Читать книгу Spezial Krimi Koffer Juli 2021 - 9 Thriller auf 1500 Seiten - A. F. Morland - Страница 57
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Benny Schmitt trug eine Sonnenbrille und nahm seinen Cappuccino in einem Bistro. Er hatte sich einen Platz am Fenster gesucht. Es war immer besser, alles beobachten zu können, immer die Lage im Blick zu haben. Planung und Übersicht. Das war alles. Das hatte man ihm lange genug eingebläut.
Er kratzte sich an dem Tattoo an seinem Unterarm. Irgendwie hatte er nicht zum ersten Mal das Gefühl, dass es sich um ein juckendes Ekzem handelte. Er wusste, dass das Unsinn war, aber er spürte es trotzdem. Aber das war besser, als wenn er sich plötzlich an den Moment erinnerte, da es ihm gestochen worden war.
Lange her war das.
Sehr lange.
Er war noch klein gewesen. Ein Kind. Aber das Tattoo war mit ihm gewachsen und die etwas verwaschene Form, die die Sonnenblume inzwischen aufwies, kam wohl genau daher.
Ein Mann in einer blauen Windjacke kam durch die Tür.
Er setzte sich zu dem Mann, der sich Benny Schmitt nannte, an den Tisch. Dieser schien ihn zunächst keines Blickes zu würdigen. Er starrte weiter aus dem Fenster, hörte aber damit auf, sich an dem Sonnenblumen-Tattoo zu kratzen.
„Hallo Sven“, sagte Schmitt dann. „Schön, dass du endlich kommst.“
„Es ging nicht schneller. Ich bin bis Meck-Pom gefahren, um den Van zu entsorgen.“
„Was hast du damit gemacht?“
„Ihn irgendwo in den Wäldern abgestellt.“
„Man wird ihn aber finden.“
„Glaub mir, ich habe beim Bund gelernt, wie man ein Fahrzeug tarnt. Es kann lange dauern, bis jemand darauf stößt. Du kannst mir vertrauen.“
„Ich habe ein Problem, Sven.“
„Und das wäre?“
„Ich bin meinen Führerschein los. Keine Ahnung, wo der geblieben ist, aber ich glaube, als ich bei Jacqueline Berentzen war, ist es passiert. So ein Typ hat mich auf dem Flur angerempelt. Danach war er weg.“
„Du hättest dort nie hingehen sollen.“
„Jacqueline wollte das Geld in bar. Andernfalls hätte sie nicht mitgemacht. Sie hat befürchtet, dass die Bullen vielleicht ihre Kontobewegungen überwacht. Und ich glaube, der Verdacht ist nicht ganz unbegründet.“
„Jetzt wird die Polizei auf jeden Fall ihre Konten überprüfen“, meinte Sven.
Wenig später ließ Sven sich einen Donut und einen Milchkaffee bringen. Er zahlte ein so hohes Trinkgeld, dass Karlheinz Pradini, der kahlköpfige Besitzer des Bistros, die Überraschung ins Gesicht geschrieben stand.
„So etwas fällt auf“, meinte Schmitt ein paar Augenblicke später, als Pradini wieder hinter seinen Tresen gegangen war.
„Nun hab dich nicht so“, meinte Sven. „Nimm es cool, so wie bisher. Damit kommt man am weitesten.“
„Ja, ja“, knurrte Benny Schmitt und kratzte sich am Tattoo.
„Eben!“, bestätigte Sven.
„Dann will ich mal hoffen, dass Karlheinz sich nicht an uns erinnert, wenn ihn jemand nach uns fragt“, meinte Schmitt ziemlich düster. „Sven, ich brauche eine Satz neuer Papiere, und zwar umgehend. Verstehst du?“
„Ich werde sehen, was sich machen lässt.“
„Nein, du versuchst, so schnell wie möglich etwas zu arrangieren! Benny Schmitt ist gestorben!“
„Okay, okay. Sonst noch Wünsche?“
„Ich muss die die Klinik und die Zimmernummer wissen, in der Darko Grusic sich zurzeit aufhält. Und dann muss noch die größte Aufgabe erfüllt werden.“
„Du hast sie dir ganz bis zum Schluss gelassen!“
„Richtig. Es wird alles gut, Sven.“ Ein Lächeln erschien auf Schmitts Gesicht, das ansonsten immer ziemlich angespannt wirkte. In diesem kurzen Moment strahlte es so etwas wie Zufriedenheit aus. Ein tiefes Gefühl der Genugtuung durchflutete ihn. „Ich tue das Richtige“, sagte er.
„Daran darfst du nie zweifeln“, sagte Sven.
„Ich weiß. Und es ist ein sehr gutes Gefühl!“
Schmitt atmete tief durch, so als wäre eine zentnerschwere Last von seiner Seele abgefallen.