalerweise würde ich sagen: Fahren Sie so schnell wie möglich los, damit Sie von Ihrer Hotelübernachtung in Frankfurt noch etwas mitbekommen.”

„Dorothea erwähnte etwas in der Art.”

„Aber ich muss Sie bitten, Ihre Abfahrt noch um ein oder zwei Stunden zu verschieben. Sie werden es trotzdem noch schaffen.”

Ich hob die Augenbrauen. „Was liegt noch an?”

„Dienststellenleiter Gieselher war so freundlich, Kriminalhauptkommissarin Greta Dietmund zu uns nach Berlin zu schicken. Sie war die Dienstpartnerin von Kommissar Dirk Andresen.”

„Dem Kollegen, der sich so intensiv mit den Verfehlungen im Polizeipräsidium von Frankfurt beschäftigt hat?”, meinte Rudi.

„Exakt.”

„Nachdem wir wissen, dass der aufgespießte Kopf mal auf den Schultern eines Profi-Killers namens Günter Pressburger gesessen hat, dem unter anderem zur Last gelegt wird, Kommissar Andresen ermordet zu haben, bekommt das natürlich eine besondere Brisanz”, stellte ich fest.

„Zu dem Zeitpunkt, als Dienststellenleiter Gieselher mir mitteilte, dass die Kollegin Greta Dietmund auf dem Weg zum Hauptpräsidium ist, hatten Sie mich über die Identität des Geköpften noch nicht aufgeklärt”, stellte Kriminaldirektor Hoch klar. „Aber jetzt gewinnt die Sache natürlich an Brisanz. Ich glaube, es ist sehr gut, wenn Kommissarin Dietmund Sie über die Ermittlungen von Kommissar Andresen umfassend in Kenntnis setzt, bevor Sie sich in Frankfurt in die Nesseln setzen.”

„Keine schlechte Idee.”

„Sie müssen sich vermutlich noch eine gute halbe Stunde gedulden, dann ist Kommissar Dietmund hier und steht Ihnen Rede und Antwort.”

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