Читать книгу Klinische Hypnose und Hypnotherapie - Agnes Kaiser Rekkas - Страница 15
1.8 Rapport und Kooperation – Die Basis der heutigen Hypnotherapie
ОглавлениеSie setzt bei uns Therapeuten voraus, an unbewußte Fähigkeiten und Kräfte zu glauben. Unsere eigenen Erfahrungen in Selbsthypnose und die Arbeit mit den Patienten lehren uns, mehr und mehr auf diese Begabungen, die bewußt vorerst nicht zugänglich sind, zu achten und ihnen zu vertrauen.
Eine wesentliche Bedingung für guten Rapport ist die Kunst der subtilen Beobachtung. Üben Sie das Beobachten des Patienten. Fangen Sie bei der Begrüßung an: so z. B. Bewegung, Mimik, Atmung, Sprachfluß, Sprachgebrauch, Grad der Rigidität/Flexibilität in den Denkmustern, Wachsamkeit/Aufmerksamkeit, Gespanntheit, die Fähigkeit sich zu konzentrieren etc. Nehmen Sie den Patienten wahr.
Es ist ein Dilemma, das den Patienten zu uns führt, d. h., er ist in Probleme geraten, die er durch bewußte Prozesse nicht zu lösen vermag. In der Sprache der Hypnose: Seine gelernten Bezugsrahmen sind zu eng geworden, so daß er Gefangener im eigenen System ist. Oft zeigen sich zwei Alternativen, die aber beide nicht zum Erfolg führen oder sogar in Katastrophen enden würden (pathologische Doppelbindung = Pattsituation).
Der Auftrag des Hypnotherapeuten beinhaltet nicht das Ziel, den Patienten neu zu prägen, zu beeinflussen oder (gar noch auf magische Art und Weise) zu manipulieren. Im Gegenteil soll die hypnotische Intervention des Therapeuten den Patienten anleiten, zu seinen eigenen Ressourcen zu finden. Der Therapeut suggeriert nicht, er regt innere Suchprozesse an, er ruft hervor.
Das Prinzip der Kooperation beruht auf dem nutzbringenden Zusammenschluß zweier Fachleute mit unterschiedlichen Kompetenzen auf respektvoller Ebene. Geistige und seelische Prozesse werden dabei auf besondere Art und Weise ins Fließen gebracht, so daß in der Folge therapeutische Veränderungen, für welche Art von Krankheit oder Problematik auch immer, vollzogen werden können. Das geschieht im Trancezustand auf „unabsichtliche“, spielerische Art und Weise, ohne Behinderung durch bewußte Kontrollmechanismen. Hypnose ist somit kein passiver und regressiver Zustand, sondern eine hochmotivierte Verfassung, eine Phase der besonderen inneren Konzentration, eine Zeit des Lernens.
Bestenfalls beobachtet der Patient in aller Ruhe, was sich in seinem Inneren abspielt.
Bestenfalls begleitet der Therapeut ihn dabei mit zugewandter, warmherziger, ruhiger und permissiver Art und fordert ihn auf, dem inneren Prozeß zu folgen und sich für Überraschungen (neue Lösungen, Wendungen, Schmerzbewältigung) zu öffnen.
Der Glaube an die Fähigkeit des Patienten zu dieser unbewußten Leistung und die Sicherheit in der Begleitung sind die potentesten Suggestionen, die wir dem Patienten zu geben vermögen.
(Siehe auch Gilligan 1991)