Читать книгу Spezial Krimi Koffer Juli 2021 - 9 Thriller auf 1500 Seiten - A. F. Morland - Страница 61
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Es war am frühen Nachmittag, als Max Herter Rudi und mir einen Besuch in dem Dienstzimmer abstattete, dass wir uns zusammen teilten.
„Ich habe vielleicht etwas gefunden“, meinte er. „Es ist wahrscheinlich nur ein Anfang, aber möglicherweise führt es uns ja zu weiteren Erkenntnissen.“
„Worum geht es?“, fragte ich.
„Um einen Scharfschützen, der die MK-23 benutzte und an dem irgendetwas auffällig gewesen ist.“
„Und?“
„Am besten, ihr seht euch das auf meinem Rechner an!“, schlug Max vor.
Wir folgten Max also in sein Dienstzimmer, das er sich noch mit zwei anderen Kommissars aus der Fahndungsabteilung teilte.
Auf dem Schirm seines Rechners erschien das Dossier von einem gewissen Sven Nolten, ehemals Scharfschütze bei der Bundeswehr. Bei der Bundeswehr allerdings war er aus gesundheitlichen Gründen entlassen worden. Und es gab wohl auch Aggressionsprobleme.
„Immer dasselbe“, meinte Rudi.
„Kann man so sagen“, fand Max. „Die entsprechenden Stellen bei der Bundeswehr waren übrigens sehr kooperationsbereit. Ich habe nämlich auch herausfinden können, weshalb Sven Nolten aus der Armee entlassen wurde. Er hatte neurologische Ausfälle. Seine Hand zitterte. Und das wäre auch die Erklärung dafür, weshalb er nicht selbst die Präzisionsschüsse durchführen konnte – sondern sich jemanden heranziehen musste.“
„Und wie kommst du darauf, dass dieser Nolten etwas mit unserem Fall zu tun haben könnte?“, fragte Rudi.
„Deswegen!“, antworte Max. Er zeigte uns die Website der CHURCH OF JUGDEMENT. „Interessant ist das Symbol, das die verwenden: Ein Kreuz aus Schwertern. Sie kommt aus den USA und vertritt sehr radikale Positionen. Abtreibungsärzte verdienen den Tod und auch ansonsten ist denen unsere Justiz viel zu lasch. Jeder Einzelne müsse sich, wenn nötig, zum Werkzeug von Gottes Gerechtigkeit machen.“
„Soll das ein Aufruf zur Selbstjustiz sein?“, fragte Rudi.
„Das könnte man durchaus so verstehen“, stellte Max fest. „Allerdings fällt es unter die Meinungsfreiheit, so etwas zu fordern – strafbar macht man sich erst, wenn man den Worten Taten folgen lässt!“
„Dann gehört Sven Nolten dieser Kirche vielleicht an!“, meinte ich. „Und hat Taten folgen lassen. Ein einsamer Kampf gegen das organisierte Verbrechen – militärisch geführt wie eine Scharfschützenoperation.“
„Das wäre ein Motiv“, nickte Rudi.
„Der Name Sven Nolten taucht in der Geschichte dieser Sekte immer wieder auf. Ich habe ihn in Foren gefunden und auch in Zeitungsartikeln, die sich mit der CHURCH OF JUGDEMENT beschäftigt haben.“
„Gibt es auch ein Foto?“, fragte ich.
„Ja, aber das ist schon fünf Jahre alt. Hier!“ Max ließ ein Bild auf dem Schirm auftauchen. Es war grobkörnig und stammte aus einem Zeitungsartikel. „Damals vertrat Nolten wohl noch die Mehrheitsmeinung innerhalb der CHURCH OF JUDGEMENT, später hat er sich offenbar radikalisiert und ist beinahe aus der Sekte ausgetreten – oder wurde ausgeschlossen. Darüber gibt es in den diversen Foren unterschiedliche Darstellungen.“
„Aber es kam dann doch nicht zum Bruch?“
„Offensichtlich nicht, denn von den Kollegen der Steuerfahndung weiß ich, dass er anscheinend immer noch eine wichtige Rolle in einer Stiftung spielt, die Tim schonmal erwähnt hat. Die ist zwar formal unabhängig, steht aber der CHURCH OF JUGDEMENT sehr nahe und dürfte auch die meisten ihrer Einlagen durch die Sekte bekommen.“
„Und was ist mit Benny Schmitt? Auch wenn der Name falsch ist, vielleicht ergibt ja die Bildersuche irgendeinen Hinweis.“
Max schüttelte den Kopf. „Nein, leider nicht. Übrigens hat diese CHURCH OF JUDGEMENT eine Dependence in Hamburg. Also genau da, wo mit einer MK-23 massenweise Köpfe in der Unterwelt rollten.“
„Darko Grusic liegt schwer verletzt und unter Bewachung in der Klinik“, sagte ich. „Und das waren vermutlich Leute aus dem Al-Khalili-Clan. Ich nehme an, dass es für Männer wie Nolten oder Schmitt das Höchste ist, wenn sich die Gangster gegenseitig auslöschen.“
Ich beugte mich über Tastatur und klickte etwas auf der Homepage der CHURCH OF JUGDEMENT herum. Wenn es rechtens ist, Osama bin Laden zu töten – wieso erschießen wir dann nicht auch die Drogenbosse vor unserer Haustür?, fragte da ein Kommentator. Das war offensichtlich der Geist, der hier vorherrschend war.
Ich fand schließlich auch eine Übersicht der so genannten Tempel der CHURCH OF JUGDEMENT. Einer der größten war in einer noblen Adresse in Grunewald. Geldprobleme hatte diese Kirche offensichtlich nicht.
„Wir sollten diesem Tempel mal einen Besuch abstatten“, meinte ich.