Читать книгу Spezial Krimi Koffer Juli 2021 - 9 Thriller auf 1500 Seiten - A. F. Morland - Страница 40
Оглавление28
Ich wusste nicht so recht, was ich von Grusics Aussage halten sollte. Entweder er war ehrlich – oder ein sehr guter Schauspieler. Vielleicht verfolgten wir tatsächlich einen völlig falschen Ansatz in diesem Fall. Ich dachte an die Kreuze aus Patronenhülsen.
Und an ein Auge und einen Zahn, die Avakovitsch herausgeschossen worden waren.
Mochte auch sonst alles auf diesen eiskalten Profi hindeuten, aber so etwas passte eigentlich nicht zu Michael Rejnders.
Schade, dachte ich.
Es hätte ansonsten alles so gut zusammengepasst...
Ich zeigte Grusic noch ein Bild von Avakovitsch und das Phantombild seines Komplizen. „Die beiden haben bei Yussuf Azizi die Wohnung verwanzt, sodass sie immer hervorragend über ihn informiert waren und der Killer sich die beste Gelegenheit zum zuschlagen aussuchen konnte“, erläuterte ich.
„Bedauerlich für Yussuf Azizi – aber auch was das angeht, wasche ich meine Hände in Unschuld.“
Ich deutete auf das Foto von Avakovitsch.
„Eigenartig, dass auch Sonny Avakovitsch für Sie gearbeitet hat.“
„Nicht, das ich wüsste.“
„Er war in einem Club mit dem Namen CORRIDA beschäftigt.“
„Dieser Club ist schon vor längerer Zeit geschlossen worden“, gab Grusic zu bedenken. Ein Muskel zuckte unterhalb seines linken Auges. Irgendetwas schien ihn nervös zu machen. „Im Übrigen hat mir das CORRIDA nicht gehört.“
„Offiziell nicht. Sie hatten einen Strohmann eingesetzt.“
„Können Sie das beweisen?“
„Das muss ich nicht. Ich will nur, das Sie mir jemanden nennen, der mir Auskunft über Avakovitsch und andere Angestellte des CORRIDA geben könnte.“
Grusic atmete tief durch. „Ziemlich unverschämt, Kommissar“, meinte er schließlich. „Aber es liegt genauso in meinem Interesse wie in Ihrem, dass diese Morde aufhören, also werde ich Ihnen helfen. Fragen Sie Berti Lopez, den ehemaligen Geschäftsführer. Er hat sich aus dem Business zurückgezogen und lebt heute in Potsdam. Ich gebe Ihnen die Adresse und werde vorher mit ihm telefonieren.“
„Wenn ihn das auskunftsfreudiger macht – gerne.“
„Bestimmt!“
„Na, großartig.“
Er notierte mir die Adresse auf die Rückseite einer meiner Visitenkarte, die das BKA für seine Kommissaren drucken ließ. Als er damit fertig war und mir die Karte zurückgab, meinte er: „Ich denke, wir haben dann alles besprochen - und Sie tun mir einen Gefallen und bringen Sie die Bratze Suvic nie wieder hier her!“
„Kann ich Ihnen leider nicht versprechen, Herr Grusic. Ich hätte da noch eine letzte Frage.“
„Machen Sie es kurz. Ich habe meine Zeit auch nicht gestohlen.“
„Es gibt hier ein Go-Go-Girl namens Jacqueline Berentzen.“
„Tut mir leid, ich kenne die Namen der Girls nicht. Ich erfreue mich nur an ihrem Anblick. Das macht alles Gary Galinowski, mein Geschäftsführer. Frage Sie ihn, wenn Sie etwas über dieses Girl wissen wollen.“
„Verstehen Sie, dass es mir schwer fällt daran zu glauben, dass es wirklich Zufall sein soll, dass sowohl der Killer, mindestens einer seiner Komplizen sowie die Frau, die Jimmy Talabani begleitet, als er erschossen wurde, irgendwann für Sie oder einen Ihrer Strohleute gearbeitet haben, Grusic.“
Grusics Gesicht erstarrte zur Maske.
„Scheißdreck! Ich kann unmöglich für jeden gerade stehen, der irgendwann einmal für mich gearbeitet hat!“, fuhr der Statthalter der Balkan-Connection ärgerlich auf. Er schlug mit der Faust auf den Tisch.
„Das verlangt auch niemand“, erwiderte ich kühl. „Aber wenn Sie wirklich möchten, dass ich Ihnen glaube, möchte ich Fakten haben. Keine Ausflüchte oder irgendwelche Stories.“
„Ich habe Ihnen schon mehr gesagt, als gut für mich ist. Es gibt ein paar Leute, die mich deswegen wahrscheinlich...“ Er verstummte und lehnte sich zurück. Ein paar Augenblicke lang hatte Darko Grusic die Kontrolle verloren, aber jetzt erlangte er sie zurück.
„Sagen Sie mir, was Jimmy Talabani in Ihrem Glitzerladen hier zu suchen hatte. Und jetzt kommen Sie mir nicht auf die Tour, dass er einen Ort gesucht hat, wo er richtig abtanzen konnte!“
Darko Grusic pfiff durch die Zähne.
„Jetzt kapiere ich, welches Girl Sie meinen.“
„Ach, ja?“
„So eine Blonde mit scharfen Kurven.“
„Kommt hin.“
„Ich komme darauf, weil Sie Big Jimmy Talabani erwähnten. Er war vor einiger Zeit hier, weil wir ein paar geschäftliche Dinge zu klären hatten. Details werde ich Ihnen nicht sagen. Jedenfalls hat er sich in die kleine Blonde verguckt. Die hat ihm richtig eingeheizt und wie ich gehört habe, sind die beiden wenig später ein Paar geworden. Getanzt hat Jacqueline seitdem leider nicht mehr im STARFIRE.“
„Von wem ging die Initiative aus?“, vergewisserte ich mich.
„Natürlich von Jacqueline. Ich wollte sie erst davonscheuchen, aber Jimmy Talabani war ganz begeistert von ihr. Sie war wohl genau sein Typ und Jacqueline hat ihn sich zielsicher geangelt.“ Darko Grusic grinste breit. „Vielleicht hat sie sogar gehofft, dass sie mal Talabanis Ehefrau wird und für alle Zeiten ausgesorgt hat, aber da hatte sie von Anfang an keine Chance.“
„Wieso?“
„Na, weil Big Jimmys Onkel die entscheidende Instanz in der Familie ist und Abdullah Al-Khalili ist nun mal als sehr konservativ bekannt. Eine christliche Kartoffel-Braut! Sowas kommt dem nicht ins Haus, dem alten Sack.“
Grusics Handy klingelte in diesem Augenblick. Er nahm das Gerät ans Ohr. „Was ist?“, knurrte er und fügte anschließend mit finsterem Gesicht hinzu: „Ich bin gleich da!“
Er steckte das Handy weg und ich fragte: „Gibt es Ärger?“
„Ein paar Typen haben unsere Türsteher zu Brei geschlagen. Ich glaube nicht, dass das ein Fall für das BKA ist!“