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Am Abend besuchten Rudi und ich zusammen mit Kommissar Branka Suvic das STARFIRE am Tauentzuien-Platz. Ende der Siebziger hätte man hier vielleicht David Bowie oder Iggy Pop begegnen können, die beide quasi um die Ecke wohnten. Danach war der Club lange in der Versenkung verschwunden und hatte so oft den Besitzer gewechselt, dass wahrscheinlich nichtmal die Türsteher hätten sagen können, wem das Ganze gerade gehörte. Das das hatte sich geändert, seit Darko Grusic die Zügel in die Hände genommen hatte. Gegenwärtig war dieser Glitzerladen das angesagteste Objekt, das unter Kontrolle von Darko Grusic stand. Wir wussten, dass er sich sehr häufig im Verlauf des Abends hier sehen ließ – ganz einfach um zu demonstrieren, dass er die Zügel fest im Griff hatte.

Jemand wie Grusic verkroch sich nicht – selbst dann nicht, wenn er gegenwärtig mit der Al-Khalili-Familie im Kriegszustand war.

Grusic wusste nämlich sehr genau, wie sensibel die Mobster darauf reagierten. Vom einfachen Gorilla und Schuldeneintreiber, der Leuten die Kniescheiben zertrümmerten, die ihr Schutzgeld mit Verspätung zahlten bis hin zu den Großdealern, die dafür sorgten, dass Groß-Berlin flächendeckend mit Heroin, Kokain und synthetischen Drogen beliefert wurde, achtete jeder genau darauf, wie sich Darko Grusic gab. Ob er Selbstvertrauen oder Angst ausstrahlte. Ob er den Eindruck machte, seine Organisation im Griff zu haben oder nicht. War letzteres der Fall, zog das potentielle Konkurrenten wie Blut die Haie an.

Im STARFIRE war um diese Zeit noch nicht allzu viel los, was den Vorteil hatte, dass wir in der Nähe überhaupt Parkplätze finden konnten. Die Lightshow flimmerte, der Rhythmus stampfte. Latino-Pop war derzeit sehr en vogue in Berlin. Ganz besonders natürlich in einem Etablissement wie dem STARFIRE.

Die Go-Go-Girls versuchten dem noch spärlichen, aber rasch anwachsenden Publikum richtig einzuheizen. Wir bestellten einen Drink und sahen uns etwas um. Ich kannte Darko Grusic von den Fotos her, die über ihm verfügbar waren. Eine große Erscheinung, das schwarze Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst und immer komplett in Leder gekleidet. So hatte sich der Besitzer des STARFIRE bisher in der Öffentlichkeit präsentiert.

„Grusic scheint noch nicht da zu sein“, kommentierte ich die Lage, denn ich war mir sicher, eine so auffällige Erscheinung kaum übersehen haben zu können.

„Um was wetten wir, dass er doch hier ist“, meinte Branka Suvic mit einem schelmischen Grinsen. „Da gehe ich jede Wette ein!“

„Wieso?“

„Weil ich ihn kenne. Er hat in Hamburg als jemand angefangen, der als Strohmann Clubs im Namen anderer geführt hat – und was immer sich für Grusic auch in der Zwischenzeit geändert haben mag, in diesem Punkt ist er derselbe geblieben.“

„In welchem Punkt?“

„Na, dass er nichts dem Zufall überlässt!“

Sie deutete in eine der Ecken an der Decke des Hauptsaals des STARFIRE. Dort bewegte sich etwas.

„Ein Kameraauge“, stellte ich fest.

„Ganz genau, Harry.“

„Sie meinen, der sitzt jetzt in seinem Büro und beobachtet die Lage?“, mischte sich Rudi ein.

„Ja, davon bin ich überzeugt. Und dabei wartet er in aller Ruhe ab, wann er meint, dass der richtige Augenblick für seinen Auftritt gekommen ist. Wissen Sie, dass er mal Messdiener war?“

„Was hat das denn damit zu tun?“, fragte ich.

„Na, dass er um den dramatischen Effekt eines wirkungsvollen Auftritts weiß“, meinte Branka Suvic. „Und zwar von frühester Jugend an. Wahrscheinlich hätten wir weniger Probleme, wenn eine Schauspielschule ihn aufgenommen hätte, bevor er merkte, dass sich mit Drogen noch sehr viel mehr Geld verdienen lässt, als wenn man sich mit Nebenrollen in Vorabendserien und schlecht bezahlten Theater-Engagements durchs Leben schlägt.“

„Das hat er auch gemacht?“, wunderte sich Rudi. „Woher wissen Sie das alles?“

„Ich weiß immer gerne, mit wem ich es zu tun habe und informiere mich daher sehr gründlich, müssen Sie wissen. In meinen Augen ist das die Basis jeden Fahndungserfolgs. Oder sehen Sie das anders?“

Ich schüttelte den Kopf.

Einerseits bewunderte ich ihre Akribie, mit der sie offenbar bei ihren Ermittlungen zu Werke ging. Auf der anderen Seite fragte ich mich immer mehr, was wohl die Triebfeder war, die dahinter stecken mochte.

„Ich bin dafür, dass wir die Prozedur hier und jetzt abkürzen“, meinte Branka.

„Bitte, wenn Sie einen Vorschlag dazu haben!“, gab ich zurück.

„Zeigen wir hier einfach die Fotos herum, die Sie auch mir präsentiert haben: diesen Rejnders, Avakovitsch und das Phantombild von Avakovitschs Komplizen. Dann taucht der große Boss früher oder später hier auf, auch wenn er seinen Auftritt dann nicht ganz so groß inszenieren kann, wie er das ansonsten gerne tut.“

Rudi und ich wechselten einen kurzen Blick miteinander.

„Warum nicht?“, meinte Rudi.

Wir sprachen also einen Barkeeper an und zeigten ihm die Bilder sowie unsere Dienstausweise.

Ich deutete auf Rejnders. „Dieser Mann hat als Türsteher hier im STARFIRE gearbeitet.“

„Tut mir leid, das muss vor meiner Zeit gewesen sein“, behauptete der Barkeeper. Er wirkte sichtlich unruhig.

Zwischendurch bemerkte ich, dass er einen Alarmknopf betätigte, mit dem er vermutlich seinem Chef signalisierte, dass es hier Ärger gab.

„Und was ist mit dem Anderen?“, hakte ich nach. „Sie haben sich die Bilder ja überhaupt nicht richtig angesehen!“

„Tut mir leid. Ich würde Ihnen ja gerne helfen, aber...“

„Ist es wahr...“

„Hören Sie, ich weiß nicht, warum Sie nicht auch einfach etwas relaxen, so wie alle hier.“

„Sie meinen mit einer Prise Koks unter der Nase – oder was verstehen Sie darunter?“, mischte sich Branka Suvic ziemlich aggressiv ein.

„Wer sind Sie denn? Die Staatsanwaltschaft in Person oder ist Ihnen etwas über die Leber gelaufen?“

Branka sprach den Mann auf Serbokratisch an und dieser gab seine Erwiderung ebenfalls in dieser Sprache, sodass Rudi und ich kaum mehr von dieser Unterhaltung mitbekamen, als dass wohl keine übertriebenen Freundlichkeiten ausgetauscht wurden.

Inzwischen wurde der Hauptsaal dieses STARFIRE von immer mehr Gästen frequentiert, von denen sich die Mehrheit auf der Tanzfläche drängelte.

Ein groß gewachsener Mann in schwarzem Lederjackett und dazu passender Hose zwängte sich durch eine enge Gasse, die ein paar breitschultrige, ihn noch um Haupteslänge überragende Kerle mit Bodybuilder-Figur für ihn durch die Menge bahnten.

Diese Bodyguards trugen war ebenfalls Ledersakkos, aber diese waren ganz in weiß gehalten. Hier und da drückte sich deutlich der Umriss einer Waffe unter dem Leder hervor.

Insgesamt sechs Mann bildeten die Palastwache des Statthalters der Balkan-Connection, der mit Hilfe seiner ex-jugoslawischen Freunde so etwas wie der Drogenkönig von Berlin werden wollte.

Die weiß gekleideten Bodyguards bildeten einen Halbkreis um uns.

Ein fieses Grinsen spielte um Darko Grusics schmallippigen Mund.

„Gibt es hier irgendwelchen Ärger?“

„Kommt ganz darauf an, ob Sie welchen machen“, sagte Branka und hielt ihm ihren BKA-Ausweis entgegen. „Sie sind Herr Darko Grusic?“

„Kommt darauf an, was Sie von mir wollen!“ Grusic bleckte die Zähne wie ein Raubtier und wandte sich an Rudi und mich. „Manche Männer stehen ja darauf, wenn eine Frau das große Wort führt. Ihr zwei gehört vielleicht zu der Sorte – ich aber nicht.“

Er wollte uns provozieren.

Am besten, man ging nicht weiter darauf ein. Schließlich wollten wir an Informationen herankommen.

„Es geht um einen Mann namens Michael Rejnders“, erklärte ich sachlich und holte zwei Fahndungsfotos hervor. Das erste entsprach dem jungen Rejnders, der sich nur kurzzeitig im Netz der Justiz verfangen hatte.

„Nie gesehen!“, behauptete er.

Er hatte die Bilder kaum angefasst, da gab er sie auch schon wieder zurück. „Sehen Sie sich die Fotos genau an“, forderte ich ihn auf. „Rejnders hat als Türsteher bei Ihnen gearbeitet!“

Darko Grusic runzelte die Stirn und betrachtete die Fotos jetzt eingehender. „Naja. Jetzt, wo Sie es sagen. Es wäre schon möglich.“

„Ist in letzter Zeit hier gewesen?“

„Rejnders?“ Grusic schüttelte den Kopf. „Nein. Den habe ich schon seit Jahren nicht mehr gesehen.“ Er zuckte die Schultern und fügte noch hinzu: „Ich nehme an, jemand anderes hat ihm mehr geboten. So ist das nun einmal! Nennt man das nicht freie Marktwirtschaft? Deswegen sind meine Eltern mit mir aus Jugoslawien vor dem Kommunismus geflohen.“

„Es gibt aber auch in der Marktwirtschaft ein paar Geschäfte, die gegen das Gesetz sind, Herr Grusic“, stellte ich klar.

Darko Grusic runzelte die Stirn.

„Worauf wollen Sie hinaus?“

„Darauf, dass dieser Rejnders wahrscheinlich der Täter in einer ziemlich grausigen Mordserie ist“, mischte sich nun wieder Branka Suvic ein. „Fassen wir es so zusammen: Ein Mann, der schon für Sie gearbeitet hat, räumt ein paar Leute aus dem Weg, die Ihren geschäftlichen Plänen bislang im Wege standen. Da drängt sich doch gleich der Verdacht auf...“

Branka verstummte.

Darko Grusic war dunkelrot angelaufen. Er vollführte eine ruckartige Bewegung und fuhr seinen Zeigefinger wie ein Klappmesser aus. „Hören Sie mir gut zu, Lady! So reden Sie vielleicht mit diesen beiden Zwergen hier, die Sie in Ihrer Begleitung haben – aber nicht mit mir! Haben Sie das verstanden?“

„Ich lasse mich von niemanden einschüchtern!“, erklärte Branka. Anschließend folgte ein Wortschwall auf Serbokratisch. Grusic war im ersten Moment etwas verwundert, ehe er schließlich in ein heiseres Gelächter verfiel.

Er wandte sich an mich. „Die Tussi hat mich noch nicht kennen gelernt!“ Er kicherte dabei dreckig.

Jetzt wurde es mir zu bunt. „Wir können die Vernehmung auch im Präsidium durchführen – und notfalls steht Ihnen dort sogar eine hübsche Übernachtungsmöglichkeit im Stile einer Gewahrsamszelle zur Verfügung!“

„Das Problem ist dabei nur, dass Sie mir nichts nachweisen können. Ich habe nichts getan, was gegen die Gesetze verstößt, Herr...“

„Für Sie Kommissar Kubinke.“

„Wie auch immer.“

„Und was, wenn wir Ihnen doch etwas beweisen können?“

„Dann hätten Sie die Handschellen schon angelegt. Ich kenne euch Bullenärsche doch.“

Grusic beugt sich vor. Er deutete auf mich und sagte: „Ich will mit Ihnen unter vier Augen sprechen. Gehen wir in ein Separee. Ihre Kollegen können sich in der Zwischenzeit einen Drink genehmigen oder einfach nur das Leben im STARFIRE genießen. Okay?“

„Ich bestehe darauf, dass...“ begann Branka.

Grusic schnitt ihr auf Serbokratisch das Wort ab, ich verstand kein Wort. Schließlich sagte er auf Deutsch an Rudi und mich gerichtet: „Ich rede nur mit einem von euch. Darüber diskutiere ich nicht. Sie können natürlich versuchen, mich vorläufig festzunehmen, aber ich brauche Ihnen ja wohl nicht zu sagen, dass Sie mich schon wenige Stunden später wieder auf freien Fuß setzen müssten, wenn sich nicht jemand findet, der uns anklagt!“

„Sind wir jetzt schon viele?“

„Häh?“

„Sie sagten 'wir'.“

„Scheiß drauf.“

„Also pluralis magistralis.“

„Ich nehme keine Pillen mehr. Ist ungesund.“

„Ach so.“

„Was ist jetzt, Kommissar Kubinke?“

„Okay, wartet hier“, sagte ich zu Branka und Rudi gewandt.

Branka schimpfte auf Serbokratisch vor sich hin. Aber es hatte keinen Sinn, gegen die Gepflogenheiten von Grusics Leuten angehen zu wollen.

Wir brauchten Informationen und ich hatte das Gefühl, dass Grusics bereit war, uns – beziehungsweise mir – etwa zu sagen hatte, was für den weiteren Gang der Ereignisse wichtig sein konnte.

„Gehen wir!", sagte Grusic an mich gerichtet.

Er wandte sich an seine Bodyguards und gab ihnen ein paar Anweisungen auf Serbokratisch. Nur einer von ihnen folgte uns.

Darko Grusic führte mich eine Freitreppe hinauf. Hinter einer Balustrade befanden sich Bistro-artige Tische und eine Bar. Der Boden vibrierte leicht durch die wummernden Bässe.

Grusic schnipste mit den Fingern, worauf hin der uns begleitende Bodyguard zurückblieb.

Darko Grusic führte mich in ein Separee. Wir setzten uns.

„Hören Sie zu, Kommissar Kubinke, was ich Ihnen jetzt sage, ist inoffiziell. Sie werden nichts davon vor Gericht oder irgendwo sonst verwenden können. Und was diese Bratze angeht..."

Damit konnte er nur Branka Suvic meinen.

„Was haben Sie gegen Kommissarin Suvic? Genau genommen sogar Hauptkommissarin Suvic. Wenn Sie sich nicht unnötigen Ärger einhandeln wollen, sollten Sie ein Mindestmaß an Respekt zeigen."

„Respekt?" Grusic machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ich hatte einen Neffen in Hamburg. Und diese Frau hat ihn auf dem Gewissen! Sie hat ihn kaltblütig erschossen."

„Ich nehme nicht an, dass das schon die ganze Geschichte ist", erwiderte ich.

Grusic lachte heiser.

„Sie haben sicherlich die Möglichkeit, Einsicht in die Akte zu bekommen. Mein Neffe wollte sich nur in einem Club amüsieren. Kommissarin Suvic verdächtigte ihn, mit Drogen gedealt zu haben und wollte ihn verhaften. Dobro, haben wir uns nicht alle irgendwann mal auf solche Sachen eingelassen, als wir jung waren?"

„Manchen passiert das sogar im fortgeschrittenen Erwachsenenalter", erwiderte ich kühl.

Grusic verzog das Gesicht zur Karikatur eines Lächelns.

„Sie wollten doch wissen, weshalb ich Ihre Kollegin nicht leiden kann. Ich habe sie vor Gericht erlebt... eiskalt. Ein voreingenommener Richter hat dafür gesorgt, dass das Verfahren gar nicht erst eröffnet wurde. Fragen Sie Kommissarin Suvic doch mal bei Gelegenheit nach der Sache und lassen Sie mich wissen, was für Ausreden sie Ihnen gegenüber erfindet. Angeblich soll sie gesagt haben, dass mein Neffe Ivica eine Waffe ziehen wollte. In Wahrheit war es nur ein Zigarettenetui."

„Wie heißt Ihr Neffe?"

„Ivica Grusic."

„Ich hoffe, Sie wollen mir nicht nur etwas über Ihren Neffen erzählen", sagte ich. „Wenn ich mich richtig erinnere, waren Sie gerade dabei, mir weiszumachen, dass Sie sich nicht an Michael Rejnders erinnern."

Grusic atmete tief durch. „Natürlich erinnere ich mich an Rejnders. Aber ich schwöre Ihnen, dass ich ihn seit Jahren nicht gesehen habe. Keine Ahnung, wo der jetzt abgetaucht ist."

„Wir fahnden wegen mehrfachen Mordes nach ihm. Unseren Erkenntnissen nach ist er als Profikiller tätig. Aber ich nehme an, dass Sie davon schon gehört haben."

„Langsam kann ich eins und eins zusammenzählen", meinte Grusic. „Dann sprechen wir mal ein paar offene Worte. Dass dieses Gespräch offiziell nie stattgefunden hat, brauche ich wohl nicht noch einmal zu betonen.“

„Nein, das ist mir inzwischen klar.“

„Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie Michael Rejnders im Verdacht haben, ein paar Leute umgebracht zu haben, die mit Abdullah Al-Khalili in Verbindung stehen?“

„Kann man so sagen.“

„Also, weil die Captains des Al-Khalili-Syndikats der Reihe nach über den Jordan gehen, und ein Typ der Täter zu sein scheint, der mal für mich gearbeitet hat, kommen Sie jetzt wahrscheinlich auf die Idee, dass ich der Auftraggeber bin?“

„Sie müssen zugeben, dass diese Version der Geschichte ziemlich plausibel klingt. Schließlich sind Sie und Al-Khalili doch Konkurrenten.“

„Erwarten Sie jetzt wirklich, dass ich dazu etwas sage?“

„Zu den Geschäften? Nein. Schließlich würden Sie sich damit selbst belasten. Aber wenn Sie nichts mit den Morden an den Al-Khalili-Captains zu tun haben, dann könnten Sie uns doch helfen, Rejnders zu finden.“

„Leider habe ich keinen Kontakt zu ihm. Aber ich könnte Augen und Ohren offen halten.“ Darko Grusic beugte sich etwas vor. Er sprach nun in gedämpftem Tonfall. „Ich habe mit diesen Morden wirklich nichts zu tun, Herr Kubinke! Das müssen Sie mir glauben!“

„Aber Sie profitieren davon.“

„Nein, das ist nicht wahr! Sehen Sie, alle Welt glaubt, dass meine Leute dahinter stecken – und Sie können sich denken, dass Abdullah Al-Khalili irgendwann gezwungen sein wird, gegen mich loszuschlagen, nur um seine eigenen Leute im Griff zu halten. Ich will gute Geschäfte, aber keinen Krieg. Mit niemandem. Glauben Sie mir, wenn ich wüsste, wer hinter diesen Morden steckt, würde ich heute noch Abdullah Al-Khalili anrufen, um es ihm zu sagen!“

„Damit der einen seiner Bluthunde losschicken kann?“

„Genau!“

„Rufen Sie in dem Fall besser mich an, Herr Grusic“, wies ich ihn zurecht.

„Ach kommen Sie. Machen Sie sich nicht lächerlich, Kubinke! Sie wissen doch genau wie das läuft. Letztlich ist jeder auf sich allein gestellt. War‘s das mit Ihrer Fragerei?“

„Nein, eine Sache wäre da noch“, sagte ich.

„Heraus damit, damit wir‘s hinter uns haben. Sonst werden Sie mich ja wohl nie in Ruhe lassen.“

„Hatte Rejnders zufällig eine Tätowierung?“

„Nein, nicht dass ich es bemerkt hätte. Aber das ist ja auch schon eine Weile her. Was weiß ich, was er inzwischen mit seiner Haut angestellt hat. Wieso?“

„Nur so“, sagte ich.

„Darf ich Ihnen auch mal eine Frage stellen?“

„Kommt drauf an.“

„Ihr Vorname lautet doch Harry, oder?“

„Ja.“

„Darf ich Sie Harry nennen?“

„Besser nicht.“

„Sie können Darko zu mir sagen.“

„Meinetwegen. Aber mein Vorname für Sie lautet weiterhin Kommissar. Und nicht Harry.“

„Ein geselliger Typ sind Sie nicht, was?“

„Wie kommen Sie darauf. Wir können gerne noch etwas plaudern.“

Spezial Krimi Koffer Juli 2021 - 9 Thriller auf 1500 Seiten

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