Читать книгу Spezial Krimi Koffer Juli 2021 - 9 Thriller auf 1500 Seiten - A. F. Morland - Страница 52
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Die Kollegen trafen ein. Man hörte andauernd die Martinshörner von Einsatzfahrzeugen der Schutzpolizei. Der Tatort wurde weiträumig abgesperrt und außerdem wurden Einsatzkräfte zu einem Gebäude in der näheren Umgebung geschickt, von dessen Dach aus der Schütze vielleicht gefeuert hatte.
Um genaueres sagen zu können, mussten wir natürlich abwarten, was unsere Ballistiker sagten.
Kommissar Branka Suvic traf ebenfalls ein, außerdem Jürgen, Olli, Tommy und Leonhard.
Etwas später war unsere Spurensicherer Sami Oldenburger zusammen mit seinem Kollegen Pascal Horster eingetroffen. Außerdem tauchte auch unser Chefballistiker Ludwig Valkensee auf.
Der Gerichtsmediziner Dr. Claus traf als letzter ein.
„Weißt du, was die Typen da vorne wollen?“, fragte mich Jürgen. Er deutete auf die Gruppe von Jugendlichen, die sehr aufmerksam zu beobachten schienen, was wir taten.
„Ich nehme an, die sind einfach nur neugierig, so wie viele hier“, meinte ich. „Moment mal, den einen kenne ich doch!“
Zwischen den jungen Männern war einer hervorgetreten, den ich bisher nicht gesehen hatte, weil er von den anderen verdeckt gewesen war. Er trug eine Baseballmütze und die weiten Cargohosen hingen so tief, dass er nur kleine Schritte machen konnte.
„Der Typ, der dich angerempelt hat, als wir das letzte Mal hier waren!“, stellte Rudi fest.
„Ja, richtig“, stimmte ich zu.
„Harry, ich habe hier etwas gefunden, das seltsam ist“, sprach mich Sami Oldenburger an. Ich drehte mich um. Er hielt mir einen sorgfältig eingetüteten Führerschein entgegen. Er war zum Teil blutbeschmiert. Ich nahm ihn an mich. Er war auf einen gewissen Benny Schmitt ausgestellt. „Kannst du dir einen Reim darauf machen, wieso Raimund Scirea diesen Führerschein in seiner Manteltasche hatte?“
Ich schüttelte den Kopf. „Nein.“
„Pascal hat ihn schon über sein Laptop durch die Datenbanken gejagt“, stellte Sami fest.
„Und?“
„Das muss eine Fälschung sein. Jedenfalls liegt die Vermutung nahe. Benny Schmitt ist zwar ein sehr häufiger Name, aber keinem der anderen Inhaber eines gültigen Führerscheins, der das angegebene Geburtsdatum hat, wurde zum selben Datum eine Fahrerlaubnis ausgestellt.“
„Das ist interessant“, meinte ich.
„Bin gespannt, ob Max etwas über ihn herausfinden kann, wenn er das Bild durch die Software gehen lässt.“
„Einen Moment mal“, sagte ich.
Ich spurtete zu der Gruppe von Jugendlichen. Rudi war mir auf den Fersen. „Heh, was hast du vor?“, fragte er.
„Fragen stellen“, gab ich zurück.
Die Gruppe war etwas überrascht. Besonders der Kerl mit der Mütze und den hängenden Hosen.
„Kubinke, BKA. Wir hatten ja schonmal das Vergnügen.“
„Was ist?“
„Wie heißt du?“
„Fati.“
„Aber so heißt hier jeder zweite oder dritte!“, grinste einer der anderen. „Und wer nicht so heißt, wird so genannt. Echt wahr!“
Die anderen lachten.
Fati schien so etwas wie der King rund um diesen Block zu sein.
Ich trat auf Fati zu. „Bei unserer letzten Begegnung, hast du gesagt, ihr passt auf, wer hier so herumlungert.“
„Stimmt“, sagte er. „Nennt man Bürgersinn!“ Er grinste. „Zivilcourage! In echt!“ Die anderen lachten.
„Habt ihr irgendetwas gesehen? Hier sind gerade ein paar Menschen erschossen worden, und wenn ihr hier herumhängt, müsstet ihr etwas gesehen haben.“
„Haben wir“, sagte Fati. „Gibt's eine Belohnung? Für sachdienliche Hinweise oder so etwas?“
„Nein, aber vielleicht verzichten wir darauf, euch nach Waffen und Drogen zu filzen. Oder wollt ihr etwa behaupten, dass wir da nichts finden würden?“
Sie wechselten Blicke untereinander. Selbst Fati schien jetzt etwas verunsichert zu sein.
„Wir bestehen auf unseren Bürgerrechten, Mann! Und das bedeutet...“
„...dass dir das Recht zu schweigen zusteht, sobald wir euch verhaftet haben. Genau.“
„Hey! Nicht so ungemütlich! Worum geht’s denn?“
„Na, das habe ich schon gesagt!“
„Der Typ, der da erschossen wurde, war schonmal hier.“
„Kanntet ihr ihn?“
„Raimund Scirea“, sagte Fati. „Der war aus irgendeinem Grund hinter der Zwillingsschwester von dieser Hammerbraut aus dem Block da vorne her.“
„War hinter ihr her? Wie meinst du das?“
„Na, wir sollten sie im Auge behalten und...“
„...und ihm Bescheid sagen, wenn sie sich mit jemandem trifft?“
„Genau.“
„Und? Hat sie sich mit jemandem getroffen?“
Sie drucksten herum. Jemand sagte was auf Türkisch, wovon ich kein Wort verstand. Fati knurrte irgendetwas zurück. Kommissarin Branka Suvic hatte inzwischen die Situation erfasst und hatte sich zu uns begeben.
„Belki“, meinte Fati.
Branka Suvic sprach die Gruppe daraufhin auf Türkisch an.
Keine Ahnung, was sie ihnen sagte, aber es wirkte Wunder. Plötzlich hatte keiner der Jungs noch Lust, auch nur ein einziges türkisches Wort zu verlieren. Und sie hatten sogar auf einmal ihren Akzent weitgehend verloren.
„Sie können auch Türkisch?“, raunte Rudi ihr zu.
„Ich kann mehr, als sie denken“, sagte sie. „Naja, den Großteil meines aktiven Wortschatzes habe ich gerade benutzt.“
„Trotzdem all Achtung!“
„Fortbildung, Kollege Meier. Sollten Sie auch machen.“
Rudi seufzte. „Man kommt ja zu sonst nichts.“