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„Ich kann Ihnen eine erfreuliche Mitteilung machen“, erklärte Kriminaldirektor Bock, als wir uns in seinem Büro zur Besprechung einfanden. Ich nippte an meinem Kaffeebecher und verbrühte mir dabei fast die Zunge. Kriminaldirektor Bock zögerte, ehe er fort fuhr: „Der neue Staatsanwalt hat grünes Licht dafür gegeben, dass wir im Umkreis von Darko Grusic ermitteln und dabei notfalls auch etwas Wind machen. Die Spuren führen zu eindeutig in Richtung der Organisation, die er vertritt.“

Außer Rudi und mir waren noch die Kommissare Leonhard Morell, Tommy Kronburg, Fred LaRocca und Olli Medina anwesend. Dazu natürlich Jürgen Caravaggio, unser stellvertretender Chef und Max Herter aus der Fahndungsabteilung.

Darüber hinaus gab es noch eine weitere Person in unserer Runde. Sie hatte dunkles, gewelltes Haar – so dicht, dass es auch durch ein Haarband kaum zu bändigen war. Die Züge waren feingeschnitten, der Teint bräunlich.

„Ich möchte Ihnen Hauptkommissarin Branka Suvic vorstellen“, eröffnete uns Kriminaldirektor Bock. „Sie wurde uns vom LKA Hamburg zugeordnet, damit wir die hiesigen Pläne der Balkan-Connection besser bekämpfen können. Vielleicht sagen Sie uns ein paar Worte über sich.“

Branka Suvic nickte. „Ich stamme genau wie die meisten Mitglieder der so genannten Balkan-Connection von Menschen ab, die irgendwann aus Ex-Jugoslawien nach Deutschland gekommen sind“, begann sie. „Manche meiner Landsleute betrachten mich deshalb als Verräterin, weil ich die verbrecherischen Organisationen bekämpfe, die einige unter ihnen gegründet haben. Aber in meiner Sicht sind sie die Verräter – nicht ich. Diejenigen, die darunter am meisten leiden, sind meine Landsleute, die von diesen Leuten wie Zitronen ausgepresst werden.“

Ihre Stimme klang etwas belegt.

Sie muss ein persönliches Motiv dafür haben, sich so sehr in ihre Arbeit zu knien, dachte ich. Einerseits konnte ein derartiges Moment ein Grund dafür sei, auch in schwierigen, beinahe aussichtslosen Fällen nicht aufzugeben. Mir fiel da natürlich an erster Stelle unser Chef Kriminaldirektor Bock ein, dessen Familie durch ein Verbrechen ums Leben gekommen war und der daher sein Leben folgerichtig der Bekämpfung des Verbrechens gewidmet hatte.

Aber wenn die persönliche Betroffenheit zu groß war, konnte andererseits die Urteilskraft darunter leiden. Das lag ganz daran, wie der Einzelne das Geschehen verarbeitet hatte. Im Fall von Branka Suvic schien es noch relativ frisch zu sein. In wie fern sich das auf den Job wirkte, den sie zu machen hatte, musste sich zeigen.

Kriminaldirektor Bock stellte uns der Kollegin aus Hamburg der Reihe nach vor und erklärte schließlich: „Sie alle werden eng mit Kommissar Suvic zusammenarbeiten. Ihr großer Vorteil ist, dass sie sich im ex-jugoslawischen Milieu gut auskennt und die Sprache spricht.“

„Mein Nachteil ist allerdings, dass ich eine Frau bin – und diese Leute ausgesprochene Machos“, ergänzte Branka.

„Äh, ja...“, sagte Kriminaldirektor Bock. „Vielleicht können Sie uns etwas über Darko Grusic sagen, der hier in Berlin so etwas wie der Statthalter des Balkan-Syndikats zu sein scheint.“

„Damit unterschätzen Sie Grusics Rolle bei weitem. Anfangs mag seine Rolle so richtig beschrieben gewesen sein, aber inzwischen hat sich da einiges geändert. Wir können davon ausgehen, dass Darko Grusic an allen wichtigen Entscheidungen der Balkan-Connection beteiligt und keineswegs nur bloßer Befehlsempfänger ist. Ganz im Gegenteil. Er hat lange Zeit darauf hingewirkt, dass die Balkan-Connection ihren eher kooperativen Kurs gegenüber den alteingesessenen Mafia-Organisationen in Deutschland aufgibt und endlich zur Offensive antritt.“

„Einer ziemlich blutigen Offensive“, sagte Kriminaldirektor Bock.

Branka nickte. „Die sind es aus gewöhnt, sehr rabiat vorzugehen. Allerdings überrascht mich persönlich der Zeitpunkt, zu dem dieser Krieg ausgebrochen ist. Nach unseren Ermittlungen war damit eigentlich frühestens in einem halben Jahr zu rechnen.“

„Wieso das?“

„Wir wissen, dass die Anführer der Balkan-Connection mit einigen wichtigen Drogenlieferanten aus dem Mittleren Osten und dem Bereich der ehemaligen GUS-Staaten in Verhandlungen standen, deren Ziel es war, die Deutsch-Libanesen völlig aus dem Markt zu schlagen indem man sie vom Nachschub abschnitt. Das kostet natürlich sehr, sehr viel Geld, wie man sich denken kann. Schließlich wollen die Lieferanten in Afghanistan oder Kirgisien weiterhin ihre Verkaufsmengen garantiert haben. Etwa ein halbes Jahr hätte es unseren Berechnungen nach gedauert, um so einen Angriff auf den deutschen Drogenmarkt zu organisieren.“ Branka zuckte die Schultern. „Kann ja sein, dass die Anführer der Balkan-Connection plötzlich auf unerwartete Geldquellen gestoßen sind, die es ihnen möglich gemacht haben, die Sache schneller in Angriff zu nehmen.“

„Könnte es nicht auch sein, dass die andere Seite davon erfahren hat und die Balkan-Leute deswegen zum Handeln gezwungen waren?“, fragte Kriminaldirektor Bock. Er hob die Augenbrauen und fuhr nach kurzem Zögern fort: „Ich meine, wenn Sie solche Sachen wissen.“

„Innerhalb von Jahren haben wir ein relativ zuverlässiges Netz von Informanten und V-Leuten installiert. Unsere Erfolge beruhen einzig und allein darauf.“

„Ich verstehe.“

„Dabei handelt es sich durchweg um Leute, die ebenfalls jugoslawische Wurzeln haben. Anders wäre es gar nicht möglich, in diese Strukturen einzudringen. Kein Libanese könnte das – ein Deutscher schon gar nicht. Selbst ein Bulgare würden sofort auffallen. Balkan ist eben nicht gleich Balkan.“

Kriminaldirektor Bock wandte den Kopf in meine Richtung. Er trank zunächst seinen Kaffee leer, bevor er mich ansprach.

„Ich denke, Kommissarin Suvic ist die Unterstützung, die Sie brauchen, Harry, wenn Sie jetzt demnächst Darko Grusic auf den Zahn fühlen. Weisen Sie Kommissarin Suvic in den Fall entsprechend ein.“

„Ja, Chef“, nickte ich.

„Auf gute Zusammenarbeit“, sagte Kommissarin Suvic. „Darf ich Sie Harry nennen?“

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